Logo und Pokal der EM 2020
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Fußball

Der komplexe Fahrplan zur EM 2020

Die EM-Qualifikation ist zwar seit Dienstagabend Geschichte, dennoch stehen noch nicht alle Teilnehmer für die Endrunde 2020 fest. 20 Teams haben ihre Tickets gebucht, 16 weitere dürfen sich über die erstmals ausgetragenen Nations-League-Play-offs noch Chancen auf die letzten vier Plätze für die in zwölf Ländern ausgetragene EM machen. Zunächst steht aber die Auslosung an, der es ebenso nicht an Komplexität mangelt.

Nach einer Idee des früheren UEFA-Präsidenten Michel Platini findet die 16. Europameisterschaft (12. Juni bis 12. Juli 2020) anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Turniers erstmals nicht in einem oder in zwei Ländern, sondern in zwölf statt. Zum runden Geburtstag soll quasi der ganze Kontinent Schauplatz des Spektakels sein. Das bringt nicht nur neue Reisestrapazen mit sich, sondern erfordert letztlich auch nie dagewesene Besonderheiten bei der Umsetzung der Endrunde.

Die kommen bereits bei der Auslosung, die am 30. November (18.20 Uhr, live in ORF1) in Bukarest über die Bühne geht, zum Tragen. Denn entsprechend dem EM-Modus müssen alle qualifizierten Gastgeber in ihren Heimspielorten spielen, die Ukraine darf aus politischen Gründen nicht in Russland spielen. Die vier Lostöpfe stehen seit Dienstag fest.

Österreich in Topf drei

Das ÖFB-Team wird als Gruppe-G-Zweiter aus Topf drei gezogen. Ihre Plätze in Topf eins haben sich England, Belgien, Italien, Ukraine, Spanien und Deutschland ob ihrer sportlichen Leistungen in der abgelaufenen EM-Qualifikation gesichert.

Grafik zur Fußball-EM 2020
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Italien (Gruppe A in Rom und Baku), England (Gruppe D in London und Glasgow), Deutschland (Gruppe F in München und Budapest) sowie Spanien (Gruppe E in Bilbao und Dublin) führen ihre Heimgruppen an. Weil die Ukraine nicht in St. Petersburg spielen darf, bleibt nur die Gruppe mit den Niederlanden (Gruppe C in Amsterdam und Bukarest) übrig. Belgien wird dadurch automatisch Russland (Gruppe B in St. Petersburg und Kopenhagen) zugeordnet – und weil sich Dänemark ebenfalls qualifiziert hat, ist diese Gruppe bereits zu drei Viertel voll.

Vorerst kein ÖFB-Wiedersehen mit Portugal

Das hat auch Auswirkungen auf das ÖFB-Team, das folglich in einer der fünf anderen Gruppen spielen wird. Zudem kann man auch nicht auf den ebenfalls in Topf drei befindlichen Titelverteidiger Portugal sowie auf die Türkei, Schweden und Tschechien treffen. Damit kommt es zumindest in der Gruppenphase zu keinem Wiedersehen mit den Portugiesen, denen man bei der EM 2016 ein 0:0 abgetrotzt hatte.

Grafik zur Fußball-EM 2020
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Vier Tickets sind noch zu vergeben, die sich 16 Teams in den Nations-League-Play-offs ausmachen. So könnten sich noch Ende März 2020 die EM-Gastgeber Irland, Schottland, Ungarn und Rumänien qualifizieren. Einzig Aserbaidschan ist als einer der zwölf Mitgastgeber definitiv nicht bei der EM dabei. Der Play-off-Sieger des Pools B spielt in jedem Fall in der EM-Gruppe E, da mit Irland nur ein Gastgeber aufsteigen kann.

Nations-League-Play-offs

Auslosung: 22. November

Play-off-Pool A: Island sowie drei Teams aus dem Quartett Bulgarien, Israel, Ungarn, Rumänien

Play-off-Pool B: Bosnien-Herzegowina gegen Nordirland (Halbfinale 1), Slowakei gegen Irland (Halbfinale 2)

Play-off-Pool C: Schottland gegen Bulgarien, Israel, Ungarn oder Rumänien (Halbfinale 1), Norwegen gegen Serbien (Halbfinale 2)

Play-off-Pool D: Georgien gegen Weißrussland (Halbfinale 1), Nordmazedonien gegen Kosova (Halbfinale 2)

