„Es war eine starke Vorstellung von mir und das erstes Auftaktmatch, das ich bei den ATP-Finals gewinnen konnte“, sagte Thiem im Sieger-Interview auf dem Platz. „Es ist immer überwältigend, hier auflaufen zu dürfen. Es ist auch immer etwas Besonderes, gegen Roger zu spielen. Er ist eine Legende.“ Federer meinte, dass ihm der Start definitiv nicht geholfen habe. „Aber ich habe mich gut erholt und ich fand, dass das Match für eine lange Zeit ziemlich ausgeglichen war. Mein Spiel war wahrscheinlich nicht gut genug“, sagte der Schweizer.
Im Head-to-Head mit dem Weltranglistendritten stellte Thiem auf 5:2, in dieser Saison ging Österreichs Nummer eins auch im dritten Duell mit dem 38-jährigen Schweizer dank einer abgebrühten Leistung als Sieger vom Platz. Heuer hatte der Niederösterreicher bereits im Indian-Wells-Finale und im Madrid-Viertelfinale gegen den 103-fachen Turniersieger, der seinen letzten von insgesamt sechs „Masters“-Titeln vor mittlerweile acht Jahren geholt hatte, gewonnen.
Am Dienstag wartet Djokovic
Thiem hatte auch bei seinen bisherigen drei Auftritten in der imposanten O2 Arena in Ostlondon jeweils ein Gruppenmatch gewonnen, den Aufstieg aber verpasst. Nun stieß Österreichs Nummer eins die Tür in die Runde der besten vier durch den Sieg gegen einen der beiden Gruppenfavoriten aber ganz weit auf. Nächster Gegner ist am Dienstag der serbische Topstar Novak Djokovic, der zum Auftakt Matteo Berrettini 6:2 6:1 abfertigte. Thiems Duell mit dem Italiener geht am Donnerstag über die Bühne.
Thiem sofort auf Betriebstemperatur
Im Gegensatz zu Federer war Thiem sofort auf Betriebstemperatur und erspielte sich gegen den 20-fachen Grand-Slam-Rekordsieger gleich in dessen erstem Aufschlaggame drei Breakchancen, von denen er die dritte nutzte. Federer fand erst danach seinen Rhythmus, meldete sich jedoch umso stärker zurück und schaffte mit einem Rebreak den Ausgleich zum 2:2. Beide Spieler präsentierten sich danach bei eigenem Service souverän und ließen sich dank druckvollen Vorhandschlägen nicht in Bedrängnis bringen.
Bei 5:5 bot sich Thiem dann aber plötzlich die Gelegenheit zum nächsten Break. Federer wackelte zwar nur kurz, der Österreicher lauerte aber auf diese Fehler und schlug eiskalt zu. Einen harten Schlag an die Grundlinie konnte der Schweizer nicht mehr parieren, Thiem zog auf 6:5 davon und servierte anschließend souverän zum Satzgewinn aus.
Nervenkrimi im letzten Game
Auch im zweiten Durchgang wurde den 17.000 Zuschauern in der ausverkauften O2 Arena in London ein Duell auf höchstem Niveau geboten. Federer riskierte nun mehr, Thiem hatte aber jeweils die richtige Antwort parat und bewies auch in brenzligen Situationen Nervenstärke. So lag der Österreicher bei 1:2 aus seiner Sicht bei eigenem Aufschlag 30:40 zurück, wehrte den Breakball aber in souveräner Manier ab.
Und wieder sorgte ein kurzer Einbruch des Schweizers für die Vorentscheidung. Federer wirkte plötzlich fehlerhaft und gab seinen Aufschlag wie im ersten Satz – diesmal zu null – zur 6:5-Führung des Österreichers ab. Thiem servierte im Anschluss zum Matchgewinn auf, zeigte diesmal aber Nerven. Einen Matchball ließ er aus, zwei Breakchancen musste er abwehren. Im dritten Anlauf machte der Österreicher den Sack nach 1:42 Minuten aber zu.
In der Gruppe „Andre Agassi“ geht es erst am Montag los: Der russische Aufsteiger und Geheimfavorit Daniil Medwedew spielt zunächst im Duell zweier Debütanten gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas, danach wird mit Spannung erwartet, ob Nadal überhaupt einläuft. Ist der zuletzt angeschlagene 19-fache Major-Sieger fit, trifft er auf den deutschen Titelverteidiger Alexander Zverev.
ATP World Tour Finals in London
(Großbritannien, 9.000.000 Dollar, Hartplatz, Halle)