Eliud Kipchoge (KEN) bei seiner 1:59-Challenge im Ziel
Reuters/Lisi Niesner
Marathon

Kipchoges Werbung für VCM unbezahlbar

Eliud Kipchoge hat mit seinem historischen Rekordlauf, bei dem er am Samstag im Wiener Prater die Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern in 1:59:40 als erster Mensch unter zwei Stunden absolviert hat, nicht nur Leichtathletik-Geschichte geschrieben, sondern auch unbezahlbare Werbung für den Vienna City Marathon (VCM) betrieben.

Auch wenn die unter „Laborbedingungen“ erbrachte Leistung des Kenianers wegen der häufigen Wechsel der Schrittmacher nicht als Weltrekord anerkannt wird, bezeichnete der Weltverband (IAAF) die Leistung als einen der „größten bahnbrechenden Meilensteine der Geschichte der Leichtathletik“. Die VCM-Organisatoren, die die „Ineos 1:59 Challenge“ als lokaler Veranstalter durchführten, wollen davon für den jährlich im Frühling stattfindenden Stadtmarathon profitieren.

„Wien ist jetzt die Heimat für den schnellsten Marathon der Welt und auf immer mit dem ersten 1:59-Marathon verbunden“, sagte VCM-Veranstalter Wolfgang Konrad. „Wir haben hart darum gekämpft, Eliud Kipchoge und seinen Lauf nach Wien zu holen. Die internationale Anerkennung durch die Erfolge des Vienna City Marathon der letzten Jahre, darunter die Auftritte von Haile Gebrselassie und Paula Radcliffe, haben uns dabei geholfen.“

Eliud Kipchoge (KEN) läuft beim Lusthaus vorbei
AP/The INEOS 1:59 Challenge/Andrew Baker
Das berühmte Lusthaus im Prater ist auch beim Vienna City Marathon jährlich ein Wendepunkt

„Der 1:59-Marathon in Wien ist ein Auftrag, das Konzept der Internationalisierung des Vienna City Marathon voranzutreiben“, betonte Konrad. „Der enorme sportliche und mediale Erfolg bietet eine goldene Chance für die Stadt Wien, eine nachhaltige Stärkung des VCM und des Laufsports zu forcieren, um wirtschaftlich, gesundheitspolitisch und sportlich zu profitieren, jedes Jahr und langfristig für die Zukunft.“

„Wien hat Platz auf der Weltkarte des Sports“

VCM-Geschäftsführer Gerhard Wehr, der Kipchoge und dessen Familie (Ehefrau Grace und die Kinder Lynne, Griffin und Gordon) am Montag auf einem Stadtbummel durch Wien begleitete, stand auch zwei Tage danach noch im Bann des erfolgreichen Projekts: „Wir sind stolz darauf, dass dieser legendäre Lauf in Wien stattgefunden hat, und stolz auf die Organisationsleistungen, die unser Team erbracht hat, in hervorragender Kooperation mit den Wiener Behörden und in enger Abstimmung mit den globalen Partnern des Events.“

„Aufgrund der Größe und Komplexität der Veranstaltung war es unglaublich, zu sehen, wie alle Teile zusammengepasst haben. Es war ein Teamerfolg in jeder Hinsicht. Dazu gehört das großartige Interesse der Zuschauer, die zum Teil stundenlang ausgeharrt haben, um sich die besten Plätze zu sichern, und Eliud Kipchoge begeistert angefeuert haben. Es gibt nur ein erstes Mal. Wien hat damit einen Platz auf der Weltkarte des Sports fix eingenommen“, sagte Wehr.

Kipchoge von Strecke und Fans begeistert

Kipchoge, der mit seinen 2018 in Berlin gelaufenen 2:01:39 Stunden auch den offiziellen Marathon-Weltrekord hält, war von der Prater Hauptallee, dem Herzstück des Rekordversuchs, begeistert. „Die Strecke ist wirklich fantastisch schnell. Man kann hier auch auf kürzeren Distanzen großartige Zeiten laufen“, sagte der 34-Jährige.

Der Olympiasieger von Rio de Janeiro 2016 hält es laut einer VCM-Aussendung auch für möglich, dass einmal in einen regulären, nach IAAF-Regeln durchgeführten Marathon im Prater die Zweistundenmarke unterboten wird. „Ich weiß aber nicht, ob ich es bin, der das kann“, fügte Kipchoge hinzu.

Einen großen Anteil am Glücken des Projekts schrieb der Kenianer den Zigtausenden Fans zu. „Die Zuschauer haben mir beim Lauf sehr geholfen. Es waren so viele Menschen aus der ganzen Welt hier, eine unglaubliche Stimmung.“ Auch das VCM-Team erhielt einen speziellen Dank: „Ohne Euch wäre die Geschichte nicht möglich gewesen.“

Weltweites Aufsehen

Kipchoges Lauf in Wien hat die Welt in Atem gehalten, alle großen Medien der Welt haben darüber berichtet. Mehr als 30 TV-Sender strahlten in 200 Ländern aus, allein der offizielle YouTube-Stream der „Ineos 1:59 Challenge“ hält derzeit bei knapp fünf Millionen Aufrufen.

Auch die internationale Presse überschlug sich größtenteils in Lobeshymen auf den Rekordläufer: „Eliud Kipchoge erfindet den Marathon neu“, schrieb die französische „L’Equipe“. „Die Denkmäler der Leichtathletik-Geschichte sind unauslöschlich in die Erinnerung eingraviert. Jetzt kommt ein weiterer Sockel im Pantheon des Sports hinzu“, so die britische „The Times“. Die „Gazzetta dello Sport“ meinte: „Die Traditionalisten werden es nicht zu schätzen wissen. Aber in Wien wurde am 12. Oktober 2019 Geschichte geschrieben.“