Reinhold Ranftl (LASK) jubelt
AP/Kerstin Joensson
Europa League

Furioser LASK fertigt PSV Eindhoven ab

Österreichs Vizemeister LASK hat am Donnerstag am vierten Spieltag der Europa League auf der ausverkauften Linzer Gugl gegen PSV Eindhoven eine furiose Vorstellung abgeliefert und sein niederländisches Pendant mit 4:1 (0:1) nach Hause geschickt. Die Athletiker haben nun auch den Aufstieg ins Sechzehntelfinale in der eigenen Hand.

Dabei begann alles mit einer kalten Dusche, als Daniel Schwaab ein Elfmetergeschenk früh zur Führung der Gäste verwertete (5.). Doch der formstarke LASK ließ sich nicht beirren, spielte die Holländer letztlich regelrecht an die Wand und belohnte sich dank Treffern von Reinhold Ranftl (56.), Dominik Frieser (60.) und Joao Klauss (77./82.).

Damit haben die Oberösterreicher, die in der Gruppe D auf Rang zwei kletterten, das direkte Duell mit PSV für sich entschieden. Mit einem Sieg in drei Wochen beim noch punktelosen Schlusslicht Rosenborg Trondheim (0:2 gegen Neo-Tabellenführer Sporting Lissabon) kann der LASK bereits den Aufstieg fixieren, sofern das nunmehr seit fünf Partien sieglose Eindhoven die Parallelpartie in Portugal verliert.

LASK fertigt Eindhoven ab, WAC unterliegt Basaksehir

Der WAC verliert gegen Istanbul Basaksehir klar mit 0:3, der LASK feiert hingegen einen fulminanten 4:1-Erfolg gegen PSV Eindhoven.

Ohne Änderung ins nächste Highlight

LASK-Trainer Valerien Ismael schickte dieselbe Startelf auf den Platz, die vor zwei Wochen in Eindhoven ein 0:0 geholt hatte, während sein früherer Teamkollege bei Bayern München, PSV-Trainer Mark van Bommel, eine Änderung vornehmen musste. Steven Bergwijn, der im Hinspiel den LASK vor viele Probleme gestellt hatte, fehlte verletzungsbedingt – wie abermals der 16-fache Saisontorschütze Donyell Malen. An Bergwijns Stelle stürmte der ehemalige Leipzig-Legionär Bruma.

Nach zwei Auswärtsspielen, vor dem durchaus glücklichen Remis in den Niederlanden hatten die Linzer eine bittere 1:2-Niederlage in Lissabon kassiert, kehrten die Athletiker in ihrer ersten internationalen Gruppenphase wieder auf die Gugl zurück, wo sie 14.000 Zuschauer im ausverkauften Ausweichstadion empfingen.

Das hatte mit den zuletzt gezeigten Leistungen der eigenen Mannschaft zu tun, mit PSV gastierte allerdings auch der Sieger des Europacups der Landesmeister 1988 sowie 24-fache niederländische Meister in Oberösterreich, also der prominenteste Gegner in einem Pflichtspiel seit Inter Mailand 1985.

Kalte Dusche nach Fehlpfiff

Das Spiel begann allerdings wie eine Highlightpartie aus der jüngeren Vereinsgeschichte. Wie im Play-off zur Champions League gegen Club Brügge bekamen die Gäste früh einen Elfmeter zugesprochen – und abermals war es eine Fehlentscheidung, die dieses Mal der rumänische Referee Radu Petrescu traf. Bei einer Hereingabe von Denzel Dumfries schützte James Holland sein Gesicht und bekam den Ball an die Hand, was auch zu ahnden war. Doch die Aktion fand nicht im Strafraum statt, was das rumänische Schiedsrichterteam im Eifer nicht erkannte.

Es wurde also wie schon gegen Brügge auf Elfmeter entschieden (4.), doppelt bitter: In dieser Phase des Bewerbs gibt es noch keinen Video Assistent Referee (VAR). Der Einsatz desselbigen half aber auch in der Königsklasse nichts. Schwaab war es ohnehin egal, der PSV-Verteidiger traf sicher links unten, ÖFB-Teamtormann Alexander Schlager lag in der falschen Ecke (5.) und musste sich anders als im Hinspiel, wo er mit zahlreichen Paraden geglänzt hatte, früh geschlagen geben.

Daniel Schwaab (PSV Eindhoven) trifft per Elfmeter
APA/AFP/Joe Klamar
PSV-Verteidiger Schwaab traf für die Gäste vom Punkt sicher zur frühen Führung

Der LASK präsentierte sich aber alles andere als in Schockstarre und agierte wohl auch mit der Wut im Bauch, hatte man sich doch für dieses Spiel so viel vorgenommen und wollte vieles besser machen als im ersten Duell. In den ersten Reaktionen auf den Rückstand prüfte Reinhold Ranftl Eindhoven-Tormann Jeroen Zoet (8.), Marko Raguz verfehlte das Gehäuse vom Fünfer per Kopf (11.), und auch bei einem abgespielten Freistoß fehlte Thomas Goiginger nicht viel (13.).

18:1-Torschüsse zur Halbzeit

Es ging in dieser Tonart auch weiter. Der LASK hatte mehr Spielanteile, wusste auch das Mittelfeld gut zu überbrücken, doch dann wurde es in der Gefahrenzone so richtig eng. Da fehlte den Oberösterreichern bisweilen die Durchschlagskraft, die ganz großen Ausgleichschancen blieben vorerst aus. Der LASK fand durch weitere Michorl-Schüsse (20./36./44.) und einem Raguz-Kopfball (33.) weitere Möglichkeiten vor, die vorerst beste Chance vergab Dominik Frieser nach einem Michorl-Freistoß, den Trauner per Kopf in den Rückraum zurücklegte. Doch der Abschluss traf Erick Gutierrez knapp vor der Linie (37.).

