Dominic Thiem und Daniil Medwedew
APA/AFP/Getty Images/Minas Panagiotakis
Tennis

Harte Konkurrenz für Thiem in Wien

Auf Österreichs Tennisaushängeschild Dominic Thiem wartet vom 21. bis 27. Oktober „eines der größten Highlights des Jahres“. Der Weltranglistenfünfte ist aus heimischer Sicht einmal mehr das Zugpferd der mit 2,44 Millionen Euro dotierten Erste Bank Open 500 in Wien. Die internationale Konkurrenz beim topbesetzten Stadthallenturnier ist aber groß.

Thiem hat nach dem erfolgreichen China-Trip mit dem Turniersieg beim ATP-500-Event in Peking sowie dem Viertelfinal-Einzug beim „1.000er“ in Schanghai viel Selbstvertrauen für sein Heimspiel in Wien getankt. In dieser Form ist für den Niederösterreicher das Österreich-Double auf jeden Fall möglich, im Sommer feierte er in Kitzbühel seinen lang ersehnten ersten ATP-Titel auf österreichischem Boden.

Zehnter Wien-Start von Thiem

Thiems Bilanz in der Stadthalle ist jedoch ausbaufähig. Der 26-Jährige, der am Mittwoch erstmals in Wien trainierte, tritt bereits zum zehnten Mal beim Wiener Tennisklassiker an. Abgesehen von seinem Debüt 2010 als 17-Jähriger in der Qualifikation war er immer im Hauptbewerb dabei. Seine Matchstatistik in der Bundeshauptstadt ist allerdings mit acht Siegen und ebenso vielen Niederlagen „nur“ ausgeglichen.

Erste Bank Open mit Dominic Thiem

Dominic Thiem fiebert seinem Heimturnier in der Wiener Stadthalle in der kommenden Woche entgegen.

Großes Ziel des Lokalmatadors bleibt natürlich, erstmals auch am Wochenende noch aufzuschlagen. Bisher stand Thiem zweimal im Viertelfinale: 2013 verlor er als 20-Jähriger ein legendäres Match gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga erst im Tiebreak des dritten Satzes. Im vergangenen Jahr war gegen den Vorjahresfinalisten Kei Nishikori Endstation. Der japanische Weltranglistenneunte musste für die kommende Turnierwoche wegen einer Schulterverletzung absagen.

Drei US-Open-Halbfinalisten dabei

Das Teilnehmerfeld kann sich aber trotz der Absagen von Nishikori, Enfant terrible Nick Kyrgios (AUS/Schulterverletzung) und Juan Martin del Potro (ARG/Wien-Triumphator 2012), der nach einem Kniescheibenbruch im Juni sein Comeback verschieben musste, mehr als sehen lassen. Neben Thiem sind mit den beiden Russen Daniil Medwedew und Karen Chatschanow zwei weitere Top-Ten-Stars dabei.

Dominic Thiem (AUT) und Herwig Straka
GEPA/Ch. Kelemen
Die Vorfreude auf das Stadthallenturnier ist bei Lokalmatador Thiem und seinem Manager und Wien-Turnierdirektor Straka groß

Der topgesetzte Weltranglistenvierte Medwedew ist auch einer von drei Halbfinalisten der diesjährigen US Open in New York, die in der Stadthalle aufschlagen. Die anderen beiden sind der Bulgare Grigor Dimitrow und der italienische Aufsteiger des Jahres, Matteo Berrettini, der in der Vorwoche in Schanghai gegen Thiem reüssiert hat.

Straka macht sich „keine Sorgen“ um Medwedew

Mit Medwedew begrüßt Turnierdirektor und Thiem-Manager Herwig Straka den formstärksten Spieler der ATP-Tour erstmals bei den Erste Bank Open. Der Russe holte in Schanghai seinen vierten Saisontitel und erreichte in den vergangenen sechs Turnieren immer das Endspiel. Zudem triumphierte der 23-Jährige bei drei seiner letzten vier Turniere, lediglich im US-Open-Finale zog er gegen Rafael Nadal den Kürzeren.

„Medwedew ist wahrscheinlich der beste Spieler im zweiten Halbjahr auf der Tour, der durch seine Spielweise einfach alle schlagen kann und jeden Schlag beherrscht. Er ist eine würdige Nummer eins in Wien und wird für Dominic sicherlich sehr schwer zu biegen sein“, sagte Straka gegenüber ORF.at.

Dass der 1,98 m große Moskauer am Dienstag kurzfristig für sein Heimevent zurückgezogen hat, sieht der Steirer relativ gelassen. „Als Veranstalter begutachtet man natürlich immer, was so passiert. Ich bin mit seinem Management im Kontakt. Die Antwort war, dass er nach seinen Extremwochen im positiven Sinne der letzten Zeit sehr müde ist. Bis jetzt ist alles in Ordnung, ich hoffe auch, dass es so bleibt. Wir haben einen guten Austausch, also mache ich mir einmal keine Sorgen.“

Russisches Toptrio in der Stadthalle

Straka hat aber neben dem topgesetzten Medwedew auch dessen Landsmänner Chatschanow (ATP-Nummer neun) und Andrej Rublew (ATP-Nummer 31), die übrigens ebenso wie Medwedew bisher einmal gegen Thiem gewonnen haben, auf der Rechnung. „Die Russen sind natürlich für Wien relativ interessant und alle drei in einer sehr guten Verfassung. Es ist ihnen viel zuzutrauen, weil sie auf einem guten Weg sind und attraktives Tennis spielen“, sagte der 53-Jährige.

Matteo Berrettini (ITA)
GEPA/Matthias Hauer
Berrettini zählt zu den Senkrechtstartern der Saison

Der Steirer kennt die Stärken der schärfsten Thiem-Rivalen: „Bei Chatschanow ist der höchste Druck mit Aufschlag und Vorhand, bei Rublew genau das Gegenteil. Er ist eher ein Defensivspieler, der sehr aggressiv spielen kann. Und Medwedew beherrscht alles. Da wächst eine sehr gute Generation heran. Schön, dass alle drei in Wien sind.“

Lob für Shootingstar Berrettini

Mit dem Weltranglistenelften Berrettini ist ein weiterer gefährlicher Außenseiter in Wien am Start. Der aufschlagstarke Italiener beendete in Schanghai den Siegeslauf von Thiem und kämpft noch um die Teilnahme an den ATP Finals in London. „Er ist absolut einer der Topspieler der nächsten Jahre und sehr schwer für Dominic zu spielen. Er hat eine unglaublich schnelle Vorhand und einen sehr starken Rückhandslice“, sagte Straka über den 23-Jährigen.

Einem ehemaligen Weltranglistendritten, der derzeit lediglich auf Rang 27 im ATP-Ranking steht, traut der Turnierboss in der Stadthalle viel zu. „Dimitrow habe ich relativ weit oben auf der Liste, weil er im Prinzip gut in Form ist und leider ab und zu unter seinem Wert geschlagen wird. Ich glaube, dass er auch in Wien weit kommen kann“, sagte Straka über den US-Open-Halbfinalisten.