Christian Mitter (OESV)
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

Neuer Damen-Chef soll frischen Wind bringen

Christian Mitter, der Jürgen Kriechbaum als sportlicher Leiter der ÖSV-Damen abgelöst hat, soll in der am Samstag mit dem Damen-RTL in Sölden (10.00/13.00 Uhr, live in ORF1) beginnenden Weltcup-Saison für frischen Wind sorgen. „Es gibt Tausende Skitrainer. Es ist also eine Ehre, so einen Job zu bekommen. Dem möchte ich gerecht werden“, sagte Mitter.

Der 39-jährige Steirer ist nach zwölf Jahren in Norwegen zum ÖSV gewechselt, zuletzt hatte er als Herren-Chef mit Stars wie Aksel Lund Svindal, Kjetil Jansrud und Henrik Kristoffersen Riesenerfolge gefeiert.

Mitter ist durchaus froh, wieder in Österreich zu sein. Da kam eine „fachliche Uneinigkeit“ mit einigen Physiotherapeuten in Norwegen fast schon recht, um den Wechsel zu erleichtern. Die Ansprüche im neuen Job seien ähnlich. „Ich verspüre hier den gleichen Druck wie in Norwegen.“

„Das Interesse am Alpin-Sport ist riesig“

Den größte Unterschied sah Mitter zunächst in der Verbandsstruktur. In Norwegen dominiere Nordisch, sei alles kleiner und zentraler. Hierzulande habe man hingegen eine föderalistische Struktur. „Man wächst auf als Steirer, Salzburger, Tiroler und skifahrerisch erst in zweiter Linie als Österreicher. Daraus ergeben sich auch andere, größere Strukturen. Und das Interesse am Alpin-Sport ist hier in Österreich natürlich riesig.“

Christian Mitter und Toni Giger (OESV)
GEPA/Andreas Pranter
Mitter feilt mit dem neuen ÖSV-Sportdirektor Toni Giger an den Plänen für den kommenden Winter

Mitter ist einer von drei mit dem Wintersport verbundenen Söhnen Wolfgang Mitters, des ehemaligen Organisators der nordischen WM 1999 sowie Beraters des russischen Skiverbands. Bruder Mark arbeitet im Herren-Slalom-Team, Andreas bei Deutschlands Skispringern. Christian Mitter hat BWL studiert, war längere Zeit im Ausland und wird seine noch in Östersund lebende Familie mit den beiden Kleinkindern nach Österreich nachkommen lassen. Am 1. Dezember wird Mitter 40.

„Es sind alles Profis“

Nun Athletinnen zu coachen sei nicht zwingend ein Stilbruch, sagte der Trainer. „Ich sehe da keinen so großen Unterschied zwischen Ski-Herren und -Damen. Es sind alles Profis, alle wollen das Maximale herausholen. Die Mädchen sind offen für professionelle Ansagen.“ Von den ÖSV-Damen ist Mitter beeindruckt. „Es wurde hier gute Arbeit gemacht.“

Die Situation sei aber sehr unterschiedlich. „Im Speed sind wir ganz oben und müssen an der Spitze bleiben. Bei den Technik-Damen, speziell im Riesentorlauf, sind wir hingegen absolut die Jäger, die aufholen müssen. Es ist eine coole Herausforderung.“ Bei dieser vertraut er auf grundlegende Dinge. „Niemand ist mit dieser evolutionär gesehen ja eher unnützen Bewegung, die man bei einem Schwung auf Ski machen muss, auf die Welt gekommen. Diese Bewegung muss man also üben. So oft und gut wie möglich, damit man das dann irgendwann auch bei Renntempo draufhat.“

„Dann kann man auch direkt sein“

Als „harten Hund“ sieht sich der Steirer nicht. „Eher als direkt.“ Eine Tonart, die bei den ÖSV-Damen aber offenbar gut ankommt. „Es muss hundertprozentiges Vertrauen da sein, dass man das Beste will. Dann kann man in einem Business, in dem Leistung zählt, auch direkt sein“, sagte Mitter. „Es braucht also Klarheit und Wahrheit. Alles andere ist verschwendete Zeit.“ Die ÖSV-Damen seien offen dafür. „Mit ihnen muss man nicht um den Busch reden, sondern kann direkt sein.“

Organisatorisch hat Mitter mit der Einführung einer weiteren Trainingsgruppe reagiert. Wie in Norwegen – da hatte sich selbst Superstar Kristoffersen die Zähne ausgebissen – ist für ihn auch bei den ÖSV-Damen das Team der Star. Die Sonderstellung für Anna Veith begrüßt er aber. „Annas Fall ist ein ganz anderer. Sie hat die ganze Skination auf ihren Schultern getragen. In dem einen Fall waren Energie und Ressourcen gestört, bei Anna ist das absolut gut.“ Auch in der Causa Katharina Liensberger reagierte Mitter pragmatisch und nominierte die Vorarlbergerin trotz des Skiwechselhickhacks für Sölden ohne Qualifikation. „Sie ist die Nummer zwölf, eine der Besten der Welt.“

Keine zu großen Erwartungen für Sölden

Veith war 2015 Österreichs letzte Weltcup-Gesamtsiegerin. Es werde mit Sicherheit seine Zeit brauchen, bis Österreich wieder eine seriöse Kandidatin auf die große Kristallkugel habe. „Ho ruck geht das nicht.“ Bis dahin gelte: „Das coolste sind die Tagessiege. Der Tag, an dem man die Beste war. Der Gesamtweltcup ist nur eine Folge davon.“

Die Erwartungen für den Saisonauftakt in Sölden und damit das erste Rennen unter seiner Führung sind für Mitter überschaubar. Mit Stephanie Brunner fehlt die beste Riesentorläufern verletzt, Veith ist nach ihrem Kreuzbandriss noch nicht rennbereit. „Wir sind dezimiert. Es wäre also vermessen zu meinen, dass wir das Rennen dominieren werden“, sagte Mitter augenzwinkernd. Er sieht seine Athletinnen auf dem Gletscher eher in „Lauerstellung“. „Sie sollen das Rennen als Chance und nicht als Bedrohung sehen.“