Jubel des LASK
GEPA/Jasmin Walter
Europa League

Sternstunde für LASK gegen PSV

Der LASK hat am Donnerstag mit einem fulminanten 4:1-Heimsieg gegen PSV Eindhoven nicht nur einen großen Schritt Richtung Aufstieg ins Sechzehntelfinale gemacht. Die Linzer feierten auch den größten internationalen Sieg ihrer Clubgeschichte und dürfen sich vor allem aufgrund der gezeigten Leistung in ihrem Weg bestätigt fühlen.

„Es ist eine Sternstunde für den Verein, für die Mannschaft, für die Fans, für die Stadt und für den österreichischen Fußball. Es war eine unglaubliche Leistung von der ersten bis zur letzten Minute", sagte LASK-Trainer Valerien Ismael nach dem Triumph über den 24-fachen niederländischen Meister. Trainer und Spieler rangen nach der Partie teilweise um Worte, die Taten sprachen aber ohnehin für sich.

Die furiose Leistung der Hausherren drückte sich nicht nur durch das Ergebnis aus, sondern vor allem durch die Torschussstatistik: Am Ende hatte der LASK bei seinem bis jetzt höchsten Sieg in einem UEFA-Hauptbewerb 30 Torschüsse abgegeben. In der zweiten Hälfte bebte die mit 14.000 Zuschauern ausverkaufte Linzer Gugl, wo vor 34 Jahren Inter Mailand mit 1:0 besiegt worden war. Das bisherige Clubhighlight auf europäischer Ebene wurde nun endgültig abgelöst.

LASK fertigt Eindhoven ab, WAC unterliegt Basaksehir

Der WAC verlor gegen Istanbul Basaksehir klar mit 0:3, der LASK feierte hingegen einen fulminanten 4:1-Erfolg gegen PSV Eindhoven.

„Ein fast perfektes Spiel von uns“

Die gute Nachricht für die Anhänger der Athletiker, die vor sechs Jahren noch Heimspiele in der Regionalliga besucht hatten, lautet: Es dürfte nicht das letzte internationale Highlight für die nächsten 34 Jahre gewesen sein. Während die Atmosphäre am Froschberg nicht nur beim Schützen des Tores zum Ausgleich, Reinhold Ranftl, „Gänsehaut“ erzeugte, dürfte der selbstbewusste LASK-Auftritt denselben Effekt bei vielen Fans gehabt haben, zumal der Gegner kein Unbekannter in Europa ist.

Der „schwierig zu bespielende“ (PSV-Trainer Mark van Bommel) LASK hatte Eindhoven und dessen Umschaltmomente im Griff und schuf selbst zahlreiche Möglichkeiten, die in der zweiten Hälfte zu vier Toren führten. „Es war ein fast perfektes Spiel von uns“, sagte Kapitän Gernot Trauner. „Vor allem die 25 Minuten nach der Pause waren überragend“, ergänzte der stoisch agierende Abwehrchef.

„Prüfung mit Bravour bestanden“

Wie schon im Play-off zur Champions League gegen Club Brügge lief der LASK zunächst nach einem Elfmetergeschenk einem frühen Rückstand hinterher. Die Hand von Mittelfeldspieler James Holland ging zwar zuvor zum Ball, aber außerhalb des Strafraums. Die Schiedsrichter aus Rumänien werteten die Situation anders. „Mein Gefühl war, dass es vor dem Strafraum passiert ist, aber der Schiedsrichter hat es nicht gesehen. Es war aber auch einfach nicht clever von mir", sagte Holland.

