Kawhi Leonard (LA Clippers)
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NBA

Favoriten kommen diesmal aus Los Angeles

Erstmals seit dem Titelgewinn 2015 starten nicht die Golden State Warriors als Favorit in die in der Nacht auf Mittwoch (MESZ) beginnende 74. Saison der National Basketball Association (NBA). Nach der Verpflichtung von Kawhi Leonard und Paul George gelten die Los Angeles Clippers für die Buchmacher als erster Anwärter auf die Larry O’Brien Championship Trophy, knapp gefolgt von den Los Angeles Lakers.

Die Clippers, die allerdings noch nie das NBA-Finale erreicht haben, sind auch für Österreichs NBA-Pionier Jakob Pöltl „auf dem Papier“ der Favorit. „Alleine von den Spielern, die sie haben, kann es schon ein sehr starkes Team sein. Sie haben aber noch kein einziges reguläres Saisonspiel miteinander gespielt. Man muss erst sehen, wie sie zusammenspielen“, sagte der 24-jährige Wiener.

Das gilt ebenso für andere Titelkandidaten nach den zahlreichen Spielerwechseln im Sommer. Bereits in den ersten Stunden nach Öffnen des Transferfensters wurden Verträge von in Summe mehr als drei Milliarden Dollar fixiert.

Lakers haben 17. Titel im Visier

Die Lakers hatten da schon längst eine Einigung mit den New Orleans Pelicans erzielt, um sich im Zuge eines Tauschgeschäfts die Dienste von Anthony Davis zu sichern. Der Forward/Center soll nun gemeinsam mit dem dreifachen NBA-Champion LeBron James den 17. Titel für „Purple & Gold“ fixieren. Mit diesem würden die Lakers mit Rekordchampion Boston Celtics gleichziehen.

LeBron James und Anthony Davis, 2018
AP/Jae C. Hong
2018/19 spielten Anthony Davis und LeBron James noch gegeneinander, heuer sind sie Teamkollegen bei den Lakers

„Wenn wir nicht die Meisterschaft gewinnen, können wir diese Saison nicht als Erfolg werten“, sagte General Manager Rob Pelinka schon und nährte damit die Hoffnungen der leidgeplagten Fans. Denn die bisher letzte Play-off-Teilnahme der Lakers datiert nämlich aus dem Jahr 2013.

Richtungsweisendes Derby zum Auftakt

Gleich zum Saisonauftakt kommt es zum ersten Derby zwischen den beiden Clubs aus Los Angeles, wobei die Clippers noch ohne George auskommen müssen. Der von Oklahoma City Thunder gekommene Small Forward ist nach Operationen an beiden Schultern erst im November wieder einsatzfähig. Doch auch ohne den All-Star werden die Clippers schon ein Prüfstein für die Lakers sein.

Vor allem in der Defensive verfügt das Team von Coach Doc Rivers, der 2008 mit den Celtics Meister wurde, über „furchteinflößendes Potenzial“, wie es George nannte. Neben ihm und Leonard, der die Toronto Raptors in der abgelaufenen Saison zum Titel führte und als wertvollster Spieler (MVP) der Finalserie ausgezeichnet wurde, zählen auch Patrick Beverley, Maurice Harkless und Rodney McGruder zu den Topverteidigern der besten Basketballliga der Welt.

Kawhi Leonard und Paul George (LA Clippers)
AP/Ringo H.W. Chiu
Kawhi Leonard (l.) und Paul George sollen die Clippers zur ersten Finalteilnahme und zum Titelgewinn führen

Curry bei Warriors besonders gefordert

Bei den Golden State Warriors, die fünfmal in Folge im NBA-Finale standen und dabei dreimal (2015, 2017 und 2018) den Titel holten, ist dagegen vor allem „Scharfschütze“ Stephen Curry besonders gefordert. Denn sein „Splash Brother“ Klay Thompson wird nach einem im sechsten Endspiel gegen Toronto erlittenen Kreuzbandriss zumindest bis Februar ausfallen, sollte aber rechtzeitig zum Play-off-Start Mitte April wieder topfit sein.

Nach dem Abgang von Kevin Durant, der sich nach seinem Achillessehnenriss im Sommer den Brooklyn Nets angeschlossen hat, verfügen die von Oakland nach San Francisco übersiedelten „Dubs“ noch über vier All-Stars: Neben Thompson wurde auch Defensivspezialist Draymond Green verpflichtet, während Aufbauspieler D’Angelo Russell (zuvor Brooklyn) neu bei Golden State ist und vor allem Kapitän Curry entlasten soll.

„Wir haben noch immer genug Spieler, die den Unterschied ausmachen können“, sagte Curry, der überzeugt ist, dass Golden State auch ohne Durant den Titel holen kann. „Solange wir diesen Kern mit dieser Erfahrung und Championship-DNA haben, werden wir auch dieses Ziel verfolgen. Wir werden es nur etwas anders angehen. Über Jahre wurden wir gejagt, nun können wir selbst wieder auf die Jagd gehen.“

Auch Rockets und Bucks wollen mitmischen

Weil die Warriors wie die Clippers und Lakers in der Pacific Division spielen, kommt es im Grunddurchgang gleich zu jeweils vier direkten Vergleichen dieser Topteams. Und auch die Houston Rockets wollen in der Western Conference ganz vorne mitmischen, wobei Topscorer James Harden nun anstelle von Chris Paul sein ehemaliger Oklahoma-City-Teamkollege Russell Westbrook zur Seite steht. In der Eastern Conference gelten die Milwaukee Bucks um den griechischen Vorjahres-MVP Giannis Antetokounmpo als klarer Favorit.

Für den Pöltl-Club San Antonio Spurs wäre dagegen schon der Play-off-Einzug ein Erfolg und gleichbedeutend mit einer historischen Bestmarke: Das Team von Trainerlegende Gregg Popovich hätte dann mit 23 Postseason-Teilnahmen en suite den Rekord der Philadelphia 76ers übertroffen, die von 1950 bis 1971 (bis 1963 als Syracuse Nationals) 22-mal in Serie das Play-off erreicht hatten.