Mercedes Fahrer Lewis Hamilton mit Sektflasche
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Formel 1

Zahlen untermauern Hamiltons Dominanz

Die 70. Saison der Formel 1 ist seit Sonntag Geschichte. Lewis Hamilton krönte mit seinem Sieg beim Finale in Abu Dhabi ein weiteres Jahr, das ganz in seinem Zeichen stand. Die Zahlen der Saison unterstreichen die neuerliche Dominanz des 34-jährigen Briten und seines Rennstalls Mercedes.

In seinem 250. Grand Prix holte sich Hamilton am Sonntag auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi den 84. Sieg seiner Karriere. Sein sechster WM-Titel war bereits lange davor festgestanden. Das letzte Rennen war für viele Beobachter symbolisch für die gesamte Saison. „Hamiltons Fahrt war vom Start bis zur Zielflagge so präzise, wie er es das ganze Jahr über gezeigt hat. Gleich zu Beginn hatte er Abstand gewonnen und gab ihn nicht mehr auf“, schrieb der englische „Guardian“. Mit seinem elften Saisonsieg stellte Hamilton eine persönliche Bestmarke ein.

Der Brite stand damit in mehr als der Hälfte der 21 Rennen auf der obersten Stufe des Podests. Nur in Österreich als Fünfter, in Deutschland (9.) und Singapur (4.) schaffte es Hamilton auf der Rennstrecke nicht in die Top Drei. In Brasilien warf ihn eine Zeitstrafe von Rang drei auf Platz sieben zurück. Trotzdem setzte der Weltmeister eine beeindruckende Serie fort. Saisonübergreifend beendete Hamilton 33 Rennen in Folge in den Punkterängen.

Sieg zum Saisonabschluss für Hamilton

Lewis Hamilton krönt mit dem Sieg in Abu Dhabi ein weiteres weltmeisterliches Jahr.

Mercedes weiter Maß der Dinge

Apropos Punkte: Mit 413 Punkten in der Endabrechnung stellte der nun sechsfache Weltmeister einen neuen persönlichen Rekord auf. Seine bisherige Bestmarke waren 408 Zähler aus dem Vorjahr. Hamilton kam heuer aber eine neue Regelung zu Hilfe. Weil der 34-Jährige sechsmal die schnellste Runde in einem Rennen fuhr, erhielt er sechs Bonuspunkte. Ohne die zusätzlichen Zähler hätte Hamilton seinen Rekord um einen Punkt verpasst.

Kampfansage der Konkurrenz

Ferrari und Red Bull Racing haben dem überlegenen Mercedes-Team für die nächste Saison den Kampf angesagt.

Gemeinsam mit seinem finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas, der vier Rennen gewann, war Hamilton zudem für insgesamt 15 Mercedes-Siege verantwortlich. Neunmal belegten die Silberpfeile die Plätze eins und zwei. Überhaupt stellte der deutsche Rennstall erst im neunten Rennen, dem Grand Prix von Österreich, nicht den Sieger. Damals feierte der Niederländer Max Verstappen für Red Bull den ersten von drei Saisonsiegen.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton
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Die Silberpfeile gaben heuer in 15 von 21 Saisonrennen den Ton an

Mercedes sicherte sich zum sechsten Mal in Folge auch die Krone bei den Konstrukteuren. Sechsmal en suite beide Titel zu holen war davor in der langen Geschichte der Formel 1 noch keinem Team gelungen. Der Abstand zu Ferrari betrug in der Endabrechnung 235 Punkte, Red Bull Racing landete mit 322 Zählern Rückstand auf das Team von Motorsportchef Toto Wolff auf dem dritten Platz. „Es macht mich stolz, wie wir uns auch im sechsten Jahr nach der Decke gestreckt haben“, sagte der Wiener nach dem Saisonfinale im Abu Dhabi.

Ferrari hofft auf Trendwende

Aus dem im Vorfeld erwarteten Zweikampf zwischen Mercedes und Ferrari wurde letztlich nichts. Der SF90 der „Scuderia“ konnte vor allem in langsamen Kurven mit dem Silberpfeil nicht mithalten, zudem machten sich Charles Leclerc und Sebastian Vettel mit einem beinhart geführten Stallduell – siehe Kollision in Brasilien – selbst das Leben schwer. Leclerc war mit insgesamt sieben Polepositions zwar der Qualifying-König, schaffte es aber nur zweimal auf die oberste Stufe des Podests. Der Monegasse wurde seinen Vorschusslorbeeren trotzdem mehr als gerecht und gilt schon jetzt als größter Herausforderer Hamiltons im kommenden Jahr.

Ferraris Fahrer Charles Leclerc und Sebastian Vettel, Mercedes Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas
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Leclerc (l.) und Vettel (2. v. l.) konnten Hamilton (2. v. r.) und Bottas (r.) nicht aus dem Rampenlicht verdrängen

Diesen Rang hatte vor dem ersten Rennen in Australien noch Sebastian Vettel inne, doch der Deutsche konnte auch im fünften Jahr den Italienern nicht den erhofften WM-Titel bescheren. Der vierfache Weltmeister feierte mit jenem in Singapur nur einen Sieg und beendete die WM letztlich auf dem enttäuschenden fünften Platz. „Ich weiß, dass ich mich steigern muss und steigern kann“, räumte Vettel ein, „ich schaue nicht lange zurück, sondern eigentlich recht schnell nach vorne. Es gibt Potenzial, dass wir uns steigern können, dass wir Kleinigkeiten besser machen können und müssen, die dann eine relativ große Auswirkung haben.“

Treffen befeuert Gerüchteküche

Vettel geht bei Ferrari genauso wie Hamilton bei Mercedes in der kommenden Saison in sein letztes Vertragsjahr. Der Brite kann bei einem ähnlichen Erfolgslauf mit einem siebenten WM-Titel den Rekord von Michael Schumacher egalisieren. Auch die 91 Rekordsiege des Deutschen könnten Ende 2020 Geschichte sein. Hamilton fehlen nur noch sieben Erfolge auf den früheren Ferrari-Star.

Ferrari könnte auch die längerfristige Zukunft des Briten sein. Zumindest machte das Gerücht in Abu Dhabi die Runde, nachdem sich Hamilton in diesem Jahr angeblich zweimal mit Fiat-Boss John Elkann zu nicht näher bekannten Gesprächen getroffen hatte. „Ich liebe es, da wo ich bin, und deshalb wird es auch bestimmt keine schnelle Entscheidung geben, etwas anderes zu tun“, sagte Hamilton über einen potenziellen Wechsel zur „Scuderia“ 2021, „natürlich ist es aber nur klug und vernünftig für mich, sich hinzusetzen und darüber nachzudenken, was ich will.“