Spieltermine: 26./31. März 2020

Theoretisch hatte sogar die Gefahr bestanden, dass die UEFA die Gruppen zu einem späteren Zeitpunkt neuerlich hätte auslosen müssen – wenn sich weitere Gastgeber qualifizieren oder politisch brisante Duelle ergeben. Für diesen Umstand wäre der 1. April vorgesehen gewesen, wenn nach den Nations-League-Play-offs dann endgültig alle EM-Teilnehmer feststehen. Nach längeren Beratungen und Berechnungen der komplexen Ausgangslage gab die UEFA aber letztlich bekannt, dass keine gesonderte Veranstaltung nach Abschluss der Play-offs notwendig ist.

ÖFB-Fahrplan hängt von Auslosung ab

Der ÖFB bastelt selbst schon seit Monaten intensiv am Fahrplan des A-Teams für 2020 – und auch das ist komplex, zumal viele Eckpunkte offen sind. Das liegt daran, dass der Verband die Auslosung abwarten muss. Bisher steht nur so viel fest: Die ÖFB-Auswahl bestreitet Ende März 2020 sowie in der unmittelbaren EM-Vorbereitungsphase Ende Mai/Anfang Juni jeweils zwei Länderspiele. Gegen welche Teams getestet wird, hängt letztlich von der Gruppeneinteilung der Endrunde ab.

„Wir haben mit potenziellen Gegnern schon zahlreiche Gespräche geführt und sind in den Planungen relativ weit“, sagte Neuhold. Mit Abschlüssen müsse man allerdings zuwarten, weil man Spiele gegen spätere EM-Gruppengegner vermeiden wolle. Eine Situation wie 2008, als das ÖFB-Team gegen Deutschland im Februar ein Freundschaftsmatch und im Juni eine EM-Partie absolvierte, wird es diesmal nicht geben. „Wir haben uns darauf verständigt, dass so etwas keinen Sinn machen würde“, erklärte Neuhold.

Peter Schöttel und Bernhard Neuhold
GEPA/Daniel Goetzhaber
Neuhold (r. neben ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel) bastelt mit den sportlichen Verantwortlichen am ÖFB-Fahrplan

Mit Teamchef Franco Foda wurde vereinbart, im EM-Vorfeld gegen möglichst starke Kontrahenten anzutreten. „Es ist stets sein Wunsch, sich mit den besten Mannschaften zu messen. Es ist aber auch klar, dass nicht alle vier Gegner Top-Ten-Nationen sein werden. Es ist nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Gegner nicht bei der Endrunde dabei sein wird“, betonte Neuhold.

Lehrgang im Ausland möglich

Ein Fragezeichen steht auch hinter den Austragungsorten. So gibt es etwa laut dem Niederösterreicher die Option, den März-Lehrgang im südlichen europäischen Ausland abzuhalten und dort zumindest einen Probegalopp auszutragen. „Das ist Teil unserer Überlegungen. Fix ist auf jeden Fall, dass es im März aufgrund von UEFA-Vorgaben zwei Testspiele geben wird“, meinte Neuhold.

Ebenfalls noch ungeklärt ist die Location des letzten Trainingscamps vor der EM sowie das EM-Quartier selbst. Sollte Österreich in der London/Glasgow-Gruppe landen, könnte man die Zeit während der Gruppenphase auf der Britischen Insel verbringen. „Aber aufgrund der unklaren Lage wegen des Brexit ist das nicht sicher“, stellte Neuhold klar. Ein längerer Auslandsaufenthalt während des Turniers ist auch dann denkbar, wenn für die ÖFB-Auswahl zum Beispiel zwei EM-Partien in Baku auf dem Programm stehen.

Prinzipiell geht der Trend aber in die Richtung, während der Endrunde in der Heimat zu bleiben und nur jeweils einen Tag vor dem Spiel zum Austragungsort zu fliegen. Wo man in diesem Fall in Österreich logieren würde, ist laut Neuhold noch offen. „Grundsätzlich sind alle Vorkehrungen getroffen. Wir haben für uns definiert, welche Option in Österreich wir präferieren. Aber auch hier müssen wir die Auslosung abwarten.“ Endgültige Klarheit über alle offenen Punkte soll wenige Wochen nach der Gruppeneinteilung herrschen. „Unser Plan ist es, das Programm bis Weihnachten unter Dach und Fach zu haben und auch offiziell zu kommunizieren“, erklärte Neuhold.