Stefan Kraft (AUT)
GEPA/Andreas Pranter
Skispringen

Ungewissheit bei Österreichs Adlern

Der Wintereinbruch in den Bergen hat für Österreichs Skispringer den Countdown für die neue Weltcup-Saison eingeläutet. Dass die geplanten Trainingssprünge auf der Innsbrucker Bergisel-Schanze dem Neuschnee zum Opfer gefallen waren, machte die Ungewissheit vor dem Saisonstart nicht kleiner. Das ÖSV-Team will aber Schritte nach vorn gemacht haben.

Ob Österreichs Adler im Weltcup heuer ein Wörtchen mitreden können, wird sich ab 22. November beim Saisonauftakt im polnischen Wisla zeigen. Dort heißt es bei Team- und Einzel-Bewerb erstmals: Karten auf den Tisch. „Ich würde schon sagen, dass wir mannschaftlich einen Schritt weiter sind“, sagte der wieder fitte Michael Hayböck am Mittwoch in Innsbruck.

Das jüngste Zusammentreffen eines Teams, in dem im Vorjahr nur Stefan Kraft geglänzt hatte, verlief nicht ganz wunschgemäß. Denn aus den für Mittwoch und Donnerstag geplanten, in dieser Phase raren Eisspursprüngen wurde wetterbedingt nichts. „Aber wir haben gut und viel trainiert“, sagte Cheftrainer Andreas Felder. „Wir sind bereit und haben bestimmt eine konkurrenzfähige Mannschaft beisammen.“

Trainer Andreas Felder (AUT)
GEPA/Andreas Pranter
Laut Cheftrainer Felder sei die Mannschaft bereit für die Saison

Rückkehr zur alten Bindung

Gerade Stefan Kraft, der Überflieger aus österreichischer Sicht der vergangenen Jahre, hätte gern noch ein paar Sprungmeter mehr gesammelt. Für den 26-jährigen Weltcup-Zweiten der vergangenen Saison blieben einige Fragen unbeantwortet. Das Experiment, mit neuer Bindung zu springen, gilt jedenfalls als gescheitert.

„Ich bin wieder zur alten Bindung retour“, sagte Kraft. „Bis zum Training in Garmisch-Partenkirchen war ich mir wegen der Bindung noch nicht sicher, deshalb ist auch das Selbstvertrauen noch nicht bei 100 Prozent.“ Die Vertrautheit mit dem bewährten Stabsystem soll sich rasch wieder einstellen. „Ich bin schon fünf, sechs Jahre damit gehüpft, das sollte ich wieder sehr schnell intus haben.“

„Gute Sprünge haben alle drauf“

Neben den erfahrenen Kraft und Hayböck (28 Jahre), sind Jan Hörl (21), Philipp Aschenwald (24), Daniel Huber (26) und Gregor Schlierenzauer (29) für die sechs Startplätze in der ersten Weltcup-Periode nominiert worden. Manuel Fettner (34) und Clemens Aigner (26) müssen sich vorerst über den Continental-Cup zurück ins Weltcup-Team arbeiten beziehungsweise dort einen siebenten Startplatz erspringen.

„Gute Sprünge haben alle drauf“, so Kraft über das Team. „Aber wer es auch im Wettkampf rüberbringt, werden wir sehen.“ Einschätzungen von Teamkollegen, wonach Kraft und Schlierenzauer zuletzt den besten Eindruck gemacht hätten, relativierte Cheftrainer Felder. „Es sind mit Hörl und Aschenwald auch junge Leute dabei, die auf Augenhöhe mitspringen können.“

Kampfansage von Schlierenzauer

Schlierenzauer sieht sich durch seine guten Leistungen beim Sommer-Grand-Prix (Zweiter in Hinterzarten, Vierter in Hinzenbach) in seiner Idee vom Skisprung bestärkt, auch wenn er die Topsprünge noch nicht aus dem Ärmel schüttle. „Jetzt heißt es, geduldig zu sein und sich an den Top Ten festzubeißen. Dann ist auch der Schritt wieder nach ganz vorne möglich.“

Schlierenzauer hochmotiviert

Nach Jahren der Rückschläge will Gregor Schlierenzauer endlich wieder in die Weltspitze zurückkehren.

Eine Schlüsselrolle auf dem Weg zurück an die Spitze soll Werner Schuster einnehmen. Der langjährige Chef des deutschen Teams hat Schlierenzauer einst in Stams auf Schiene gebracht. Als Neoberater „in mentalen und technischen Dingen“ soll er mit Überzeugungskraft wirken. „Werner war für mich immer ein spezieller Mensch“, erklärte Schlierenzauer. „Skispringen hat sehr viel mit Vertrauen zu tun. Da braucht man jemanden im Hintergrund, dem man alles offenlegt, mit dem man harmoniert und auch kann.“

„Was rauskommt, werden wir sehen“

Mit Saisonprognosen hielten sich die Akteure zurück. „Was rauskommt, werden wir sehen. Aber wir haben analysiert und versucht, die Hebel anzusetzen“, sagte Felder. „Das ist aber bei jedem anders: Beim einen brauchte es eine Materialadaptierung, beim anderen die Technik, oder nehmen wir den Gregor: Der versucht sich wieder in ein altes Feeling hineinzubringen und hat damit einen wichtigen Schritt gesetzt.“

Laut Felder sei Schlierenzauer, der mit 53 Siegen erfolgreichste Skispringer der Weltcup-Geschichte, gerade dabei, das Vertrauen in sich selbst wiederzufinden. „Heuer habe ich das Gefühl, dass da mehr Konstanz drinnen ist“, sagte Felder.