Charles Leclerc  (Ferrari)
GEPA/XPB Images
Formel 1

Ferrari kämpft gegen Vorwürfe an

Der plötzliche Leistungsabfall bei Ferrari zuletzt in den USA hat den Verdacht der Zuhilfenahme von unerlaubter Technik erhärtet. Beim Großen Preis von Brasilien am Sonntag in Sao Paulo (18.10 Uhr MEZ, live in ORF1) steht daher vor allem die „Scuderia“ im Fokus.

Schon seit einigen Wochen gibt es Gerüchte, dass Ferrari beim Einspritzen des Benzins in den Motor einen Trick verwendet haben soll, um mehr Leistung herauszukitzeln. Wenn es so gewesen wäre, hätten die Italiener eine Lücke im Reglement geschickt ausgenutzt. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat einen solchen Vorgang stets bestritten. Der Automobilweltverband (FIA) erließ vor dem Rennen in Austin jedenfalls eine Direktive, in der die Regelungen beim Benzinfluss konkretisiert wurden.

Auffällig war, dass Ferrari danach vor allem auf den Geraden der deutliche Speed-Vorteil der letzten Monate fehlte. In Texas stand das Team erstmals nach sechs Polepositions en suite nicht ganz vorne, sondern der spätere Sieger Valtteri Bottas im Mercedes. Im Rennen hatte Charles Leclerc gegen Bottas und dessen Teamkollegen Lewis Hamilton keine Chance. Das Bild ist allerdings nicht komplett, da Sebastian Vettel im zweiten Ferrari wegen eines technischen Gebrechens früh ausschied.

„Es soll ein Neustart werden“

Bei Leclerc führte das Team die überraschend schwache Leistung auf den verwendeten Motor zurück. Dieser war nach einem Schaden im Qualifying nämlich ein bereits gebrauchter gewesen. Nun wird bei dem Monegassen ein brandneues Aggregat eingebaut, das wieder die alte Power verspricht. „Es soll ein Neustart werden“, erklärte Binotto. Weil der Wechsel jedoch vor der erlaubten Frist erfolgt, muss Leclerc in der Startaufstellung mindestens zehn Plätze nach hinten.

Mattia Binotto
Reuters/Massimo Pinca
Teamchef Binotto hofft in Brasilien auf eine starke Vorstellung von Ferrari

Vettel kann seinen Jubiläums-Grand-Prix dagegen wohl ohne Handicap angehen. In Sao Paulo wird der Deutsche sein 100. Rennen für Ferrari bestreiten. Den Klassiker im Autodromo Jose Carlos Pace hat Vettel bereits dreimal gewonnen – öfter als jeder andere Pilot im Feld. „Ich weiß nicht warum, aber da gibt es etwas Spezielles an diesem Ort und diesem Kurs“, sagte der 32-Jährige.

Vier Mercedes-Siege in fünf Jahren

Zuletzt war der Kurs vor den Toren der Millionenmetropole dennoch Mercedes-Land. Seit dem Beginn der Hybrid-Ära im Jahr 2014 gewannen die Silberpfeile vier von fünf Rennen. Zwei Interlagos-Siege gehen auf das Konto von Nico Rosberg (2014, 2015) und zwei auf jenes von Hamilton (2016, 2018). Dazwischen holte sich Vettel einmal den Sieg. In den vergangenen fünf Jahren startete immer ein Mercedes von der Poleposition – im Vorjahr Hamilton.

Der alte und neue Weltmeister könnte noch seinen eigenen Punkterekord verbessern. 2018 hatte Hamilton 408 Zähler geholt, auch damals hatte es 21 Rennen in einer Saison gegeben. Aktuell hält der Brite bei 381 – das heißt, 28 Punkte müsste er noch holen. 52 kann er maximal in Brasilien und Abu Dhabi einsammeln, wenn er zweimal gewinnt und jeweils die schnellste Rennrunde fährt.

Wer wird WM-Dritter?

Sonst geht es sportlich unter anderem noch um den dritten WM-Rang. Die beiden vorderen Plätze sind fix an Hamilton und Bottas vergeben, doch dahinter wird noch ein spannender Kampf zwischen dem aktuellen Dritten Leclerc (249 Punkte), Red-Bull-Pilot Max Verstappen (235) und Vettel (230) erwartet. Bleibt Vettel auf Rang fünf, wäre er am Jahresende so schlecht platziert wie seit 2014, in seinem letzten Red-Bull-Jahr, nicht mehr.

Mercedes wird erstmals in der Teamchefära von Toto Wolff (seit 2013) ohne den Wiener an der Strecke auskommen müssen. Der 47-Jährige blieb dieses Mal in Europa, um sich anderen Aufgaben zu widmen. Auf einen Kater nach den Titelpartys oder eine weniger ernsthafte Herangehensweise beim Leader braucht die Konkurrenz aber nicht zu hoffen. Hamilton, der zwischendurch auch noch kurz in Berlin vorbeischaute und von der Männermodezeitschrift „GQ“ zum „Man of the Year“ gekürt wurde, steht bekanntlich auch auf Schaulaufen.

Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo

Zweites Freitag-Training:
1. Sebastian Vettel GER Ferrari 1:09,217
2. Charles Leclerc MON Ferrari + 0,021
3. Max Verstappen NED Red Bull 0,134
4. Valtteri Bottas FIN Mercedes 0,156
5. Lewis Hamilton GBR Mercedes 0,223
6. Kevin Magnussen DEN Haas 0,926
7. Daniel Ricciardo AUS Renault 0,977
8. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 0,993
9. Alexander Albon THA Red Bull 1,058
10. Carlos Sainz ESP McLaren 1,093
11. Nico Hülkenberg GER Renault 1,108
12. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 1,135
13. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1,202
14. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1,207
15. Sergio Perez MEX Racing Point 1,226
16. Romain Grosjean FRA Haas 1,287
17. Lance Stroll CAN Racing Point 1,351
18. Lando Norris GBR McLaren 1,481
19. George Russell GBR Williams 2,601
20. Robert Kubica POL Williams keine Zeit
Erstes Freitag-Training:
1. Alexander Albon THA Red Bull 1:16,142
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 0,551
3. Sebastian Vettel GER Ferrari 0,899
4. Charles Leclerc MON Ferrari 1,143
5. Carlos Sainz ESP McLaren 1,644
6. Nico Hülkenberg GER Renault 1,757
7. Daniel Ricciardo AUS Renault 1,843
8. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 1,958
9. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 2,123
10. Lando Norris GBR McLaren 2,417
11. Robert Kubica GBR Williams 2,637
12. Kevin Magnussen DEN Haas 3,105
13. Lance Stroll CAN Racing Point 3,272
14. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 3,390
15. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 3,458
16. Nicholas Latifi CAN Williams 3,868
17. Romain Grosjean FRA Haas keine Zeit
18. Sergio Perez MEX Racing Point keine Zeit
19. Max Verstappen NED Red Bull keine Zeit
20. Lewis Hamilton GBR Mercedes keine Zeit