Und PSV? Das so gefährliche Umschaltspiel der Niederländer hatten die Gastgeber im Griff, und auch sonst hielten die Linzer die Gäste in Schach. Die Halbzeitstatistik wertete schließlich zwar sagenhafte 18:1-Torschüsse zugunsten des LASK aus, doch nur zwei gingen auch auf das Tor. Und der einzige von Eindhoven saß bereits in Minute fünf.

LASK dreht die Partie

Der LASK kam hochmotivert aus der Kabine und setzte dort fort, wo er vor der Pause aufgehört hatte. Zunächst hatten die weiterhin stark aufspielenden Oberösterreicher aber vorne nicht das Glück auf ihrer Seite. Nach einer Ecke von Michorl beförderte Trauner den Ball per Kopf auf das Tor, doch der Ball kam zu zentral, und Zoet wehrte auf Pablo Rosario ab, schließlich konnte Cody Gakpo vor der Linie klären.

In der Defensive hatten die Linzer dann das nötige Glück, als bei einer der wenigen Unachtsamkeiten Dumfries rechts druchbrechen konnte und das Gehäuse des ansonsten kaum beschäftigten Schlager knapp verfehlte (51.). Fünf Minuten später war es dann aber aus Linzer Sicht endlich so weit, Ranftl erzielte den überfälligen Ausgleich: Nach einem Angriff über links konnte PSV den Ball nicht aus der Gefahrenzone bringen und der Rechtsverteidiger zog nahe der Strafraumgrenze mit links und ohne Kompromisse ab – Zoet kam zwar noch heran, aber er lenkte das Leder letztlich ins Tor ab (56.).

Dominik Frieser jubelt
AP/Kerstin Joensson
Dominik Frieser ließ nach seinem Treffer zur 2:1-Führung seiner Freude freien Lauf

Coach Ismael animierte das Publikum, und angetrieben von der ausverkauften Kulisse legte der LASK nur vier Minuten später nach. Erst klärte noch Rosario bei einem Abschluss von Marvin Potzmann auf der Linie (59.). Eine Minute später hatte Goiginger Ballglück, zwang aber Zoet zu einer Parade nach rechts, wo Frieser zur Führung abstaubte (60.) – und das Stadion endgültig zum Hexenkessel werden ließ.

Größter Erfolg seit Sieg gegen Inter

In der Folge geriet der Linzer Erfolg nur noch einmal in Gefahr, als Schlager wie im Hinspiel seine Künste unter Beweis stellte und alleine gegen Bruma die Führung hielt (74.). Denn im Finish war es „Joker“ Klauss vorbehalten, diese noch auszubauen. Nach zwei Flanken von Ranftl und Goiginger traf der Brasilianer jeweils per Kopf (77./82.). Der LASK spielte den niederländischen Vizemeister an die Wand, und der bisher als größte internationale Linzer Erfolg geltende 1:0-Sieg gegen Inter vor 34 Jahren hatte einen würdigen Nachfolger gefunden. Im Gegensatz zu damals ist der Aufstieg nun auch zum Greifen nah.

Stimmen zum Spiel

Valerien Ismael (LASK-Trainer): „Das ist eine Sternstunde für die Mannschaft, für die Fans, für die Stadt Linz und für den österreichischen Fußball. Das war eine unglaubliche Leistung von der ersten bis zur letzten Minute. Ich denke, dass das heute ein Deja-vu war. So haben wir einen ungerechten Elfmeterpfiff gegen uns erhalten, in der zweiten Halbzeit wurde dann ein klarer Strafstoß für uns nicht gepfiffen. Wir haben uns jedoch nicht aus der Bahn werfen lassen. Die Mannschaft hat grandios gespielt.“

Mark van Bommel (PSV-Trainer): „Der LASK hat eine Spielweise, gegen die man sehr schwierig spielt. Da muss man Ruhe haben und gut nach vorne spielen, das haben wir einige Male auch gemacht. Wir haben auch den Elfmeter bekommen, leider haben wir es aber nicht besser genützt. Zweite Halbzeit hat der LASK noch mehr Gas gegeben, da ist es schwierig gewesen. Wir sind nicht in der Lage gewesen, das Spiel zu drehen. Wir haben im Heimspiel sehr viele Chancen gehabt, hier war es andersrum. Der LASK hat das genützt, und wir nicht.“

Europa League, vierter Spieltag

Donnerstag:

LASK – PSV Eindhoven 4:1 (0:1)

Stadion der Stadt Linz, 14.000 Zuschauer, SR Petrescu (ROU)

Torfolge:
0:1 Schwaab (5./Elfmeter)
1:1 Ranftl (56.)
2:1 Frieser (60.)
3:1 Klauss (78.)
4:1 Klauss (82.)

LASK: A. Schlager – Wiesinger, Trauner, Filipovic – Ranftl (81./Renner), Holland, Michorl, Potzmann – Goiginger, Raguz (69./Tetteh), Frieser (61./Klauss)

PSV: Zoet – Dumfries, Schwaab, Viergever, Sadilek – Rosario, Ihattaren, Gutierrez – Doan (64./Catic), Bruma, Gakpo

Gelbe Karten: Trauner, Tetteh bzw. Schwaab, Ihattaren