Enttäuschung bei Dominic Thiem nach seiner Niederlage im ATP-Finale
Reuters/Tony O’Brien
ATP-Finals

Zentimeter fehlen Thiem zu Happy End

Dominic Thiems traumhafte Woche bei den ATP-Finals in London hat am Sonntag mit der Finalniederlage gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas kein Happy End gefunden. Der 26-jährige Niederösterreicher haderte nach dem 7:6 (8/6) 2:6 6:7 (4/7) vor allem mit dem fehlenden Glück: „Ein paar Zentimeter hier und da und ich wäre jetzt der Sieger.“

Anstelle von Österreichs Nummer eins durfte sich der erst 21-jährige Tsitsipas über den bisher größten Triumph seiner Karriere freuen. „Ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, so gut zu spielen. Es war eine großartige Vorstellung, ich habe Dominic nicht viele Möglichkeiten gegeben“, sagte der Grieche, der 2,656 Millionen US-Dollar und gesamt 1.300 Punkte für die ATP-Rangliste mit nach Hause nahm: „Ich bin erleichtert, dass es eine solch außergewöhnliche Performance geworden ist.“

Thiem versuchte trotz der nach eigener Aussage „Riesenenttäuschung“ über den Ausgang des Endspiels, das Positive aus der britischen Hauptstadt mitzunehmen. „Ich bin im Finale eines der größten Turniere gestanden und habe 6:7 im dritten (Satz, Anm.) verloren. Das Match hätte ich genauso gewinnen können. Das war jetzt nicht so wie die zwei French-Open-Finali, wo ich sehr weit weg war vom Sieg“, so der Niederösterreicher.

Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas bei der Siegerehrung der ATP Finals
Reuters/Peter Nicholls
Thiem (l.) musste diesmal seinem griechischen Kontrahenten den Vortritt lassen

Knackpunkt im Spiel war der rasch verlorene zweite Satz, nachdem sich Thiem im Tiebreak den ersten Durchgang gesichert hatte. „Es war ein sehr intensiver erster Satz. Ich habe im Tiebreak alles gegeben – und komplett auf der Erfolgswelle“, meinte Thiem. Doch nach der Pause sei sein Auftaktgame als Aufschläger einfach unglücklich verlaufen. „Dann steht es 0:1 und es ist eigentlich ein Schlag in die Fresse, weil im ganzen ersten Satz gibt es kein Break, ich gewinne den Satz und bin richtig glücklich damit und dann war ich ein bisschen down, weil das ganze gute Gefühl weg war.“

„Nicht ganz einfache Woche“

Trotzdem durfte Thiem zufrieden auf seine vierte „Masters“-Teilnahme zurückblicken. Mit dem Vorstoß ins Finale gab es für Thiem eine Verbesserung in der Weltrangliste. Österreichs Nummer eins überholte mit den Punkten in London den Russen Daniil Medwedew und egalisierte mit Rang vier seine bisher beste Platzierung im ATP-Computer. Tsitsipas holte zwar punktemäßig gehörig auf, bleibt aber die Nummer sechs. „Das Wichtigste ist für mich einfach die Entwicklung in meinem Spiel. Somit gehe ich auch mit einem sehr guten Gefühl in die Saisonvorbereitung“, sagte Thiem.

Denn obwohl der 26-Jährige in der Londoner O2-Arena mit Siegen über die Allzeitgrößen Roger Federer und Novak Djokovic für Furore sorgte, war die Woche bei den Finals für Thiem eine Qual. Die gesamte „nicht ganz einfache“ Turnierwoche kämpfte der Niederösterreicher mit einer Verkühlung. „Es war jedes Match eine Überwindung, weil ich schon relativ energielos war von Zeit zu Zeit.“

Dominic Thiem bei den ATP Finals
APa/AFP/Daniel Leal-Olivas
Trotz Verkühlung lieferte der Niederösterreicher in London starke Vorstellungen ab

Kurios: Besonders am Abend eines seiner größten Siege, dem Drei-Satz-Thriller über Novak Djokovic, sei es ihm beim Aufwachen besonders schlecht gegangen. „Am Dienstag in der Früh, als ich aufgestanden bin, war ich eigentlich sicher, dass ich am Mittwoch daheim bin, weil es mir echt dreckig gegangen ist. Und dann spiele ich am Dienstagabend das unglaubliche Match und dann noch weitere echt gute Matches.“

Griechen feiern „Löwenherz Tsitsipas“

Im Finale erwischte allerdings Tsitsipas einen noch besseren Tag. Der Grieche, der als jüngster Spieler seit dem Australier Lleyton Hewitt 2001 das Saisonfinale gewinnen konnte, wurde in der Heimat euphorisch gefeiert. „Stefanos the Great“ und „Tsitsipas auf dem Gipfel der Welt“, schrieb das größte griechische Sportportal sport24.gr am Sonntagabend. Von „Löwenherz Tsitsipas“ war beim Portal Sportfm.gr zu lesen.

Thiem verliert London-Finale

Der Traum vom Finalsieg bei den ATP-Finals ist für Dominic Thiem geplatzt. Der Österreicher verlor gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas.

Der Triumphator selbst konnte seinen Gefühlen nur schwer Ausdruck verleihen. „Ehrlicherweise fühle ich gar nichts, weil es zu viele Gefühle sind, um irgendetwas zu fühlen“, sagte Tsitsipas schmunzelnd. „Ich erinnere mich dran, wie ich dieses Turnier im Fernsehen gesehen habe und dachte, oh, diese Jungs müssen ein wahnsinniges Jahr gespielt haben, um da dabei sein zu dürfen. Und jetzt bin ich der Sieger dieses Turniers“, so der 21-Jährige, der dann doch noch eine Beschreibung für seinen Gemütszustand fand: „Es fühlt sich großartig an.“