Teamchef Franco Foda feiert mit Kollegen aus seinem ÖFB-Stab
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EM-Qualifikation

Stolzer Foda genießt speziellen Moment

Wenn ein Trainer eine Bierdusche abbekommt, dann ist in der Regel für ein Team etwas ganz Spezielles passiert. Im Falle von ÖFB-Teamchef Franco Foda war es die erfolgreiche Qualifikation für die EM 2020, die am Samstag mit einem 2:1-Sieg über Nordmazedonien endgültig unter Dach und Fach gebracht wurde. „Das ist ein außergewöhnlicher Moment“, sagte Foda über die Erfüllung seiner Mission.

Anfang 2018 hatte Foda offiziell sein Amt mit dem Ziel angetreten, die Qualifikation zu schaffen. Knapp 23 Monate später war es dann so weit. Das ÖFB-Team nimmt zum insgesamt dritten Mal und zum zweiten Mal in Folge an einer EM teil. „Großes Kompliment, wir haben unser ganz großes Ziel, unseren Traum erreicht. Darauf bin ich sehr stolz“, sagte Foda, der deshalb auch gute Miene zu den Bierattacken machte, von denen eine von Marko Arnautovic kam. „Heute wird das für ihn keine Konsequenzen haben“, kündigte Foda mit einem Augenzwinkern an.

Für den 53-Jährigen selbst ist die Qualifikation ein Highlight seiner Trainerkarriere. „Wenn man Nationaltrainer von einem Land ist, in dem man schon seit über 20 Jahren lebt, ist das schon etwas Besonderes. Ich freue mich extrem für alle. Das ist wunderschön und eine schöne Sache für den Trainer“, sagte Foda, für den die EM-Qualifikation deshalb außergewöhnlich war, weil die Mannschaft nach den beiden Auftaktniederlagen permanent unter Druck gestanden war. „Die Mannschaft hat Großartiges geleistet und immer an sich geglaubt.“

Teamchef Franco Foda bekommt eine Bierdusche
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Ein Teamchef auf der Flucht: Für Franco Foda gab es kein Entrinnen vor den Bierduschen der Spieler

Gestiegener Druck vor Nordmazedonien

Auch von Foda fiel ein enormer Druck ab, der sich in den Tagen vor dem Spiel noch einmal erhöht hatte. Der ÖFB-Coach begründete die Problematik in der gestiegenen Erwartungshaltung. Das Team hatte wieder etwas zu verlieren. „Jeder hat erwartet, dass wir uns schon für die EM qualifizieren. Aber wir hatten noch ein Spiel vor der Brust. Wir hatten wieder etwas aus der Hand zu geben. Da muss man auf der Hut sein. Man kann unruhig werden und hat dann vielleicht nicht die Sicherheit“, erklärte Foda die schwierige Ausgangslage.

Sehr zufrieden war Foda deshalb auch, wie die Spieler die Aufgabe gegen die Nordmazedonier gelöst haben. „Man hat die ganze Woche gespürt, dass sie dieses Spiel gewinnen und den letzten Schritt vor eigenem Publikum machen möchten. Wir haben versucht, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das haben die Jungs sehr gut gemacht. Es war ein absolut verdienter Sieg. Die Spieler haben die Aufgabe sehr seriös erledigt“, lobte Foda den Reifegrad seiner Mannschaft.

Grünes Licht von Foda für Feier

Der Teamchef war vor allem mit den ersten 45 Minuten zufrieden, wenngleich die Führung zur Pause schon wesentlich höher hätte ausfallen können. „Erste Halbzeit hatten wir drei, vier, fünf Möglichkeiten, um höher in Führung zu gehen. Das haben wir verabsäumt. In den letzten 15, 20 Minuten waren wir etwas zu nachlässig. Da haben wir Tormöglichkeiten zugelassen. Das war komplett unnötigt. Trotzdem muss man die Augen zudrücken und genießen“, so Foda.

Der Teamchef gab daher den Spielern auch grünes Licht, die geschaffte EM-Qualifikation zu zelebrieren. Während Foda das im VIP-Club des Happel-Stadions tat, rauschten David Alaba und Kollegen in die Wiener Innenstadt ab. „Die Spieler können heute feiern. Der Trainer wird auch feiern. Irgendwann am späten Nachmittag werden wir dann trainieren und uns auf das Spiel gegen Lettland vorbereiten. Auch da wollen wir gewinnen und noch einmal drei Punkte holen. Dann haben wir eine tolle Qualifikation zu Ende gespielt“, sagte Foda.

ÖFB-Team qualifiziert sich für EM

Mit einem 2:1-Heimsieg gegen Nordmazedonien machte Österreichs Nationalteam den letzten Schritt zur EM und durfte danach feiern.

Pause für sechs Stammspieler

Sechs Stammspieler werden da allerdings schon nicht mehr mit von der Partie sein. Marko Arnautovic, David Alaba, Martin Hinteregger, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Stefan Lainer werden am Montag die Reise nach Lettland nicht mehr antreten. Dieses Sextett war laut dem Deutschen zuletzt bei ihren Clubs einer hohen Belastung ausgesetzt. „Da muss man den Vereinen auch etwas zurückgeben. Das mache ich aber nur deshalb, weil ich von allen Spielern, die hier sind, überzeugt bin“, begründete Foda seine Entscheidung.

Der Teamchef versprach damit, dass auch in Lettland eine schlagkräftige Truppe auf dem Platz stehen wird. „Es braucht keiner denken, dass wir mit einer B-Garnitur anreisen, im Gegenteil. Ich habe absolutes Vertrauen in alle Spieler“, sagte Foda. „Wir wollen das letzte Spiel gewinnen und dafür werden wir eine Toptopmannschaft auf die Beine stellen.“

Jeder kann sich für EM-Kader empfehlen

Das Spiel in Riga darf damit für die Spieler der zweiten Reihe als erste Chance gesehen werden, sich für den EM-Kader zu empfehlen. Denn dieser ist laut Foda noch lange nicht in Stein gemeißelt. „Jeder, der Leistung zeigt, kann sich noch in die Mannschaft spielen. So weit kann man nicht in die Zukunft blicken. Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Aber natürlich gibt es einen gewissen Stamm. Wir haben einen Pool von 30, 40 Spielern, die alle in der Lage sind, im Nationalteam zu spielen“, so Foda.

Mit der EM-Endrunde, für die die Gruppenauslosung am 30. November über die Bühne gehen wird, will sich der Deutsche noch nicht beschäftigen. „Ich habe keine Wunschgegner. Das ist jetzt auch nicht so wichtig. Ich beschäftige mich erst mit Lettland, und dann werden wir die EM planen“, sagte der Teamchef, der darauf verwies, dass es dafür im November einen Termin gebe. Dort wird dann in Ruhe besprochen, wo das Trainingscamp stattfindet, gegen wen getestet wird und wie sich die Vorbereitung gestaltet.