Mikaela Shiffrin beim Slalom
APA/AFP/Getty Images/Tom Pennington
Ski alpin

Shiffrin fährt in neue Sphären

In Saison eins nach Lindsey Vonn und Marcel Hirscher hat Mikaela Shiffrin rasch klargestellt, dass sie nun die Lichtgestalt im Skiweltcup ist. Innerhalb einer Woche egalisierte die Amerikanerin mit ihren Siegen Nummer 61 (Levi) und 62 (Killington) die Anzahl an Erfolgen von Annemarie Moser-Pröll und attackierte die Bestmarke von Ingemar Stenmark (86). Die erst 24-Jährige ist noch nicht am Limit und will auch in Speed-Bewerben wieder angreifen.

„Es sieht ganz so aus, als ob es weitergeht mit den Rekorden“, war Shiffrin in Killington das Thema Bestmarken fast schon ein wenig unangenehm. „Rekorde sind einfach nur ein Symbol für meine Karriere. Für meine Arbeit, für die Arbeit des gesamten Teams. Wir versuchen jeden Tag das Beste“, versuchte Shiffrin bescheiden zu bleiben.

Vergleiche mit Heldinnen und Helden von früher findet Shiffrin ohnehin unpassend. „Für mich werden ihre Rekorde immer bestehen. Ich sorge lediglich für neue Zahlen. Ich hasse die Vorstellung, dass sich jemand denkt, man wird vergessen. Niemand wird Ingemar oder die anderen jemals vergessen“, ist sie überzeugt. „Ich habe Riesenrespekt für sie alle und hoffe, Annemarie bald wieder zu treffen. Sie ist einzigartig.“

Shiffrin holt Moser-Pröll ein

Mikaela Shiffrin ist beim Slalom in Killington mit ihrem 62. Weltcup-Sieg in der Bestenliste mit der Österreicherin Annemarie Moser-Pröll gleichgezogen.

Popularität in USA nimmt zu

Shiffrin ist in der Lage, alle bestehenden Rekorde anzugreifen. Und sie wird daheim immer populärer, obwohl der Skirennlauf in den USA eine Randsportart ist. An der US-Ostküste, wo das etwas anders ist, pilgerten 40.000 Fans vor allem ihretwegen in die Green Mountains. Shiffrins nächste Marke sind die 67 Weltcup-Siege von Marcel Hirscher, dann hätte sie nur noch Vonn (82) und Stenmark (86) vor sich.

Zuschauer beim Slalom in Killington
GEPA/Greg M. Cooper
40.000 Fans kamen am Wochenende nach Killington, um Shiffrin siegen zu sehen

Einer, der das Phänomen Shiffrin erklären kann, ist Kilian Albrecht. Der ehemalige ÖSV-Rennläufer hat ihre Karriere als Manager vom Teenager-Alter weg begleitet. „So wie sie mit 14 schon gefahren ist, hat man gewusst, dass da etwas Außergewöhnliches ist. Trotzdem ist so etwas nicht planbar“, meinte der Vorarlberger nach Shiffrins Slalom-Sieg mit 2,29 Sekunden Vorsprung in Killington. „Da muss schon sehr viel zusammenpassen, damit so etwas funktioniert. Sie arbeitet hart, trainiert viel und ist sehr, sehr professionell“, lautet Albrechts Urteil.

„Noch nicht am Limit“

Dass Shiffrin im Gegensatz zur knapp gescheiterten Vonn aufgrund ihres Alters selbst den letzten vermeintlichen „Allzeit“-Rekord Stenmarks brechen kann, ist auch Albrecht bewusst. „Sie ist mit 24 Jahren noch nicht am Limit, macht selbst im Slalom immer noch bessere Schwünge“, ist der Österreicher überzeugt. An Rekorde zu denken bringe aber nichts. „Wir nehmen es weiter von Rennen zu Rennen. Mikas Erfolg beruht darauf, dass sie nicht an diese Rekorde denkt. Sie sind eine Auszeichnung und ein Zeichen dafür, wie gut sie wirklich ist. Aber Rekorde sind nicht das primäre Ziel.“

Kilian Albrecht
GEPA/Andreas Pranter
Der Vorarlberger Kilian Albrecht begleitet die Karriere Mikaela Shiffrins als Manager

Nach Podiumsplätzen in allen vier bisherigen Technik-Rennen inklusive zwei Slalom-Siegen geht es auch für Shiffrin nun zum Speed-Auftakt nach Lake Louise. Und dort will sie unter Beweis stellen, dass sie diesen Winter auch in Abfahrt und Super-G wieder viel draufhat. Am liebsten gleich mit weiteren Kugel-Gewinnen.

Shiffrin greift auch in Speed-Bewerben an

„Voriges Jahr war Lake Louise ihre erste Speed-Erfahrung seit September“, erinnerte Albrecht. Dennoch hatte Shiffrin vor einem Jahr in Kanada erstmals auch im Super-G und damit auch in ihrer letzten noch fehlenden Weltcup-Disziplin gewonnen. In einer Übergangssaison ohne WM will nun Shiffrin auch im Speed nichts dem Zufall überlassen. „Heuer hat sie wirklich mega trainiert und ist für Lake Louise sehr gut vorbereitet.“ Albrecht traut seinem Schützling deshalb viel zu.

Natürlich sei Shiffrin gegenüber den Speed-Spezialistinnen trotzdem etwas hinterher. „Aber sie hat auch ein unglaubliches Gefühl im Speed“, so Albrecht, der gleichzeitig warnt: „Sie kann auf Dauer nicht alles fahren, und in keiner Disziplin ist es ein Spaziergang im Park. Aber wie Mika das insgesamt alles macht, ist wirklich bewundernswert. Sie ist eine Skifahrerin, wie es sie selten gegeben hat.“