Dominic Thiem
Reuters/Tony O’Brien
ATP-Finals

Thiem fordert Favorit Djokovic

Mit dem Zweisatzsieg gegen Roger Federer ist Dominic Thiem erfolgreich in die ATP-Finals in London gestartet, am Dienstag wartet nun Gruppenfavorit Novak Djokovic (nicht vor 21.00 Uhr). Mit einem weiteren Erfolg wäre der erstmalige Einzug des Niederösterreichers ins Halbfinale gesichert.

Nach dem dritten Sieg im dritten Saisonduell mit dem Schweizer Superstar galt Thiems Konzentration schnell dem zweiten Match in der starken Gruppe „Björn Borg“. Während der 26-Jährige gegen Federer nun eine 5:2-Siegesbilanz aufzuweisen hat, führt Djokovic gegen Thiem vor dem zehnten Duell mit 6:3.

„Ich glaube, dass er derzeit der Beste ist. Das hat er auch in Paris-Bercy bewiesen. Dort hat er irgendwie nicht sein bestes Tennis gespielt, aber trotzdem den Titel ziemlich einfach gewonnen“, ist sich Thiem vor dem nächsten „Kracher“ der Schwere der Aufgabe bewusst. Bei den French Open in Paris hatte der Schützling von Nicolas Massu den „Djoker“ im bisher letzten Aufeinandertreffen aber in einem spannenden Fünfsatzmatch mit 6:2 3:6 7:5 5:7 7:5 bezwungen.

Paris-Video als Anregung

Ein paar Höhepunkte dieser Partie wollte sich Thiem noch zu Gemüte führen, auch wenn das im Freien, auf Sand und bei extremen Wetterbedingungen ausgetragene Match nur bedingt ein Maßstab für London sein kann. Zumindest taktisch will sich Thiem aber ein paar Anregungen holen.

Dominic Thiem und Novak Djokovic
APA/AFP/Philippe Lopez
Bei den French Open Anfang Juni hatte zuletzt Thiem das bessere Ende für sich

In Paris war das Halbfinale an zwei Tagen ausgetragen worden, im Endspiel musste sich Thiem dann Rafael Nadal geschlagen geben. Zwei der „big three“ Federer, Nadal, Djokovic hintereinander zu schlagen, ist noch immer der Schlüssel zum Triumph bei einem Major – und fast ein Ding der Unmöglichkeit für die Konkurrenz. Nun will Thiem auch die zweite der drei Tennislegenden bezwingen, er kann den Aufstieg ins angestrebte Semifinale allerdings auch bei einer Niederlage schaffen.

Mit Professionalität und Herz

Djokovic äußerte sich nach seinem glatten 6:2 6:1-Sieg über Finals-Debütant Matteo Berrettini voll des Lobes für Thiem. „Er hat schon früher in dieser Woche gesagt, dass das wahrscheinlich seine beste Saison war. Zu Hause in Wien zu gewinnen, das war natürlich sehr wichtig für ihn. Dann der Sieg in Indian Wells. Wir wissen, was für ein guter Spieler er auf Sand ist. Er beweist, dass er auf anderen Belägen genauso gut spielen kann“, so Djokovic.

Thiem sei ein etablierter Top-Five-Spieler. „Wir müssen über seine Qualitäten nicht mehr reden“, sagte der 16-fache Major-Sieger und tut es dann doch. „Seine Hingabe, Professionalität und Hartarbeiter-Ethik ist fantastisch, und er ist ein wirklich netter Kerl.“ Gegen Thiem-Coach Massu habe er noch selbst gespielt und er kenne ihn seit vielen Jahren. „Sie sind ein großartiges Team und sie verdienen es, hier zu sein.“

„Die Chance ist auf jeden Fall da“

Manager Herwig Straka war mit Thiems erstem Auftritt hochzufrieden. „Er hat die engen Punkte und zum richtigen Zeitpunkt das Break gemacht. Eine Superleistung auch vor allem mental.“ Ob man nach diesem Auftakt sogar von mehr als dem Halbfinale träumen darf? „Man muss Ziel für Ziel denken. Das Halbfinale ist das Ziel – das war wichtig im Kopf.“

Djokovic werde nun eine „Riesenherausforderung“, aber „die Chance ist auf jeden Fall da, weil Dominic spielt einfach gut zurzeit“. Keinesfalls darf man aber die Gruppenarithmetik beim „Masters“ unterschätzen: Verliert Thiem am Dienstag, muss er am Donnerstag gegen Berrettini abliefern – und es kann noch eng werden. „Dann wäre alles wieder komplett offen“, warnte auch Thiem.

Übrigens hat es in den bisher neun Begegnungen Thiems mit Djokovic schon eine in der Londoner 02-Arena gegeben: Bei seinen ersten ATP-Finals 2016 gewann Thiem im Gruppenmatch zunächst den ersten Satz im Tiebreak, ehe er 7:6 (12/10) 0:6 2:6 verlor. Aber Thiem ist seitdem ein auch vom Auftreten her kompletterer Spieler geworden.