Österreichische Spieler jubeln
ORF.at/Dominique Hammer
EM-Qualifikation

„Viel Genugtuung“ bei Teamspielern

Nach dem Schlusspfiff des englischen Schiedsrichters Michael Oliver sind bei den österreichischen Nationalspielern buchstäblich alle Dämme gebrochen. Gemeinsam mit den 41.100 Fans im Ernst-Happel-Stadion feierte die Mannschaft von Cheftrainer Franco Foda am Samstag das 2:1 gegen Nordmazedonien, mit dem die Teilnahme an der EM 2020 fixiert wurde.

In der Mitte des Rasens bildeten die Spieler samt Trainerteam und Betreuern einen großen Kreis, hüpften und jubelten ausgelassen über das Erreichen des großen Ziels EM-Endrunde. Von den Rängen hallten „Immer wieder Österreich“-Gesänge. Die Welle war schon in der letzten Viertelstunde des Spiels nahezu ununterbrochen durch das Stadion gerollt. Was mit zwei bitteren Niederlagen gegen Polen und in Israel begann, fand letztlich einen triumphalen Abschluss.

„Vielen Dank für Eure Unterstützung“, stand auf dem Transparent, mit dem die Mannschaft die Ehrenrunde machte. Aus den Boxen dröhnte der Klassiker der Toten Hosen „An Tagen wie diesen“. Auch die Fankurve hatte ein Transparent parat: „Europa, wir kommen!“ Unter Applaus und Jubel wurde jeder einzelne Spieler von Platzsprecher Andi Marek aufgerufen. Zum Abschluss der Feierlichkeiten auf dem Platz wurde „I am from Austria“ von Rainhard Fendrich angestimmt.

1:0 durch Alaba (7. Minute)

David Alaba trifft mit seinem 14. Nationalteamtor kurz nach Spielbeginn zum 1:0 für Österreich.

Fehlstart schärfte Charakter

Viele Fans schwenkten noch lange ihre Fahnen. Da hatte der verzweifelt zu flüchten versuchende Foda schon die obligatorische Bierdusche abbekommen. David Alaba, von Bayern München diesbezüglich natürlich mit viel Erfahrung ausgestattet, hatte gleich zwei Krüge in der Hand. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir sind wirklich sehr, sehr happy“, sagte er dann in den Katakomben des Praterovals zur versammelten Presse. „Wir haben unser Ziel erreicht.“

Das nächste große Ziel sei es nun, es bei der EM besser zu machen als vor vier Jahren in Frankreich. „Aber wie wir die Qualifikation geschafft haben. Viele haben uns nach den ersten zwei Spielen schon abgeschrieben“, drückte Alaba in der Stunde des Erfolges viel Stolz und Genugtuung aus. „Aber wir haben dann unseren Charakter gezeigt. Wir haben gezeigt, was wir für eine Mannschaft sind. Wir haben als Mannschaft Erfahrung gesammelt, sind reifer geworden.“

Österreichische Spieler jubeln nach dem Spiel
ORF.at/Dominique Hammer
Noch lange nach Schlusspfiff ließ sich die Mannschaft für eine letztlich souveräne Qualifikation feiern

„Schülermannschaft“ kämpft sich durch

Dass dieses intensive Qualijahr nicht spurlos an der Nationalmannschaft vorübergegangen war, offenbarten auch die Aussagen von Julian Baumgartlinger. „Da ist viel Genugtuung“, gab der ÖFB-Kapitän unumwunden zu und bezog sich vor allem an die harsche Kritik nach dem 2:4 in Israel, nachdem schon der Auftakt zu Hause gegen Polen mit 0:1 verloren gegangen war. „Was in dem ganzen Jahr passiert ist, hat uns gestärkt, zusammenwachsen lassen“, so Baumgartlinger, der auch „Querschüsse aus den eigenen Reihen“ nicht vergessen hat.

Österreichische Spieler jubeln vor Fans
ORF.at/Dominique Hammer
Jubel mit der Fankurve, die dem Team auch nach den Auftaktpleiten des Jahres die Treue gehalten hatte

„Wir haben uns durchgekämpft, obwohl wir in bestimmten Phasen auf uns alleine gestellt waren – mit dem Trainerteam“, betonte der Leverkusen-Legionär mehrmals. ÖFB-Präsident Leo Windtner, der nach der Pleite in Israel von „Fehlern einer Schülermannschaft“ gesprochen hatte, dürfte die Spieler damit empfindlich getroffen haben. Immerhin sei man die erste Schülermannschaft, die sich für eine EM qualifiziert hat, meinte Baumgartlinger mit einem augenzwinkernden Seitenhieb.

Lainer erhöht nach Eckball auf 2:0 (48. Minute)

Stefan Lainer kommt nach einem Corner an den Ball und erhöht aus kurzer Distanz mit seinem ersten Tor im Nationalteam zum 2:0 für Österreich.

Von alldem unbeeindruckt war Stefan Lainer, der einen traumhaften Abend bejubelte. Assist zum ersten Tor von Alaba, danach sein erstes Teamtor zum 2:0 – der Gladbach-Legionär schwebte im siebenten Himmel. „Mir fehlen die Worte. Ich hätte mir keinen schöneren Moment aussuchen können für das erste Tor für Österreich“, sagte Lainer. „Da sind überragende Gefühle, ich freue mich extrem für die Mannschaft und das Trainerteam.“ Für die EM hat Lainer „Großes“ vor: „Bestmöglich verkaufen, immer das Größte anstreben, diese Einstellung sollten wir haben. Ein großes Turnier fordert große Leistungen.“

EM 2020 (12. Juni – 12. Juli)

Bisher qualifizierte Teams (16/24):

  • Gruppe A: England, Tschechien
  • Gruppe B: Ukraine, ?
  • Gruppe C: Deutschland, Niederlande
  • Gruppe D: ?, ?
  • Gruppe E: Kroatien, ?
  • Gruppe F: Spanien, Schweden
  • Gruppe G: Polen, Österreich
  • Gruppe H: Türkei, Frankreich
  • Gruppe I: Belgien, Russland
  • Gruppe J: Italien, Finnland

(Die letzten vier Teams werden über das Play-off der Nations League im Frühjahr 2020 ermittelt.)