Skisprung-Trainer Andreas Felder (AUT)
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Skispringen

Felder setzt auf geduldige Arbeit

Am Samstag beginnt mit einem Team-Bewerb im polnischen Wisla (16.00 Uhr, live in ORF1) die neue Weltcup-Saison der Skispringer. Andreas Felder geht dabei in sein zweites Jahr als Cheftrainer der heimischen Adler. Der 57-Jährige geht vorsichtig optimistisch in den Winter und setzt auf Geduld. Sein Motto: „Nicht narrisch machen lassen“.

Die Routiniers Stefan Kraft, Michael Hayböck, Gregor Schlierenzauer sowie Daniel Huber, Philipp Aschenwald und Jan Hörl bilden das österreichische Sextett bei den ersten Konkurrenzen in Wisla, wo nach dem Team-Bewerb am Sonntag das erste Einzel-Springen auf dem Programm steht. „Wir sind bereit und haben bestimmt eine konkurrenzfähige Mannschaft beisammen“, sagte Felder.

Für Felder hat sich im ersten Jahr seiner zweiten Ära als Cheftrainer von Österreichs Springern ein Merksatz bewahrheitet: „Wenn man geduldig weiterarbeitet und sich nicht narrisch machen lässt, dann kommt man irgendwann wieder in einen Flow hinein, in dem alles leichter geht.“ Ein einzelner Flug könne den Knoten lösen. „Du weißt oft selbst nicht warum.“ Mentaltraining komme in seinem Team zwar „auf allen Ebenen“ zum Einsatz, „aber loslassen zu können im richtigen Augenblick, das hast du nie so richtig in der Hand“.

Gregor Schlierenzauer, Trainer Andreas Felder und Stefan Kraft
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Kraft (r.) und Schlierenzauer (l.) sind die großen Routiniers in Felders Adlerhorst

Genau zur Heim-WM in Form

Im vergangenen Winter löste sich bei den Österreichern nach einer schwach angelaufenen Saison pünktlich zur Heim-WM in Seefeld der besagte Knoten. Silber im Team- und Mixed-Bewerb sowie Einzelschanzen-Bronze für Kraft sorgten für erfolgreiche Titelkämpfe. Kraft stellte zudem mit Rang zwei im Gesamtweltcup hinter dem japanischen Überflieger Ryoyu Kobayashi (13 Siege) seine Klasse und den Status als verlässlichster ÖSV-Adler unter Beweis.

Kraft kaschierte aber auch das ansonsten bestenfalls mittelmäßige Abschneiden des Teams. Huber war als Gesamt-16. der zweitbeste Österreicher, Aschenwald (26.) und Hayböck (27.) klassierten sich gerade noch in den Top 30. Gerade den 24-jährigen Aschenwald und dem 21-jährigen Vizestaatsmeister Hörl will Felder heuer „konstanter vorne reinbringen“.

Drei Highlights

Der mäßige Start, als das rot-weiß-rote Team bis Weihnachten den Erwartungen hinterhersprang, ist Felder noch schmerzlich in Erinnerung. „Die Verkrampfung im Team war pauschal.“ Die Sommerarbeit für den Winter radikal zu ändern, war aber keine Option. „Beim Springen auf Touren zu kommen, ergibt sich immer von selber. Das lässt sich nicht gescheit steuern, weil es oft Kleinigkeiten sind, die oft im Kopf stattfinden, die dann deinem guten Sprung einen Riegel vorschieben“, sagte Felder.

Philipp Aschenwald (AUT)
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Aschenwald ist einer jener Springer, die heuer konstant vorne mitfliegen sollen

Der Anspruch sei heuer, von Beginn an und speziell bei den Saisonhöhepunkten ein Wörtchen um die Spitzenplätze mitzureden. „Bei einer Saison wie heuer müssen wir bei den Highlights Vierschanzentournee, Gesamtweltcup und Skiflug-WM jeweils einen Platz unter den ersten drei anstreben.“ Ein vierter Platz zähle in der laut Felder schnell zur Trauerstimmung neigenden Öffentlichkeit nicht mehr. „Aber wir wissen natürlich, dass auf die Topplätze alle großen Nationen hinarbeiten“, so der Tiroler.

Mangelnde Vergleichswerte

Wie gut die Konkurrenz in den vergangenen Monaten arbeitete, wollte Felder aufgrund mangelnder Vergleichswerte nicht groß kommentieren. Die Tage, als sich die Weltelite im Spätherbst auf denselben Schanzen zum Training versammelte, seien vorbei, so der ÖSV-Cheftrainer. „Damals wussten wir: Puh, die Finnen fahren noch einmal zwei Luken tiefer als wir. Da haben wir Arbeit vor uns“, sagte Felder im Rückblick auf seine eigene Zeit als Aktiver.

Zuletzt nutzten die deutschen Springer den Innsbrucker Bergisel als Trainingsgelände und gaben so einen kleinen Einblick in ihre Vorbereitung unter ihrem neuen Cheftrainer Stefan Horngacher. Felders Eindruck bestärkte sich: „Die kämpfen mit den gleichen Problemen wie wir, nicht alle sind schon in Topform. Aber mitspringen tun wir da auf jeden Fall“, so der ÖSV-Coach.