Dominic Thiem blickt mit seinem Racket in der Hand nach oben
Reuters/Tony O’Brien
ATP-Finals

Titelverteidiger steht Thiem im Weg

Dominic Thiem hat am Samstag die Chance, zum dritten Mal in seiner Karriere in ein großes Endspiel auf der ATP-Tour einzuziehen. Um nach zwei Auftritten im Finale der French Open in Paris als erster Österreicher ins Endspiel der ATP-Finals in London einzuziehen, muss der Niederösterreicher die Hürde Alexander Zverev nehmen. Der gegenseitige Respekt ist groß.

Thiem hatte sich mit Siegen über die Superstars Roger Federer und Novak Djokovic vorzeitig erstmals einen Platz im Semifinale des Saisonabschlusses in der Londoner O2-Arena gesichert. Der 26-Jährige konnte sich – leicht verkühlt – daher auch eine Niederlage gegen den Italiener Matteo Berrettini leisten. Zverev folgte am Freitag mit einem Sieg über den Russen Daniil Medewedew nach. Der Aufstieg des Deutschen ging auf Kosten der Nummer eins, Rafael Nadal aus Spanien.

Thiem und der Deutsche stehen einander zum insgesamt achten Mal auf der ATP-Tour gegenüber. Die Statistik spricht aktuell klar für den Österreicher. Fünf Erfolgen von Thiem stehen zwei von Zverev gegenüber. Allerdings datiert das bisher letzte Duell der beiden aus dem Vorjahr und wurde auf Sand gespielt. Im Viertelfinale von Paris setzte sich Thiem klar durch. Auf Hartplatz ist die Bilanz mit 1:1 ausgeglichen. Der 22-jährige Zverev ist außerdem in London amtierender Titelverteidiger.

Dominic Thiem und Germany’s Alexander Zverev in Paris 2018
Reuters/Pascal Rossignol
Nach dem bisher letzten Duell musste Zverev (l.) Thiem zum Aufstieg gratulieren

Gegenseitiges Lob

Favorit will daher keiner der beiden Spieler, die man durchaus als Freunde bezeichnen darf, sein. Für den Deutschen spricht laut Thiem die positive Erfahrung in London. „Er (Zverev, Anm.) hat letztes Jahr hier gewonnen, was ein Riesenvorteil für ihn ist. Er geht da in die Halle und fühlt sich komplett wohl“, sagte der Niederösterreicher. Vor allem der Aufschlag des Deutschen flößt Thiem Respekt ein: „Wahnsinn, wie schnell er serviert. Es ist schon mal ziemlich schwer, ihn zu breaken. Von hinten hat er sicher eine der besten Rückhände auf der Tour. Gegen ihn wird es wahrscheinlich cleverer sein, ein wenig mehr über die Vorhand zu spielen.“

Aber auch Zverev hielt sich mit Lob für die Qualitäten und die aktuelle Formkurve Thiems nicht zurück. „Er ist momentan einer der besten Spieler der Welt und spielt unglaubliches Tennis“, sagte der in der Weltrangliste als Siebenter aktuell zwei Plätze hinter Thiem liegende Deutsche, „er hat hier Novak (Djokovic, Anm.) und Roger (Federer, Anm.) geschlagen, das ist auf diesem Belag eine unglaubliche Leistung. Das wird ein sehr schweres Match.“

Titel im Visier

Thiem geht dabei wieder in Vollbesitz seiner Kräfte in die Partie. Der 26-Jährige hatte mit einer Verkühlung zu kämpfen. Diese sei jedoch überstanden. „Es geht mir viel besser. Die zwei Tage haben mir gutgetan, da es nicht so anstrengend war“, so Thiem, „ich habe mir schon ein bisschen Sorgen gemacht.“ Zum bisher letzten Mal unter voller Anspannung stand Thiem am Dienstag gegen Djokovic. Dieses Adrenalinlevel wieder aufzubauen, sei kein Problem: „Das kommt komplett von selbst. Spätestens wenn ich mich am Centre-Court einschlagen werde, wenn sich die Arena langsam füllt, werde ich voll bereit sein.“

Das Halbfinale soll auch nicht Thiems letzter Auftritt bleiben. Die Ablöse von Zverev als Finals-Sieger ist das neue Ziel. „Es war eine super Woche bis jetzt, ich habe ein großes Ziel erreicht mit dem Halbfinale. Wir wissen alle, dass das jetzt nicht genug ist für mich“, sagte Thiem, dessen Konzentration allerdings zunächst voll dem Halbfinale gilt: „Es wird richtig schwer. Ich freue mich auf die Partie und hoffe, dass ich das echt gute Level, das ich in den letzten Wochen und Monaten gezeigt habe, wieder abrufen kann.“

Fest steht, dass Österreichs Nummer eins bisher 645.000 US-Dollar (586.523,60 Euro) und 400 ATP-Zähler gewonnen hat. Sollte sich der diesjährige Kitzbühel- und Wien-Champion für das Endspiel qualifizieren, dann kommen weitere 400 Punkte und 657.000 Dollar (597.435,66 Euro) dazu. Durch den Einzug von Federer ins Halbfinale ist aber auch schon fix, dass Thiem selbst mit dem „Masters“-Titel in der O2-Arena der erstmalige Aufstieg in die Top Drei der Weltrangliste nicht gelingt.

ATP World Tour Finals in London

(Großbritannien, 9.000.000 Dollar, Hartplatz, Halle)

Semifinale:
Dominic Thiem (AUT/5) Alexander Zverev (GER/7) 7:5 6:3
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Roger Federer (SUI/3) 6:3 6:4