Der frühe Rückstand warf den LASK aber keineswegs aus der Bahn. „Ich habe in der Pause gesagt, das ist eine neue Prüfung für uns, aber dieses Mal werden wir diese Hürde nehmen. Wir haben sie letztlich mit Bravour genommen“, so Ismael, dessen Team bereits in der ersten Hälfte 18 Torschüsse verzeichnet hatte. „Ich hatte heute das Gefühl, dass wir da durchbrechen werden, wenn wir dranbleiben“, so der Franzose, der von seinem größten Trainererfolg sprach: „Es war immer der Glaube an unsere Stärke und an den Matchplan da.“

LASK-Trainer Valerien Ismael
AP/Kerstin Joensson
LASK-Coach Valerien Ismael freute sich über den bisher größten Erfolg seiner Trainerkarriere

Wieder dazugelernt

Die Oberösterreicher hatten wie angekündigt ihre Lehren aus dem ersten Duell, das vor zwei Wochen dank zahlreicher Paraden von LASK-Tormann Alexander Schlager mit einem glücklichen 0:0 geendet hatte, gezogen. „Wir hatten Zugriff auf Spiel und Gegner, das macht es uns leichter“, sagte Holland, „und man muss auch sagen, (Steven) Bergwijn war im ersten Spiel überragend.“ Der fehlte in Linz ebenso wie abermals der 16-fache Saisontorschütze Donyell Malen.

Doch auch ohne die beiden teuersten Spieler im Kader übersteigen die Marktwerte der PSV-Spieler jene des LASK immer noch vielfach, trotzdem spielten die Oberösterreicher die Gäste phasenweise an die Wand. „Die kochen auch nur mit Wasser. Man sieht, was alles möglich ist, wenn man eine Mannschaft ist“, sagte Ranftl, der mit fünf Punkten die interne internationale Scorerwertung des LASK anführt.

„Können jedem Gegner wehtun“

Trauner vergaß im Moment des großen Erfolges nicht die bittere 1:2-Niederlage bei Sporting Lissabon. Auch in Portugal hatte der LASK zahlreiche Chancen, verlor aber letztlich nach Führung. „Heute haben wir es konsequent zu Ende gespielt“, freute sich der 27-Jährige, der die Mannschaftsleistung hervorhob. „Wir können jedem Gegner wehtun, wir bestätigen das immer wieder. Wir haben einen tollen Teamgeist, eine tolle Mentalität. Wenn du so zurückkommst, zeugt das von großer Klasse“, so Trauner, der ebenfalls vom Karrierehighlight sprach.

Die nächsten Kapitel sollen aber alsbald folgen, denn der Hunger nach Erfolg ist beim LASK längst nicht gestillt. Auch weil sich die Spieler weiterentwickeln wollen. „Gegen Brügge sind wir damals auch schlecht reingestartet, aber heute haben wir bewiesen, dass wir vielleicht schon einen Schritt weiter sind“, sagte Trauner. Der LASK wächst auch mit den Aufgaben. „Je größer die Herausforderung, desto mehr entwickelt man sich als Spieler. Da hat jeder noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht“, so Thomas Goiginger, dessen Team trotz bereits 24 absolvierter Pflichtspiele keine Müdigkeit aufkommen lässt.

Aufstieg in eigener Hand

Zum LASK gehört es mittlerweile auch, nicht in Euphorie zu verfallen, schließlich ist noch nichts erreicht. Zwar haben die Linzer den Aufstieg nun in der Hand und könnten bei einem Sieg in drei Wochen bei Schlusslicht Rosenborg Trondheim ins Sechzehntelfinale einziehen, sollte Eindhoven in Lissabon verlieren, doch von Aufstieg sprichtkeiner. Goiginger: „Es warten noch zwei harte Spiele auf uns, davon zu sprechen wäre vermessen. Es heißt, jedes Spiel am Limit zu spielen. Das ist unsere Mentalität.“

Zumindest Ismael sprach aber von einer „überragenden Ausgangslage. Wir haben es in der eigenen Hand.“ Auch dürfen sich die Linzer bereits über 1,33 Millionen Euro an Punkteprämien freuen. Gesprochen wird aber wohl noch länger vom Ergebnis gegen den Sieger des Europacups der Landesmeister 1988. Goiginger: „Es war ein denkwürdiges Spiel, alle können stolz auf uns sein, wir sind es auch.“