Der Weltrat des Motorsportverbands (FIA) segnete entsprechende Pläne am Donnerstag einstimmig ab. Das gaben die Führung der Rennserie und die FIA nach rund zwei Jahren intensiver Arbeit mit Fahrern und Rennställen am Rande des Grand Prix der USA in Austin bekannt.
„Es war immer unser Ziel, den Wettkampf und die Action auf der Strecke zu verbessern und außerdem den Sport gesünder und attraktiver zu machen“, sagte Formel-1-Boss Chase Carey. Formel-1-Sportchef Ross Brawn ergänzte: „Wir wollen den Sport so großartig wie möglich machen. Das ist das Prinzip, das wir immer im Kopf haben werden.“
„Sexier“ Look für Formel-1-Boliden
Der Rennstall Williams zeigte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter in einem kurzen Video, was sich an den Boliden alles ändert: Statt der bisherigen 13-Zoll-Räder werden 18-Zoll-Niederquerschnittsreifen montiert. Die seitlichen Lufteinlässe werden geändert, es gibt ein neues Unterbodendesign und auch ein neues Heck- und Frontflügelkonzept. Diese aerodynamischen Änderungen sollen den Fahrer wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Auf der Formel-1-Website wird der neue Look als „sexier“ bezeichnet.
Aktuelle Formel-1-Fahrzeuge können bis zur Hälfte ihres Anpressdrucks verlieren, wenn sie einem anderen Fahrzeug folgen, da die von der Führungsmaschine abgespulte „schmutzige Luft“ die verfügbare „saubere Luft“ verringert. Hauptziel der Reform war es, diese „schmutzige Luft“ zu verringern. bei den neuen Boliden wird der Luftstrom des voranfahrenden Fahrzeuges sauberer und höher in die Luft gehoben. Der nachfolgende Pilot hat somit mehr Bodenhaftung (bis zu 86 Prozent), als es derzeit der Fall ist, und kann damit leichter überholen.
Ergebnisse im Windkanal „außergewöhnlich“
Pat Symonds, Cheftechniker der Formel 1, bezeichnete die Ergebnisse, die im Windkanal erzielt wurden, als „außergewöhnlich“. Sie seien „tatsächlich über das hinaus, was ich dachte, als wir mit dem Projekt begannen“, erklärte das Formel-1-Urgestein, das u. a. Chefingenieur bei Renault und Renningenieur von Rekordweltmeister Michael Schumacher war.
Maximal 175 Millionen US-Dollar (rund 157 Millionen Euro) sollen künftig pro Rennstall und Jahr ausgegeben werden dürfen. Ausgenommen davon sind aber beispielsweise die Fahrergehälter und Reisekosten. „Das ist immer noch eine hohe Zahl, aber wir betrachten das als ersten Schritt“, sagte FIA-Präsident Jean Todt. Zu den Änderungen bei Technik und Design der Wagen meinte der Franzose: „Wir wollen eine engere WM und weniger vorhersehbare Rennen.“ Todt sprach von einem „Wendepunkt“ für den Sport.
Standardisierte Einheitsteile werden eingeführt
Die Rennställe um Mercedes und Ferrari werden künftig viele ihrer Freiheiten bei der Entwicklung verlieren. Es sollen standardisierte Einheitsteile eingeführt werden, damit wird es weniger Unterschiede zwischen den Boliden gibt. Das senkt die Ausgaben. Um solche und andere Überlegungen hatte es zuletzt hitzige Debatten gegeben. Insgesamt war die Erstellung des größten Reformpakets in der Formel-1-Historie ein zäher Prozess mit jeder Menge Meinungen. Ob alle Teams ab 2021 weiter dabei sind, entscheiden diese noch selbst.
„Die neuen Regeln werden bestimmt nicht allen gefallen, aber wir werden einen ausgeglicheneren Wettbewerb haben“, sagte Carey. In den vergangenen sechs Jahren hatte Branchenführer Mercedes jeweils die WM-Titel bei Konstrukteuren und Fahrern geholt. Geht es nach Carey und Co., wird es solche Serien künftig nicht mehr geben. Jeder soll die Chance auf den Sieg haben. Ob das so kommt, muss sich zeigen.
Schwerere Autos, langsamere Rundenzeiten
Die Autos werden durch die Veränderungen schwerer und die Rundenzeiten mehrere Sekunden langsamer. „Das ist natürlich insgesamt nicht das, was wir wollen. Aber man muss einen Kompromiss finden“, sagte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen, der sich auf mehr Überholmanöver freut. Künftig könnte der Niederländer mit seinen Rivalen aber sogar noch öfter fahren. 2020 sind noch 22 Rennen geplant, bis zu 25 Grands Prix sind danach möglich. Dafür wird das Programm von vier auf nur noch drei Tage pro Wochenende gestrafft.
Insgesamt sei es das Ziel, dass „die Formel 1 weniger komplex und einfacher zu verstehen sein“ soll. Außerdem haben sich die Bosse zum Ziel gesetzt, nachhaltiger zu werden. „Wir setzen künftig mehr auf Umweltbewusstsein. In diesem Prozess wollen wir weltweit eine Führungsrolle übernehmen“, sagte Formel-1-Boss Carey.