Daniil Medvedev
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Tennis

Medwedew sagt auch für Wien ab

Daniil Medwedew hat nach seinem Verzicht auf sein Heimturnier in Moskau auch für die Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle abgesagt. Das teilte Turnierdirektor Herwig Straka am Donnerstagabend in einer Presseaussendung mit. Als Grund gab der Weltranglistenvierte wie schon zuvor „Erschöpfung“ an.

„Daniil Medwedew hat nach der Absage für Moskau noch zwei Tage zugewartet, wie sich sein körperlicher Zustand entwickelt. Aber nach seinem extrem intensiven Programm in den vergangenen Wochen ist er völlig entkräftet und kann daher in Wien leider nicht antreten“, erklärte Straka.

Medwedew hat in der laufenden Saison nicht weniger als 76 Matches (59 Siege, 17 Niederlagen) auf der ATP-Tour bestritten. Von den letzten sechs Turnieren, die er seit August absolvierte, hat Medwedew drei gewonnen (Cincinnati, St. Petersburg, Schanghai). Zudem erreichte er in Washington, Montreal und bei den US Open jeweils das Endspiel.

Thiem nun als Nummer eins gesetzt

Die Absage von Medwedew hat zur Folge, dass Dominic Thiem bei seinem Heimturnier als Nummer eins gesetzt sein wird. Der Weltranglistenfünfte ist damit einmal mehr das Zugpferd bei dem mit 2,44 Millionen Euro dotierten ATP-500-Turnier.

Thiem hat nach dem erfolgreichen China-Trip mit dem Turniersieg beim ATP-500-Event in Peking sowie dem Viertelfinal-Einzug beim „1.000er“ in Schanghai viel Selbstvertrauen für sein Heimspiel in Wien getankt. In dieser Form ist für den Niederösterreicher das Österreich-Double auf jeden Fall möglich, im Sommer feierte er in Kitzbühel seinen lang ersehnten ersten ATP-Titel auf österreichischem Boden.

Zehnter Wien-Start von Thiem

Thiems Bilanz in der Stadthalle ist jedoch ausbaufähig. Der 26-Jährige, der am Mittwoch erstmals in Wien trainierte, tritt bereits zum zehnten Mal beim Wiener Tennisklassiker an. Abgesehen von seinem Debüt 2010 als 17-Jähriger in der Qualifikation war er immer im Hauptbewerb dabei. Seine Matchstatistik in der Bundeshauptstadt ist allerdings mit acht Siegen und ebenso vielen Niederlagen „nur“ ausgeglichen.

Erste Bank Open mit Dominic Thiem

Dominic Thiem fiebert seinem Heimturnier in der Wiener Stadthalle in der kommenden Woche entgegen.

Großes Ziel des Lokalmatadors bleibt natürlich, erstmals auch am Wochenende noch aufzuschlagen. Bisher stand Thiem zweimal im Viertelfinale: 2013 verlor er als 20-Jähriger ein legendäres Match gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga erst im Tiebreak des dritten Satzes. Im vergangenen Jahr war gegen den Vorjahresfinalisten Kei Nishikori Endstation. Der japanische Weltranglistenneunte musste für die kommende Turnierwoche wegen einer Schulterverletzung absagen.

Zwei US-Open-Halbfinalisten dabei

Gleiches gilt für Enfant terrible Nick Kyrgios (AUS/Schulterverletzung) und Juan Martin del Potro (ARG/Wien-Triumphator 2012), der nach einem Kniescheibenbruch im Juni sein Comeback verschieben musste. Neben Thiem ist mit dem Weltranglistenachten Karen Chatschanow aus Russland nur noch ein weiterer Top-Ten-Star dabei. In der Wiener Stadthalle schlagen aber immerhin zwei Halbfinalisten der diesjährigen US Open in New York auf: Der Bulgare Grigor Dimitrow und der italienische Aufsteiger des Jahres, Matteo Berrettini, der in der Vorwoche in Schanghai gegen Thiem reüssiert hat.

Dominic Thiem (AUT) und Herwig Straka
GEPA/Ch. Kelemen
Die Vorfreude auf das Stadthallenturnier ist bei Lokalmatador Thiem und seinem Manager und Wien-Turnierdirektor Straka groß

Als härteste Konkurrenten von Thiem in Wien hat Turnierdirektor Straka die beiden Russen Chatschanow und Andrej Rublew (ATP-Nummer 31), die übrigens ebenso wie Medwedew bisher einmal gegen den Niederösterreicher gewonnen haben, auf der Rechnung. „Die Russen sind natürlich für Wien relativ interessant und in einer sehr guten Verfassung. Es ist ihnen viel zuzutrauen, weil sie auf einem guten Weg sind und attraktives Tennis spielen“, sagte der 53-Jährige.

Straka kennt die Stärken der schärfsten Thiem-Rivalen: „Bei Chatschanow ist der höchste Druck mit Aufschlag und Vorhand, bei Rublew genau das Gegenteil. Er ist eher ein Defensivspieler, der sehr aggressiv spielen kann.“

Lob für Shootingstar Berrettini

Mit dem Weltranglistenelften Berrettini ist ein weiterer gefährlicher Außenseiter in Wien am Start. Der aufschlagstarke Italiener beendete in Schanghai den Siegeslauf von Thiem und kämpft noch um die Teilnahme an den ATP Finals in London. „Er ist absolut einer der Topspieler der nächsten Jahre und sehr schwer für Dominic zu spielen. Er hat eine unglaublich schnelle Vorhand und einen sehr starken Rückhandslice“, sagte Straka über den 23-Jährigen.

Matteo Berrettini (ITA)
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Berrettini zählt zu den Senkrechtstartern der Saison

Einem ehemaligen Weltranglistendritten, der derzeit lediglich auf Rang 27 im ATP-Ranking steht, traut der Turnierboss in der Stadthalle viel zu. „Dimitrow habe ich relativ weit oben auf der Liste, weil er im Prinzip gut in Form ist und leider ab und zu unter seinem Wert geschlagen wird. Ich glaube, dass er auch in Wien weit kommen kann“, sagte Straka über den US-Open-Halbfinalisten.