Schiedrichter überprüft Szene am Bildschirm
Reuters/Paul Childs
Bundesliga

„Gewaltiger Aufwand“ für VAR-Einführung

Am Donnerstag haben der ÖFB und die heimische Bundesliga die Einführung des „Video Assistant Referee“ (VAR) verkündet. Bevor der Videobeweis aber im März 2021 auch in Österreich eingesetzt werden kann, wartet auf die Verantwortlichen viel Arbeit. ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach von einem „gewaltigen Aufwand“ und meinte damit nicht nur Kosten und technische Umsetzung, sondern auch das zusätzliche Personal und die Schulung aller Beteiligten.

An der Sinnhaftigkeit des Projekts zweifelt niemand. Im Gegenteil: Referee Julian Weinberger sprach aus Schiedsrichtersicht von einem „tollen Tag. Das ist eine neue Ära in der Bundesliga.“ Die Unparteiischen waren in den vergangenen Monaten nach diversen umstrittenen Entscheidungen vermehrt in die Kritik gekommen, die Rufe nach dem Videobeweis immer lauter geworden.

Letztlich hatten Bundesliga und ÖFB die ursprünglich für 2022/23 anvisierte Einführung dann vorgezogen. „Wir haben festgestellt, dass sich viele Nationen unserer Größenordnung aktiv involviert haben. Für uns ist es wichtig, dass wir nicht Vorreiter, aber auch nicht Nachzügler sind“, betonte Windtner, nachdem auch vergleichbare Ligen wie die Schweiz, Belgien, die Niederlande, Polen, Griechenland und Tschechien auf den VAR setzen. Bis zur Umsetzung ist aber viel zu tun.

Bundesliga führt Videobeweis ein

In der österreichischen Fußballbundesliga wird mit dem Finaldurchgang im März 2021 der Videoschiedsrichter zum Einsatz kommen.

Umfangreiche Schulungen notwendig

Pro Spiel müssen beispielsweise mindestens vier Kameras vorhanden sein, die Bilder dem VAR zugänglich gemacht werden. Auch beim Personal bedeutet es einen Mehraufwand: Zum Videoschiedsrichter kommen noch dessen Assistent sowie zwei technische Operatoren. Den Pool der Kandidaten sollen vorrangig aktive, aber auch Schiedsrichter nach Ende ihrer aktiven Karriere bilden. Die Schiedsrichter werden ab kommendem Frühjahr auf das neue System vorbereitet.

Zunächst werden sie in einem theoretischen Training auf die grundsätzliche Vorgangsweise eingeschult und anschließend in „Offline-Trainings“ mit den technischen Gegebenheiten vertraut gemacht. Danach kommen simulierte Szenen und kurze Spielsituationen auf dem Feld hinzu. Abgerundet wird die Ausbildung ab September 2020 mit dem VAR-Einsatz in Testspielen im Nachwuchs- und Damen-Bereich.

„Das sind realistische Ziele, die wir veranschlagt haben“, sagte der für den Spielbetrieb der Liga zuständige David Reisenauer. Noch offen sei, ob die Videoschiedsrichter in einer eigens dafür eingerichteten Zentrale oder in Übertragungswägen direkt vor dem jeweiligen Stadion arbeiten werden. Die Liga will vorerst Erfahrungsberichte sammeln.

1,5 Millionen Euro laufende Kosten

Nicht geplant ist die Einführung der Torlinientechnologie. „Das ist eine finanzielle Hürde, die wir uns derzeit nicht leisten können“, sagte Ligavorstand Christian Ebenbauer. Der heimische Fußball hat an den Kosten für den VAR ohnehin zu knabbern, galt die Technologie bisher doch für einige kleinere Clubs als zu teuer.

Eine Million Euro kostet das Projekt in der Einführungsphase, diese Kosten wird der Fußballbund übernehmen. 1,5 Millionen Euro müssen dann im laufenden Betrieb pro Saison veranschlagt werden. Diese Kosten wird die Bundesliga übernehmen, sie werden auf die Vereine aufgeteilt. Die Clubs hatten sich „einstimmig“ für die Einführung ausgesprochen. „Es ist viel Geld, aber eine nützliche Investition für den österreichischen Fußball“, sagte Windtner.

„Es sorgt auch dafür, dass unsere Schiedsrichter durch den regelmäßigen Einsatz des VAR auch für den Einsatz bei Endrunden und internationalen Bewerben optimal vorbereitet sind.“

Bundesliga-Vorstand Ebenbauer über Videoschiedsrichter

Im Interview erklärt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer die Entscheidung zum „Video Assistent Referee“ (VAR).

Fünf Checks pro Spiel erwartet

Für Ebenbauer macht der Videoassistent den Fußball gerechter. Er gehe davon aus, dass der VAR pro Spiel fünfmal für Checks genutzt werde, wie Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen würden. Diese Checks sollen „im Rahmen“, also unter einer Minute bleiben. Im Vergleich mit anderen Unterbrechungen wie Spielerwechseln oder Behandlungspausen ist das keine große zusätzliche Belastung. Im Durchschnitt wird alle drei Spiele eine klare Fehlentscheidung geändert.

Schiedsrichter Julian Weinberger während Presskonferenz
APA/Herbert Pfarrhofer
Bei vier bestimmten Szenen kommt der VAR zum Einsatz, wie Schiedsrichter Julian Weinberger erklärt

Der Videoschiedsrichter soll nur bei offensichtlichen Fehlentscheidungen in Bezug auf Tore, Rote Karten, Elfmeterentscheidungen und Spielerverwechslungen eingreifen. Vereinfacht gesagt wird in den genannten Fällen in aller Stille von einem Videoassistenten überprüft, ob der Schiedsrichter etwas übersehen hat.

Besteht der Verdacht auf eine klare Fehlentscheidung, wird das dem Referee auf dem Spielfeld mitgeteilt. In einer Spielunterbrechung entscheidet der Schiedsrichter dann, ob er sich die Szene noch einmal ansieht, dem Videoassistenten mit dessen Empfehlung einfach glaubt oder er bei seiner Entscheidung bleibt.