Dominic Thiem
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Tennis

Thiem geht ohne Druck in Wien-Heimspiel

Das Warten hat für die Wiener Tennisfans ein Ende. Österreichs Top-Ten-Star Dominic Thiem bestreitet am Dienstag (Beginn nicht vor 17.30 Uhr, live in ORF Sport + und im Livestream) seine Erstrundenpartie gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. Thiems Vorfreude auf die Erste Bank Open 500 in der Stadthalle ist groß: „Ich bin bis in die Haarspitzen heiß.“

Der Niederösterreicher ist in Wien bis dato noch nie über das Viertelfinale (2013 und 2018) hinausgekommen, das soll sich beim bereits zehnten Antreten in der Bundeshauptstadt ändern. „Ich hatte eine sehr gute Woche. Ich habe am Mittwoch das erste Mal in der Halle gespielt und hatte auch danach sehr gute Trainings. Am Sonntag und Montag habe ich das Pensum ein bisschen runtergeschraubt. Ich bin ‚ready‘ für das Match und freue mich riesig darauf.“

Mit dem französischen Publikumsliebling Tsonga wartet auf Thiem ein alter Bekannter. 2013 musste er sich dem Wien-Triumphator 2011 und -Finalisten 2016 und 2017 erst im Tiebreak des dritten Satzes geschlagen geben. Damals war Thiem 20 Jahre alt und im Ranking 149., Tsonga ein etablierter Top-Ten-Mann. Diesmal sind die Vorzeichen anders: Thiem ist die Nummer fünf der Welt und Nummer eins des Turniers, der 34-jährige Tsonga als ATP-Nummer 36 Außenseiter.

Thiem trifft am Dienstag auf Tsonga

Sechs Jahre nach dem Viertelfinal-Aus gegen Tsonga beim Turnier in der Wiener Stadthalle bekommt Thiem am Dienstag die Chance auf Revanche.

Noch kein Sieg gegen Tsonga

Im Head-to-Head führt Tsonga aber mit 2:0. „Ich habe schon lang nicht mehr gegen ihn gespielt, das letzte Mal 2016 in Indian Wells (Zweisatzniederlage, Anm.). Er hatte verletzungsbedingt eine Schwächephase im Vorjahr und ist jetzt unglaublich zurückgekommen. Vor einigen Wochen hat er das Turnier in Metz gewonnen. Seine ganz großen Stärken haben sich nicht verändert. Ich werde versuchen, seinen Aufschlag und seine Vorhand zu entschärfen.“

Dominic Thiem und Jo-Wilfried Tsonga auf dem Dach des Erste Campus in Wien
APA/Philipp Carl Riedl
Thiem und Tsonga hatten im Rahmen einer PR-Aktion viel Spaß über den Dächern Wiens

Thiem will im Hit gegen den 18-fachen Turniersieger, der 17 Titel davon auf Hartplatz geholt hat, den Schwung von der erfolgreichen Asien-Tour mitnehmen. „Es wird ein ziemliches aufschlaglastiges Spiel werden. Wir servieren beide ziemlich gut. Ich muss derjenige sein, der am Drücker ist und möchte auch einige Punkte am Netz abschließen. Ich bin damit in China sehr gut gefahren“, so das ÖTV-Ass.

Thiem will Stimmung aufsaugen

Von der Erwartungshaltung der Wiener Tennisfans möchte sich der Lokalmatador nicht unter Druck setzen lassen. „Ganz kann man diese nicht ausblenden, aber meistens hilft das Publikum. Die paar Prozent, die fehlen, wenn es nicht so läuft, das kann dann mit den Leuten viel leichter werden. Die Stimmung zu genießen, dass fast alle hinter mir stehen, ist etwas Wunderschönes. Deswegen will ich nichts ausblenden, sondern das Ganze genießen. Und mit Hilfe des Publikums ein paar Prozent mehr rausholen“, unterstrich Thiem.

Die raren Heimevents im ATP-Kalender haben für den 26-Jährigen einen „besonders hohen Stellenwert“. Die Begründung liegt auf der Hand: „Wien und Kitzbühel sind die einzigen Wochen auf der Tour, in denen ich zu Hause spiele. Deswegen ist das ein großes Highlight, und deswegen will ich besonders gut abschneiden. Es wäre ehrlich gesagt auch eine große Enttäuschung, falls es nicht so laufen würde. Es kann aber passieren, ich will mir nicht so viel Druck machen. Die Welt wird sich auch weiterdrehen, wenn ich es nicht gewinne.“

Dominic Thiem und Thomas Muster
APA/Hans Punz
Thiem stand Turnierbotschafter Muster im „Tom’s Talk“ im Foyer der Wiener Stadthalle Rede und Antwort

Thiems Erinnerungen an das Stadthallenturnier 2018 sind trotz der Viertelfinal-Niederlage nicht schlecht. „Es war das beste Turnier seit 2013 (Viertelfinal-Aus gegen Tsonga, Anm.). Im Vorjahr hat Nishikori einfach sehr gut gespielt. Mit jedem Jahr werde ich erfahrener. Ich weiß auch immer besser, wann ich was machen muss, damit ich beim ersten Match voll ‚ready‘ am Platz stehe. Das Wichtigste ist, dass ich beim Match zu hundert Prozent da bin. Das habe ich in Kitzbühel, wo ähnlich viel Rummel wie hier ist, sehr gut geschafft.“

Muster als Wunschlösung beim ATP-Cup?

Gesprächsthema in der Wiener Stadthalle waren am ersten Turniertag auch Medienberichte, wonach Tennisikone Thomas Muster sowohl bei der ATP-Cup-Premiere zu Jahresbeginn in Australien als Österreichs Teamkapitän als auch bei den French Open 2020 als Thiems Supercoach neben dem Chilenen Nicolas Massu fungieren könnte. Von Thiem gab es in Hinblick auf den Höhepunkt der Sandplatzsaison ein klares Dementi: „Es gibt keine Pläne für Paris. Es ist noch gar nichts fixiert oder besprochen worden.“

Für den ATP-Cup in Brisbane, Perth und Sydney ist Muster dagegen für Thiem sehr wohl ein Thema. „Ich darf als Nummer eins den Captain aussuchen. Da hat es schon Gespräche mit Tom gegeben, mal schauen, was da passiert. Ich hoffe, dass er es macht, weil er eine absolute Legende ist. Im Zuge dessen sind natürlich andere Gerüchte (über die French Open, Anm.) aufgekommen, die alle nicht stimmen.“

Thiem bekräftigte allerdings auch, dass ihn Muster als persönlicher Coach weiterbringen könne: „Das steht komplett außer Zweifel. Wenn ein Spieler Nummer eins war, einen Grand-Slam-Titel gewonnen hat und 44 Titel geholt hat, dann liegt auf der Hand, dass das helfen würde. Wenn es irgendwer einmal machen würde bzw. ich wen fragen würde, dann wäre es er.“