Dominic Thiem
GEPA/Walter Luger
Tennis

Thiem steckt sich für ATP-Finals hohe Ziele

Zum bereits vierten Mal darf sich ÖTV-Star Dominic Thiem bei den ATP-Finals in London im Duell mit den besten acht Tennisspielern der Welt beweisen. Trotz „Hammergruppe“ fühlt sich der 26-Jährige heuer bereit für mehr, das erklärte Ziel ist der Einzug in das Semifinale. Gleich zum Auftakt am Sonntag wartet auf Thiem jedoch Rekordsieger Roger Federer.

In seinen bisherigen drei Auftritten in der imposanten O2 Arena in Ostlondon hat Thiem zwar jeweils ein Gruppenmatch gewonnen, den Aufstieg ins Semifinale aber verpasst. Nun kommt der 26-jährige Niederösterreicher aber gut in Form wie nie in dieser Saisonphase nach England und setzt sich trotz schwerer Auslosung – neben Federer bekommt es Thiem auch noch mit Novak Djokovic und dem Italiener Matteo Berrettini zu tun – hohe Ziele.

„Der große Unterschied zu den letzten Jahren, in denen immer das Qualifizieren das oberste Ziel war, ist: Die Qualifikation war heuer schon relativ bald mehr oder weniger gesichert“, sagte Thiem-Manager Herwig Straka im Gespräch mit der APA. Mit den 1.000 Punkten vom ersten Masters-1000-Titel in Indian Wells und dem neuerlichen French-Open-Finale hatte Thiem dieses Jahr eine ausgezeichnete Basis gelegt. „Daher hat er sich früh zum Ziel gesetzt, dass er weit kommt. Das ist ein Riesenunterschied in der Einstellung. Deswegen erhoffen wir uns, dass mehr rausschaut.“

Als fünffacher Saisonsieger nach London

Hinzukommt, dass Thiem übrigens als einziger neben Djokovic nicht nur mit fünf Turniersiegen und davon sogar mit beiden Heimtiteln in Kitzbühel und Wien nach London kommt: Drei seiner fünf Siegerschecks hat der Lichtenwörther, der wohl zu Unrecht von vielen als Sandplatzspezialist bezeichnet wurde, auf Hardcourt (Indian Wells, Peking, Wien) geholt. Das sieht auch Straka so. „Ich glaube, Hartplatz war immer ein bisschen sein Belag. Der einzige Belag, der ein bisschen hintennach hinkt, ist Rasen“, so der Steirer.

Thiem selbst hat großen Respekt vor seinen Gegnern, aber er möchte eindeutig mehr als zuvor. „In den ersten zwei Jahren und letztes Jahr vielleicht auch ein bisserl war ich schon sehr glücklich, dass ich dabei bin, und hab dann dort nicht mehr so viel auf die Ergebnisse geschaut. Das ist dieses Jahr definitiv anders“, sagte Thiem nach der Auslosung. „Ich will unbedingt das Ziel erreichen, ins Halbfinale zu kommen.“

Positive Bilanz gegen Federer

Doch in seiner Gruppe stehen aus internationaler Sicht natürlich Federer und Djokovic im Mittelpunkt. Der 20-fache bzw. der 15-fache Major-Sieger sind die Favoriten auf die zwei Halbfinal-Plätze aus dem stärkeren Pool. Thiem könnte am Sonntag (nicht vor 21.00 Uhr MEZ) gegen Federer mit dem fünften Sieg im siebenten Duell mit dem Schweizer die Basis dafür legen, das zu verhindern.

Grafik zu den ATP-Finals
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Erstmals seit vier Jahren und zum siebenten Mal insgesamt sind die „big three“ Federer, Djokovic und Rafael Nadal wieder gesammelt beim Saisonshowdown der acht besten Spieler des Jahres. Hinter dem Einsatz des Spaniers steht allerdings ein Fragezeichen nach einer zuletzt in Paris erlittenen Bauchmuskelzerrung. Nadal hat am Montag dennoch die Führung in der ATP-Weltrangliste übernommen. Djokovic muss in London unabhängig vom Mallorquiner ausgezeichnet spielen, um sich den auch lukrativen Nummer-eins-Thron zum Jahresende zum bereits sechsten Mal zu sichern.

