Kenki Fukuoka
APA/AFP/Odd Andersen
Rugby-WM

Japaner bereit für nächste Überraschung

Japan hat mit dem erstmaligen Einzug ins Viertelfinale der Rugby-WM für große Begeisterung im Gastgeberland gesorgt. Mit sensationellen Vorrundensiegen gegen Irland und Schottland gewannen die „Brave Blossoms“ (tapferen Kirschblüten) die Gruppe A vor den beiden etablierten europäischen Schwergewichten. Nun hoffen viele Japaner im Viertelfinale am Sonntag auf eine weitere Überraschung gegen Mitfavorit Südafrika.

Japans überraschender Siegeszug weckt Hoffnungen, dass gegen die „Springboks“ ein erneutes Wunder gelingt. So wie das „Wunder von Brighton“, als der Außenseiter Japan bei der WM 2015 gegen den zweifachen Weltmeister Südafrika einen 34:32-Sieg erkämpfte und damit für eine der größten Sensationen der Rugby-WM-Geschichte sorgte.

Sogar „All Blacks“ sind beeindruckt

Mit ihrem für den Aufstieg entscheidenden 28:21-Sieg über die Schotten haben die Ostasiaten neue Fans erobert. Steve Hansen, Cheftrainer der in Japan äußerst beliebten „All Blacks“ aus Neuseeland, hat Japans Einzug ins Viertelfinale so beeindruckt, dass er froh ist, dass seine Champions dank der Auslosung erst im Endspiel am 2. November auf die Gastgeber treffen könnten. Für Hansen gehört Japan jetzt nicht mehr zu den Teams der zweiten Reihe. „Sie sind jetzt in den Top Acht der Welt und sie spielen Qualitätsrugby“, sagte der Coach.

„Von jetzt an haben wir nichts mehr zu verlieren“, sagte Japans Technikcoach Yuichiro Fujii. Nach dem Erreichen des Viertelfinales sei der Druck der Öffentlichkeit weg. Jetzt werde man sich selbst unter Druck setzen – und dann den Druck auf Südafrika legen, so Fujii.

Der Sieg über Schottland bescherte den TV-Stationen Einschaltquoten von über 50 Prozent. Die „Brave Blossoms“ begeistern mittlerweile die breite Masse – und sorgen zu einer Zeit für ermutigende Nachrichten, da die Nation unter den Folgen eines der heftigsten Taifune seit Jahrzehnten mit Dutzenden Toten leidet. Die Mannschaft widmete den historischen Erfolg über die Schotten auch den Opfern der verheerenden Naturkatastrophe. „Wir sind dankbar für die Gelegenheit, Japan zu inspirieren“, sagte Kapitän Michael Leitch.

Japanische Fans
AP/Christophe Ena
Die Erfolge der „Brave Blossoms“ bei der Heim-WM haben in Japan einen Rugby-Boom entfacht

Bemerkenswerte Begeisterung

Die Begeisterung ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Geschichte der Nationalmannschaft von Ausländern geprägt wurde. Teamkapitän Leitch zum Beispiel ist gebürtiger Neuseeländer, genau wie Headcoach Jamie Joseph, der früher für die „All Blacks“ und später für Japan spielte. Zwar tut sich die rechtskonservative Regierung des Landes schwer, das homogene Japan für Immigranten zu öffnen. Die Begeisterung für ihr Rugby-Team zeigt jedoch, dass das für die jüngere Generation kein Tabu mehr ist.

Ob der neu entfachte Boom nach der Heim-WM andauern wird, wird sich indes zeigen müssen. Jetzt heißt es erst einmal, sich auf die Südafrikaner vorzubereiten. „Wir beginnen von null und bauen jeden Tag auf“, sagte Leitch. Kurz vor Beginn der WM verloren die Japaner gegen die „Springboks“ allerdings mit 7:41. Aber jetzt scheint die Ausgangslage anders. „Wir sind jetzt an Druck gewöhnt und haben eine bessere Konzentration“, erklärte Leitch und ergänzte: „Wir streben nach höheren Zielen. Wir wollen Geschichte schreiben.“