Dominic Thiem
Reuters/Action Images/Tony O’Brien
ATP-Finals

Thiem beweist gegen Djokovic seine Klasse

Dominic Thiem war nach dem 6:7 (5/7) 6:3 7:6 (7/5)-Erfolg gegen Turnierfavorit Novak Djokovic selbst überrascht von der Qualität einer von Beginn an hochklassigen Partie, die ihm am späten Dienstagabend als erstem Spieler das Halbfinal-Ticket bei den ATP World Tour Finals in London brachte.

„Ja, das war wahrscheinlich das beste Match, das ich je gespielt habe. Es war ein wirklicher Klassiker und ein episches Match, das von Zeit zu Zeit bei diesen großen Turnieren passiert“, sagte der Weltranglistenfünfte nach dem Erfolg gegen die Nummer zwei.

„Es hatte alles, was ein Match braucht. Er war vorne, ich war vorne. Ich denke, es hat auch ein Tiebreak im dritten Satz als Ende verdient. Wenn dann zwei Top-Ten-Spieler spielen, geht es nur ums Glück, und das war heute ein bisschen mehr auf meiner Seite. Aber ich bin wirklich glücklich und stolz.“

Gut für das Selbstvertrauen

Stolz machte ihn auch die Tatsache, dass er nach dem Auftaktsieg gegen Roger Federer nun zwei der „big three“ hintereinander geschlagen hat und damit erstmals im London-Halbfinale steht. „Ich habe nicht ans Halbfinale gedacht, aber ich war einfach überglücklich, als über Lautsprecher gesagt wurde, dass ich es erreicht habe. Sicher ist das für mich ein unfassbares Zeichen und gibt mir sehr viel Selbstvertrauen, dass ich mir selber bewiesen habe, dass ich zwei solche Riesenspieler in Folge schlagen kann. Das ist sicher wichtig, auch im Hinblick auf das nächste Jahr.“

„Ein absoluter Klassiker“

Viel Lob gab es auch vom Verlierer. „Ich glaube nicht, dass ich viele Partien erlebt habe, wo mein Gegner so auf jeden Schlag draufgeht. Er war unglaublich“, sagte der fünffache London-Sieger Djokovic nach einer Partie, die die Zuschauer immer wieder von den Sitzen riss.

Dominic Thiem und Novak Djokovic
APA/AFP/Glyn Kirk
Thiem und Djokovic lieferten sich ein sehenswertes Duell auf Augenhöhe

Thiem gab das Kompliment postwendend zurück: „Immer wenn die absoluten Superstars lobende Worte finden, ist es was ganz Besonderes. Aber ich glaube, das war heute echt ein besonderes Match. Nicht nur von mir, sondern von beiden. Ein absoluter Klassiker. Sicher eines der besten Matches, die beim Finale in den letzten Jahren gespielt worden sind. Dass so etwas passiert, da ist eine Riesenleistung von beiden Spielern nötig. Das ist halt das Bittere im Tennis und für mich heute das Schöne, dass es kein Unentschieden gibt, sondern ein Spieler verlieren muss.“

„Alles rauspressen, was geht“

Sportlich läuft für den Niederösterreicher also alles nach Plan, gesundheitlich gab es in den letzten Tagen allerdings wieder ein paar kleine Probleme. „Ich bin schon ein bisserl heiser und verkühlt. Es ist tough da. Es ist ein Riesentemperaturunterschied, überall bläst die Klimaanlage, dann wieder die Heizung“, sagte Thiem, der schon im August beim 1000er-Turnier in Cincinnati und den US Open körperlich nicht auf der Höhe war. „Aber solange ich so meinen Körper zurechtbiegen kann, dass so eine Leistung wie heute möglich ist, dann passt das schon. Für mich ist es das letzte Turnier, danach habe ich 14, 15 Tage frei und kann mich voll erholen. Deshalb werde ich alles rauspressen, was geht.“

Das gilt auch für sein drittes Spiel in der Gruppe „Björn Borg“, in dem er es am Donnerstag (ab 15.00 Uhr) mit Matteo Berrettini (ITA) zu tun bekommt. Viel Schonung ist trotz des bereits gesicherten Halbfinales nicht angesagt. „Ich werde auf jeden Fall alles geben am Donnerstag. Das ist ganz klar“, beteuerte der 26-Jährige. „Wenn ich die 200 Punkte noch mache, dann bleiben die das ganze Jahr stehen. Deshalb werde ich alles versuchen, aber auf der anderen Seite ist es auch relativ angenehm, dass ich keinen Druck mehr habe. Das Match heute hat sehr viel Kraft gekostet, das heißt, wenn es möglich ist, werde ich am Donnerstag nicht noch einmal 2:45 Stunden spielen. Ich werde auch schon ein bisschen das Auge auf dem Halbfinale haben.“

ATP World Tour Finals in London

(Großbritannien, 9.000.000 Dollar, Hartplatz, Halle)

Gruppe "Björn Borg"

Tabelle:
1. Dominic Thiem (AUT/5) 3 4:3 2
2. Roger Federer (SU/3) 3 4:2 2
3. Novak Djokovic (SRB/2) 3 3:4 1
4. Matteo Berrettini (ITA/8) 3 2:4 1
Spielplan:
Novak Djokovic (SRB/2) Matteo Berrettini (ITA/8) 6:2 6:1
Dominic Thiem (AUT/5) Roger Federer (SUI/3) 7:5 7:5
Roger Federer (SUI/3) Matteo Berrettini (ITA/8) 7:6 (7/2) 6:3
Dominic Thiem (AUT/5) Novak Djokovic (SRB/2) 6:7 (5/7) 6:3 7:6 (7/5)
Matteo Berrettini (ITA/8) Dominic Thiem (AUT/5) 7:6 (7/3) 6:3
Roger Federer (SUI/3) Novak Djokovic (SRB/2) 6:4 6:3

Gruppe "Andre Agassi"

Tabelle:
1. Stefanos Tsitsipas (GRE/6) 3 5:2 2
2. Alexander Zverev (GER/7) 3 4:2 2
3. Rafael Nadal (ESP/1) 3 4:4 2
4. Daniil Medwedew (RUS/4) 3 1:6 0
Spielplan:
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Daniil Medwedew (RUS/4) 7:6 (7/5) 6:4
Alexander Zverev (GER/7) Rafael Nadal (ESP/1) 6:2 6:4
Rafael Nadal (ESP/1) Daniil Medwedew (RUS/4) 6:7 (3/7) 6:3 7:6 (7/4)
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Alexander Zverev (GER/7) 6:3 6:2
Rafael Nadal (ESP/1) Stefanos Tsitsipas (GRE/6) 6:7 (4/7) 6:4 7:5
Alexander Zverev (GER/7) Daniil Medwedew (RUS/4) 6:4 7:6 (7/4)