Dominic Thiem ist enttäuscht
AP/Kirsty Wigglesworth
ATP-Finals

Thiem verpasst bisher größten Titel

Dominic Thiem hat die Chance auf seinen bisher größten Titel auf der ATP-Tour verpasst. Der 26-jährige Niederösterreicher musste sich am Sonntag im Endspiel der mit neun Millionen Dollar dotierten World Tour Finals in der Londoner O2-Arena dem Griechen Stefanos Tsitsipas mit 7:6 (8/6) 2:6 6:7 (4/7) geschlagen geben.

Im Head-to-Head verkürzte der 21-Jährige, der erstmals bei den ATP-Finals antrat, damit auf 3:4. Trotzdem darf sich Thiem, der sich durch den Finaleinzug in der Weltrangliste von Platz fünf auf Rang vier verbessert, zum Abschluss der Saison über ein erfolgreiches Jahr 2019 freuen. Der Lichtenwörther holte heuer fünf seiner insgesamt 16 Karrieretitel.

Österreichs Nummer eins gewann heuer neben dem Masters-1000-Turnier in Indian Wells auch die beiden Heimturniere in Wien (ATP-500) und Kitzbühel (ATP-250) sowie die beiden 500er-Events in Barcelona und Peking. Bei Letzterem hatte er sich gegen seinen London-Finalgegner Tsitsipas mit 3:6 6:4 6:1 durchgesetzt.

ATP-Finals: Thiem unterliegt Tsitsipas

Dominic Thiem unterlag dem Griechen Stefanos Tsitsipas im Finale der ATP-Finals in London. Sowohl der erste als auch der dritte Satz des knappen Spiels wurden im Tiebreak entschieden.

Von der Bedeutung her setzte Thiem das Endspiel bei den ATP-Finals mit seinen zwei bisher einzigen Finalspielen bei einem Grand-Slam-Turnier gleich. Gemeinsam mit den beiden French-Open-Endspielen 2018 und 2019 (jeweils Niederlagen gegen Rafael Nadal) sei es „das wichtigste Match meiner Karriere“, hatte Thiem bereits vor dem Duell mit dem Griechen gesagt.

„Ein unglaubliches Match“

Der 26-Jährige erwies sich allerdings auch als sportlich fairer Verlierer: „Es war ein unglaubliches Match, bravo Stefanos. Stefanos, du verdienst es wirklich, bist ein unglaublicher Spieler“, so Thiem noch auf dem Platz. „Wir sind Teil eines brutalen Sports, wir konnten uns heute wieder davon überzeugen, wie eng es hergehen kann“, erklärte ein trauriger Thiem. „Ich habe gekämpft, habe 100 Prozent gegeben, aber so ist Tennis. Obwohl es ein brutales und toughes Gefühl gerade ist, habe ich die Woche sehr genossen. Vielen Dank an alle, die das hier möglich machen.“

Aufschläger zu Beginn souverän

Thiem gewann das Los und durfte wählen, welcher Spieler als Erster serviert. Er entschied sich dazu, als Rückschläger ins Match zu gehen. Tsitsipas, der für seine Aufschläge gefürchtet ist, legte gleich flott los und holte sich das erste Game zu null. Doch auch Thiem blieb bei seinem ersten Aufschlagsgame souverän, ließ dem Griechen keinen einzigen Punkt.

Beim Stand von 1:1 40:0 aus Sicht von Tsitsipas gelang Thiem der erste Punkt eines Rückschlägers in der Partie. Der Niederösterreicher konnte sogar auf 30:40 verkürzen, ehe sich der Grieche das Game holte. Danach gab es die erste Breakchance für Tsitsipas, die Thiem abwehrte und zum 2:2 ausglich.

Erste Breakchancen für Thiem

In einer ausgeglichenen Partie auf hohem Niveau konnte sich Thiem beim Stand von 3:3 besser auf das Service des Griechen einstellen. Er versuchte, als Rückschläger mehr Druck zu erzeugen, und erarbeitete sich damit seine erste Breakchance in der Partie. Tsitsipas riskierte viel und stellte mit Serve-and-Volley (Netzangriff sofort nach dem Aufschlag) auf Einstand. Auch die zweite Breakchance von Thiem wehrte der Grieche ab und holte sich das Game.

Danach zeigte Tsitsipas seine Qualitäten als Rückschläger und erarbeitete sich sogar zwei Breakchancen. Thiem zeigte aber keine Nerven. Die erste vereitelte er mit einem Winner, die zweite mit einem Volley am Netz. Beim Stand von 5:5 konnte Thiem erstmals bei einem Netzangriff von Tsitsipas punkten, davor war der 21-jährige Grieche zehnmal in Folge mit einem Volley erfolgreich gewesen.

Zweiten Satzball verwertet

Ohne eine weitere Breackchance eines Spielers ging es ins Tiebreak. Thiem holte gleich das erste Minibreak und zog auf 3:0 davon. Nach dem Minibreak von Tsitsipas zum 5:5 holte Thiem mit einem Ass den ersten Satzball. Den zweiten erspielte sich der Niederösterreicher als Rückschläger. Nach 66 Minuten verwertete er diesen zum 7:6 (8/6). Wie eng dieser erste Set war, zeigt die Statistik: Von insgesamt 89 gespielten Punkten holte Thiem 45 und Tsitsipas 44.

