Josip Ilicic (SLO) und Martin Hinteregger (AUT)
GEPA/Philipp Brem
EM-Qualifikation

Mit Qualität und Reife in Richtung EM

Nur noch ein Punkt fehlt Österreichs Fußballnationalmannschaft, um sich zum dritten Mal nach 2008 und 2016 für eine EM-Endrunde zu qualifizieren. Möglich gemacht wurde das auch durch den 1:0-Erfolg der ÖFB-Mannschaft am Sonntag auswärts gegen Slowenien, der Zeichen für die Qualität und Reife war, die derzeit in der Elf von Franco Foda steckt.

Stefan Posch erzielte im Stadion Stozice von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana vor 16.000 Zuschauern, darunter zumindest 800 Fans aus Österreich, bereits in der 21. Minute per Kopf nach einem Corner von Valentino Lazaro den entscheidenden Treffer. Es war das erste Tor des 22-jährigen Hoffenheim-Verteidigers in seinem erst vierten Länderspiel.

Österreich ist damit das einzige Team aus Gruppe G, das gegen die heimstarken Slowenen in Ljubljana gewinnen konnte. Polen (0:2) und Israel (2:3) verloren, Nordmazedonien spielte unentschieden (1:1). Ohne die verletzten Marko Arnautovic und David Alaba wurde der fünfte Sieg in den letzten sechs Spielen bei einem Remis (0:0 gegen Polen) eingefahren. Auch dieser Umstand ist ein Indiz dafür, welche positive Entwicklung das ÖFB-Team in den letzten Monaten durchlaufen hat.

Fußball: Österreich besiegt Slowenien

Das ÖFB-Team gewann am Sonntag auswärts gegen Slowenien mit 1:0.

„Ein großer Schritt in die richtige Richtung“

„Ich will heute keinen hervorheben, weil es alle super gemacht haben. Es war ein großer Schritt in die richtige Richtung“, meinte ÖFB-Teamkapitän Julian Baumgartlinger nach dem Match in der Tiefgarage des Stadions, die zur Pressezone umfunktioniert worden war. Baumgartlinger war die positive Aufregung nach dem Erfolg gegen einen energisch auftretenden Gegner noch immer anzumerken.

Holen Baumgartlinger und Co. am 16. November in Wien gegen Nordmazedonien zumindest ein Remis, dann ist der Weg zur EM 2020 frei. Zu früh feiern wollte der Leverkusen-Legionär aber nicht. Dafür hat der 31-Jährige schon zu viel erlebt. „Wir haben auch schon lehrreiche Jahre hinter aus. Wir wissen, was passieren kann, wenn man glaubt, es passt schon alles. Das kann auch relativ schnell in die andere Richtung kippen. Wir wollen jetzt auch das vorletzte Spiel gewinnen.“

„Eine Riesenmentalitäts- und -energieleistung“

Dass die Qualifikation für die paneuropäischen Titelkämpfe im nächsten Sommer bereits am vorletzten Spieltag geschafft werden kann, ist ein Umstand, der nach der 0:1-Heimniederlage zum Auftakt gegen Polen und der deutlichen 2:4-Auswärtspleite gegen Israel im März noch in weiter Ferne schien. Deswegen lobte Baumgartlinger den „Turnaround“ des Teams nach dem Fehlstart in höchsten Tönen.

„Das war eine Riesenmentalitäts- und -energieleistung der Mannschaft und des gesamten Teams. Es war nicht leicht nach zwei Niederlagen und noch acht Spielen vor uns, so zu spielen. Es ist viel auf uns eingeprasselt. Es war natürlich viel Wut da und eine ‚Jetzt erst recht‘-Einstellung, diese Quali wieder in die richtige Richtung zu lenken und sie nicht einfach so über uns ergehen zu lassen. Auch das ist eine Qualität.“

Viel Qualität im Spiel

Der Schlüssel zum Erfolg, in diesem, wie auch schon den letzten Spielen, ist die mannschaftliche Geschlossenheit, mit der das ÖFB-Team derzeit auftritt. Es werden immer spielerische Lösungen gesucht. „Die zweiten Bälle waren alle da. Das ist der fußballerische Unterschied, weil wir die Qualität und Sicherheit haben, nicht nervös zu werden.“

Konrad Laimer (AUT) gegen Jasmin Kurtic (SVN)
APA/Robert Jaeger
Konrad Laimer ist aus der ÖFB-Elf nicht mehr wegzudenken

„Das ist ein Zeichen guter Qualität, dass wir die Bälle nicht mehr wegschießen, wenn wir unter Druck sind. Sondern sichern und dann sofort die gegnerischen Linien überspielen, wenn der Gegner tief steht. Wir haben mit Tino, Sabi und Conny (Lazaro, Sabitzer und Laimer, Anm.) super Umschaltspieler.“ Tatsächlich kontrollierten die rot-weiß-roten Kicker stets das Geschehen. So musste ÖFB-Schlussmann Cican Stankovic erst in der 29. Minute den ersten Schuss der Slowenen halten und war auch später nie ernsthaft gefordert.