Kampf um die Nummer eins

Selbst wenn Nadal nicht einmal ein Einzel in der Gruppe „Andre Agassi“ mit Titelverteidiger Alexander Zverev (GER), Aufsteiger Daniil Medwedew (RUS) und Stefanos Tsitsipas (GRE) gewinnt (oder er nicht antreten kann), braucht der 32-jährige Serbe zwei Round-Robin-Siege (je 200 Punkte wert) und zumindest den Finaleinzug. Djokovic könnte mit einem Titel wie zuletzt in Paris-Bercy übrigens mit Rekordhalter Federer (sechs Triumphe bei ATP-Finals) gleichziehen.

Rafael Nadal und Novak Djokovic
Reuters/Matteo Ciambelli
Bei den ATP-Finals entscheidet sich auch, wer am Ende des Jahres die Nummer eins sein wird

Im Gegensatz zu Federer und Djokovic ist Nadal bei den ATP-Finals bisher ohne Titel, er ist zum neunten Mal dabei und musste bei seinem bisher letzten Antreten in London 2017 nach dem ersten Gruppenmatch verletzt ausziehen. Zwei Finale (2010, 2013) waren seine beste Ausbeute, und auch dieses Jahr ist er nicht Topfavorit.

Doch selbst wenn er ausfallen sollte, so steht auch etwas anderes fest: Der erste Ersatzmann wäre sein Landsmann Roberto Bautista Agut und sogar die Top Zwölf kommen alle aus Europa – erstmals spielen beim Masters nur Spieler vom alten Kontinent. Kein Manko sieht darin Straka, der ja auch im ATP-Board sitzt. „Es ist ein Zeichen der letzten zehn, 15 Jahre, in denen Tennis in Europa von den Spielern her definitiv am stärksten besetzt war. Gerade Amerika schwächelt ein bisserl. Keine Frage, wir würden uns alle wünschen, dass dort wieder ein neuer Superstar heranwächst.“

ATP-Finals in London

(England, 9.000.000 Dollar, Hartplatz, Halle)

Gruppe "Björn Borg"

Tabelle:
1. Dominic Thiem (AUT/5) 3 4:3 2
2. Roger Federer (SU/3) 3 4:2 2
3. Novak Djokovic (SRB/2) 3 3:4 1
4. Matteo Berrettini (ITA/8) 3 2:4 1
Spielplan:
Novak Djokovic (SRB/2) Matteo Berrettini (ITA/8) 6:2 6:1
Dominic Thiem (AUT/5) Roger Federer (SUI/3) 7:5 7:5
Roger Federer (SUI/3) Matteo Berrettini (ITA/8) 7:6 (7/2) 6:3
Dominic Thiem (AUT/5) Novak Djokovic (SRB/2) 6:7 (5/7) 6:3 7:6 (7/5)
Matteo Berrettini (ITA/8) Dominic Thiem (AUT/5) 7:6 (7/3) 6:3
Roger Federer (SUI/3) Novak Djokovic (SRB/2) 6:4 6:3

Gruppe "Andre Agassi"

Tabelle:
1. Stefanos Tsitsipas (GRE/6) 3 5:2 2
2. Alexander Zverev (GER/7) 3 4:2 2
3. Rafael Nadal (ESP/1) 3 4:4 2
4. Daniil Medwedew (RUS/4) 3 1:6 0
Spielplan:
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Daniil Medwedew (RUS/4) 7:6 (7/5) 6:4
Alexander Zverev (GER/7) Rafael Nadal (ESP/1) 6:2 6:4
Rafael Nadal (ESP/1) Daniil Medwedew (RUS/4) 6:7 (3/7) 6:3 7:6 (7/4)
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Alexander Zverev (GER/7) 6:3 6:2
Rafael Nadal (ESP/1) Stefanos Tsitsipas (GRE/6) 6:7 (4/7) 6:4 7:5
Alexander Zverev (GER/7) Daniil Medwedew (RUS/4) 6:4 7:6 (7/4)