Jubel von Siebenkämpferin Verena Preiner (AUT)
GEPA/Mario Kneisl
Leichtathletik-WM

Preiner erobert Siebenkampf-Bronze

Verena Preiner hat am Donnerstag bei der WM in Katar für die nächste österreichische Sternstunde gesorgt. Die 24-jährige Oberösterreicherin eroberte Bronze im Siebenkampf und schrieb damit ein weiteres Stück rot-weiß-rote Sportgeschichte. Dank Preiner und Lukas Weißhaidinger darf sich Österreich über die bis dato erfolgreichste WM freuen.

Preiner kam in Katar auf 6.560 Punkte und verpasste ihren heuer im deutschen Ratingen aufgestellten österreichischen Rekord von 6.591 Zählern nur knapp. Die 24-Jährige musste sich nur der Britin Katarina Johnson-Thompson, die mit Jahresweltbestleistung von 6.981 Punkten Gold gewann, und Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Nafissatou Thiam aus Belgien (6.677) geschlagen geben.

Vor Preiner hatte Weißhaidinger im Diskuswurf mit Bronze die erste WM-Medaille bei den Männern aus rot-weiß-roter Sicht geholt. Zweimal Edelmetall bei einer Weltmeisterschaft gab es für Österreichs Leichtathletik bisher noch nie. Preiners Bronze war die insgesamt vierte heimische WM-Medaille. Vor der Siebenkämpferin und Weißhaidinger hatten Hochspringerin Sigrid Kirchmann mit Bronze (1993) und Stephanie Graf mit Silber über 800 m (2001) bei einer WM das Podest erklommen.

Siebenkämpferin Verena Preiner beim Weitsprung
GEPA/Mario Kneisl
Im Weitsprung startete Preiner am zweiten Tag ihre furiose Aufholjagd

„Es ist unglaublich, ich bin überglücklich. Ein Traum“, fasste Preiner nach den abschließenden 800 m im Chalifa-Stadion ihren Gemütszustand in Worte. „Danke an alle, die mich bis hierher unterstützt haben.“ Auch Trainer Wolfgang Adler brauchte einen Moment zum Klardenken. „Wir haben natürlich das Wort Medaille in den Mund genommen, keine Frage. Du musst dich damit auseinandersetzen, wenn du als Entry-List-Fünfte hierherfährst. Aber dann hier zustehen ist natürlich was anderes. Es ist unglaublich, dass wir das heimgebracht haben.“

Furiose Aufholjagd

Als Sechste war Preiner in Doha nach dem ersten Tag und vier Disziplinen schlafen gegangen, mit einer neuen Bestleistung über 100 m Hürden (13,25 Sek.) und der Egalisierung ihres Rekordes über 200 m (23,96 Sek.). Zu Platz drei fehlten nur 34 Zähler, zum ÖLV-Rekord 21. Am Donnerstag gelang ein Auftakt nach Maß: Die 24-Jährige landete im Weitsprung im besten Versuch bei der persönlichen Bestleistung von 6,36 m und katapultierte sich bereits auf Rang vier nach vor – nur noch neun Zähler hinter Bronze.

Verena Preiner erobert Bronze

Die 24-jährige Oberösterreicherin Verena Preiner hat am Donnerstag bei der WM in Katar Bronze im Siebenkampf geholt.

Der Speerwurf verlief dann zäher als erwartet, Preiner steigerte sich allerdings von Versuch zu Versuch bis auf 46,68 Meter. „Der Weitsprung war gut, das war Angriff. Der Speerwurf war solide mit einem weichen Arm“, hatte Trainer Adler bemerkt. „Ich hätte ihn gern ein paar Meter weiter gehabt, das könnte sie auch, aber ich glaube, sie war schon von der Situation her ein bisschen beeindruckt“, sprach er den Umstand an, dass die Medaille in Reichweite gekommen war.

Siebenkämpferin Verena Preiner beim Speerwurf
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Nach dem Speerwurf lag Preiner erstmals auf einem Podestrang

Für die 800 m hatte der Coach „Laufen!“ als einzige Anweisung ausgegeben. „Es bringt nicht viel, wenn wir über Taktik reden. Sie ist eine der stärksten 800-m-Läuferinnen in dem Feld, das soll sie da drinnen einfach zeigen. Sie wird schnell rennen“, sagte er voraus. Das tat Preiner dann auch und lief in ihrer Paradedisziplin die Medaille sicher nach Hause. Ihre 800-m-Bestleistung von 2:07,74 Min. erreichte sie mit 2:08,88 nicht, wurde in ihrem Lauf aber hinter der neuen Weltmeisterin Johnson-Thompson Zweite.

Stetiger Aufstieg

Preiner setzt sich seit 2014 international in Szene. Es begann mit Platz neun bei der Junioren-WM in Eugene. 2015 wurde sie Vierte bei der U23-EM in Tallinn, 2016 landete sie bei ihrem Großereignis-Debüt in der Allgemeinen Klasse bei der EM in Amsterdam auf Platz sieben. 2017 holte sie bei der Hallen-EM in Belgrad Platz sechs (Fünfkampf) und bei der U23-EM in Bydgoszcz die Silbermedaille mit neuem österreichischen U23-Rekord im Siebenkampf. Damit war sie für die Freiluft-WM in London qualifiziert, stieg auf Rang 18 liegend vor dem abschließenden 800-m-Lauf nach einem Asthmaanfall aber aus.

Vor einem Jahr in Berlin lieferte Preiner als Achte mit 6.337 eine neue persönliche Punktebestleistung ab. 2019 verlief trotz zwei Verletzungen im Sprunggelenk bravourös: Im Fünfkampf erst Staatsmeisterin, dann Hallen-EM-Sechste in Glasgow mit persönlicher Bestmarke. Im Siebenkampf erbrachte sie auf Teneriffa mit 6.472 das Limit für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio und pulverisierte nur drei Wochen später in Ratingen den ÖLV-Rekord von der jahrelangen Nummer eins in Österreich, Ivona Dadic. Letztgenannte hatte in Doha wegen einer Muskelzerrung bereits über 100 m Hürden aufgeben müssen. „Hol dir die Medaille“, hatte Dadic aber ihrer Landsfrau Preiner mit auf den Weg gegeben.