Einsatz von Posch macht sich bezahlt

„Wir sind im Kollektiv momentan sehr stark. Egal wer reinkommt, macht Topspiele. Das zeichnet uns derzeit aus“, ist Baumgartlinger überzeugt. So wie beim Goldtorschützen Stefan Posch, bei dem lange Zeit gar nicht klar war, ob er aufgrund eines Blutergusses an der Hüfte überhaupt spielen würde können.

„Das war ein sehr schöner Moment. Ich glaube, ich habe es noch gar nicht richtig realisiert. Es war ein wichtiges Tor für die Mannschaft und für Österreich“, so Posch, der auf der rechten Seite auch gut mit Valentino Lazaro harmonierte. „Ich habe lange überlegt, weil ich eigentlich noch Schmerzen habe. Aber ich wollte dann spielen, und der Teamchef hat zugestimmt. Es hat sich ausgezahlt. Wir haben alles reingehaut, wenig Chancen zugelassen. Jetzt steht uns nichts mehr im Weg. Ich hoffe, dass wir in Wien schon feiern können.“

Glück muss man sich auch verdienen

Dass es dazu kommen kann, lag auch an zwei Entscheidungen des türkischen Schiedsrichters Cünyet Cakir, der in zwei strittigen Situationen in der ersten Hälfte positiv für Österreich urteilte. Bei einem vermeintlichen Handspiel von Arnautovic-Ersatz Michael Gregoritsch im eigenen Strafraum und bei einem Foul von hinten durch Andreas Ulmer gab es keine gröberen Konsequenzen für die ÖFB-Elf. Die Szenen, die das Spiel auch in die andere Richtung hätten kippen lassen können, sahen die ÖFB-Kicker übrigens zu ihren Gunsten.

„Für mich war das kein Elfer, denn ich hatte die Hand eindeutig angelegt“, meinte Stürmer Gregoritsch. Und Ulmer kommentierte seine Attacke von hinten gegen Roman Bezjak in der 36. Minute mit einem verschmitzten Lächeln so: „Ich bin mit höherem Tempo hingekommen und bin ins Rutschen gekommen. Er hat mich dann aufgefangen.“ Teamkapitän Baumgartlinger meinte hingegen: „Wenn es einen Videoassistenten gäbe, wäre vielleicht die Rote Karte gezeigt worden. Aber vielleicht haben wir uns das Glück auch verdient.“

In Wien eine „historische“ Quali feiern

Inter-Mailand-Legionär Lazaro, der sich in Italien noch kein Stammleiberl erspielen konnte, war derselben Meinung: „Wir haben wieder alles rausgehaut und bewiesen, dass wir so ein Resultat auch über die Zeit bringen. Wir waren in vielen Momenten, vor allem zum Schluss, clever genug, nichts mehr zuzulassen. Heute war die Mentalität, unbedingt gewinnen zu wollen, zu spüren.“

Auch Lazaro führt die aktuelle Stärke auf den Prozess zurück, der hinter der Mannschaft nach dem Fehlstart liegt: „Wir haben uns das Selbstvertrauen nach den Niederlagen zu Beginn selbst zurückgeholt. Wir wollten allen zeigen, dass wir Qualität haben.“ Zum endgültigen Beweis fehlt nur noch ein Punkt. „Hoffen wir, dass wir alle gemeinsam in Wien den letzten Schritt machen können“, meinte Teamkapitän Baumgartlinger. Nicht nur er hofft dabei auf ein volles Happel-Stadion am 16. November gegen Nordmazedonien. Und Lazaro war überzeugt: „Wenn wir das schaffen, ist es eine historische Quali.“

EM-Qualifikation, Gruppe G, achter Spieltag

Sonntag:

Slowenien – Österreich 0:1 (0:1)

Ljubljana, Stadion Stozice, 16.000 Zuschauer, SR Cakir (TUR)

Tor: 0:1 (21.) Posch

Slowenien: Oblak – Stojanovic, Al. Struna, M. Mevlja, Balkovec – Krhin (79./Popovic), Kurtic – Bezjak (61./Zajc), Ilicic, Verbic (69./Beric) – Sporar

Österreich: Stankovic – Posch, Dragovic, Hinteregger, Ulmer – Ilsanker, Baumgartlinger – Lazaro (88./Trimmel), Sabitzer (92./Kainz), Laimer – Gregoritsch (83./Onisiwo)

Gelbe Karten: Struna, Bezjak bzw. Ulmer, Hinteregger, Laimer, Sabitzer

Rote Karte Popovic (89./Tätlichkeit)