Dominic Thiem schlägt eine Vorhand
Reuters/Peter Nicholls
Im ersten Satz setzte sich Thiem mit nur einem Punkt mehr als Tsitsipas durch

Im zweiten Durchgang begann der Lichtenwörther als Aufschläger und lag prompt 0:40 zurück. Während Thiem schon des Öfteren in dem Match nach 0:30 wieder zurückfand und das Game holte, konnte er diesmal nur auf 15:40 verkürzen, bevor er das erste Break der Partie kassierte. Tsitsipas war bei seinem Service hingegen souverän, schaffte auch das nächste Break und zog auf 3:0 davon.

Tsitsipas spielt groß auf

Der Grieche spielte nun groß auf und holte bis zu seiner 4:0-Führung 16 von 18 Punkten. Thiem gab den Satz aber noch nicht auf, blieb konzentriert und fand wieder besser in die Partie. Zu null verkürzte Österreichs Nummer eins auf 1:4. Zwei Breaks im Rückstand waren allerdings zu viel und Tsitsipas gewann den zweiten Durchgang nach nur 26 Minuten souverän mit 6:2. Diesmal machte der 21-Jährige 25 von insgesamt 37 Punkten im Satz, Thiem nur zwölf.

Zu Beginn des entscheidenden dritten Satzes musste Thiem viel riskieren. Beim Stand von 0:15 war er mit einem Volley auf die Seitenlinie erfolgreich und ließ dem ein Ass zur 30:15-Führung folgen. Trotzdem kam Tsitsipas – der nun unglaubliche Returns spielte – zu zwei Breakchancen, ehe der Lichtenwörther mit einem Winner nach knapp über sieben Minuten auf 1:0 stellte.

Thiem kämpft sich nach Break zurück

Thiem selbst war weit weg von einer Breakchance, musste das 1:1 zu null hinnehmen und lag bei eigenem Service nach Doppelfehler wieder einmal 0:30 zurück. Bei 15:40 konnte er nur die erste von zwei Breakchance des Griechen abwehren und lag nun 1:2 zurück. Tsitsipas hingegen brachte sein Aufschlagspiel wieder zu null durch.

Beim Stand von 2:3 erkämpfte sich der Niederösterreicher selbst wieder zwei Breakchancen. Bei der zweiten musste Tsitsipas über das zweite Service gehen und kassierte das für Thiem so wichtige Rebreak zum 3:3. Nun lag das Momentum plötzlich auf der Seite des Österreichers. Die 4:3-Führung holte der 26-Jährige mit vier Punkten in Folge.

Partie wieder komplett offen

Die Partie war wieder komplett offen, beide Spieler mussten um jeden Zähler hart kämpfen. Und Thiem war vor allem bei eigenem Service wieder voll da. Nach dem umkämpften Ausgleich von Tsitsipas zum 4:4 ging der Österreicher souverän mit 5:4 in Front. Es zeichnete sich das nächste Tiebreak ab, denn auch der Grieche glich neuerlich ohne Probleme zum 5:5 aus.

Stefanos Tsitsipas mit einem Return
AP/Kirsty Wigglesworth
Tsitsipas kam nach klar gewonnenem zweiten Satz wieder unter Druck

Nach dem 6:5 für Thiem versuchte der Weltranglistenfünfte, seinen Gegner als Rückschläger unter Druck zu setzen und ging auch 15:0 in Führung. Tsitsipas, der bei seinen ersten Aufschlägen nun mehr Fehler machte, glich aber neuerlich aus. Im Tiebreak holte Tsitsipas nach 2:1-Führung auch die Minibreaks zum 4:1. Thiem aber blieb fokussiert, breakte zweimal zum 3:4 aus Sicht des Niederösterreichers zurück.

Tsitsipas verwertet ersten Matchball

Mit einer tollen Longline-Rückhand auf die Grundlinie gelang das 4:4. Bei einer vermeintlich viel leichter zu spielenden Vorhand kassierte Thiem das nächste Minibreak und Tsitsipas erspielte sich bei eigenem Service den ersten Matchball, den er nach insgesamt 2:35 Stunden zum 7:6 (7/4) verwertete. Es war sein insgesamt vierter Turniersieg nach zuvor drei ATP-250-Events 2018 in Stockholm sowie 2019 in Marseille und Estoril.

„Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, das Spiel nach dem verlorenen ersten Satz zu drehen. Ich habe keine Ahnung, warum ich im zweiten Satz so gut gespielt habe. Ich habe Thiem zweimal gebreakt. Das war ein exzellenter Satz für mich. Im dritten Satz war es ein wenig schwierig mit den Nerven, es war das erste Mal für mich vor so einer Kulisse. Ich war ein Break voran, dann musste ich doch noch ins Tiebreak in diesem außergewöhnlichen Kampf. Der Support vom Publikum war fantastisch“, so Tsitsipas, der Thiem zu seinem großartigen Jahr gratulierte.

ATP World Tour Finals in London

(Großbritannien, 9.000.000 Dollar, Hartplatz, Halle)

Einzel:

Finale:
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Dominic Thiem (AUT/5) 6:7 (6/8) 6:2 7:6 (7/4)
Semifinale:
Dominic Thiem (AUT/5) Alexander Zverev (GER/7) 7:5 6:3
Stefanos Tsitsipas (GRE/6) Roger Federer (SUI/3) 6:3 6:4