Matthias Mayer jubelt mit Cowboy-Hut
GEPA/Mario Kneisl
Ski alpin

Mayer versöhnt sich mit Lake Louise

Das erste Speed-Wochenende des alpinen Weltcup-Winters hat den ÖSV-Herren den ersten Saisonsieg gebracht. Matthias Mayer knüpfte am Sonntag im Super-G von Lake Louise dort an, wo Hermann Maier für die Österreicher elf Jahre davor bei seinem Sieg auf der kanadischen Strecke aufgehört hatte. Dazwischen gab es im Banff-Nationalpark nur Super-G-Erfolge der Konkurrenz, wobei es nicht selten knapp herging.

Allein Mayer war auf der Strecke als viermaliger Zweiter oft nahe am Erfolg dran, diesmal ging es ihm aber ganz auf. Vier Zehntelsekunden Vorsprung auf Dominik Paris konnten sich sehen lassen. „Jetzt habe ich das endlich einmal heruntergebracht, was da möglich ist“, lautete der zufriedene Kommentar des Kärntners. „Es ist der erste Super-G der Saison, der Saisonstart. Es ist lässig, wenn man so reinstarten kann.“

Mayer fuhr seinen dritten Sieg in einem Weltcup-Super-G nach Saalbach 2015 und Kitzbühel 2017 mit einem neuen Schuhmodell heraus. Die Umstellung war im Sommer erfolgt. „Er hatte eine gute Vorbereitung, hat auf den neuen Schuh vertraut“, berichtete Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber.

ÖSV-Speed-Herren im Aufwind

Österreichs Speed-Herren dürfen dank Matthias Mayer mit einem Sieg im Gepäck zu den kommenden Weltcup-Rennen in Beaver Creek aufbrechen.

Druck auf ÖSV-Team verringert

Mayer selbst sagte, er habe wegen der vielen „Niederlagen“ in Lake Louise nicht gezweifelt. Vielmehr sah er darin eine Bestätigung, gut dabei zu sein. „Ich habe wohl große Konkurrenten gehabt, als ich Zweiter geworden bin“, verwies Mayer unter anderem auf die zuletzt siebenmal en suite siegreichen Norweger (Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud). „Es war immer eine enge Geschichte. Es sind wirklich alle auf einem Topniveau hier. Daher freut es mich umso mehr.“

Der zweifache Olympiasieger (Abfahrt 2014 in Sotschi und Super-G 2018 in Pyeongchang) weiß, dass er sich mit seinem insgesamt sechsten Weltcup-Erfolg früh in der Saison für den weiteren Verlauf des Winters einen guten Dienst erwiesen hat. „Es nimmt den Druck, das ist ganz wichtig. Alles, was man an Ergebnissen hat, ist schon einmal da.“ Freilich meinte das der 29-Jährige, der nun auch im Gesamtweltcup führt, auch in Hinsicht auf die ÖSV-Equipe, und so sahen es auch seine teaminternen Mitstreiter.

Gute ÖSV-Vorbereitung bestätigt

„Wir haben uns im Training sehr gut präsentiert, auch in der Vorbereitung. Wir haben gewusst, wir sind sehr schnell“, wies etwa Vincent Kriechmayr auf die gute Verfassung des ÖSV-Teams hin. „Es war sehr wichtig, dass zumindest einer seine Leistung zu hundert Prozent auf den Punkt bringt. Das hat der ‚Mothl‘ gemacht, das war wirklich gewaltig.“

Vincent Kriechmay bei der Abfahrt
AP/The Canadian Press/Frank Gunn
Vincent Kriechmayr fuhr „gut“, bewunderte aber die „gewaltige“ Leistung seines Teamkollegen Mayer

Der 28-jährige Oberösterreicher konnte aber auch mit seinem dritten Platz gut leben. „Podium ist immer super. Ich habe wirklich eine gute Fahrt gemacht“, sagte Kriechmayr. „Die neun Hundertstel (Rückstand auf Paris, Anm.) haben mich angezipft, aber die halbe Sekunde (Rückstand auf Mayer, Anm.) weiß ich nicht, wo ich die suchen soll. Es wird eine spannende Saison, man darf nicht nachlassen.“

Max Franz, im Vorjahr Abfahrtssieger in Lake Louise, war hingegen mit Rang elf nicht restlos zufrieden: „Ab der Hälfte hat mir ein bisschen die Überzeugung gefehlt.“ Der 30-jährige Kärntner hatte sich in der Abfahrt ein bisschen am Rücken verrissen und mit dieser Verletzung auch im Super-G zu kämpfen. Franz sprach von einer muskulären Geschichte, gab sich allerdings zuversichtlich: „Wir werden das schon wieder hinbringen.“ Am besten schon in den nächsten Tagen, denn an kommenden Wochenende steht beim Klassiker in Beaver Creek bereits das nächste Speed-Doppel auf dem Programm.

Vorfreude auf Beaver Creek

Der Tross machte sich recht bald nach dem Super-G auf den Weg, denn schon am Freitag geht es auf der „Birds of Prey“ um Weltcup-Punkte. Diesmal macht der Super-G den Anfang, am Samstag steigt die Abfahrt. Abgeschlossen wird die Nordamerika-Tournee am Sonntag mit einem Riesentorlauf. Mayer hat für alle drei Rennen geplant, er sprach daher von einer anstehenden anstrengenden Woche.

Kriechmayr freut sich besonders auf die Rennen in Colorado. „In Beaver Creek habe ich mein erstes Rennen gewonnen. Ich bin ganz gut drauf, aber da sind wieder andere Qualitäten gefragt“, erklärte der Super-G-Vizeweltmeister und Abfahrts-WM-Dritte von Aare 2019. „Es ist ein bisschen technischer, anspruchsvoller. Da muss man extrem am Limit sein, wenn es so schwierig ist. Es ist eine coole Strecke, die Birds of Prey, ich freue mich irrsinnig darauf."

Von der Konkurrenz der Österreicher hat sich in Lake Louise Paris mit zwei zweiten Plätzen am besten präsentiert. „Mit so einem Auftakt muss man zufrieden sein“, meinte der Südtiroler und erkannte Mayers Sieg respektvoll an. „Matthias hat in ‚Coaches Corner‘ und ‚Fallaway‘ viel Risiko genommen, und es ist ihm gut aufgegangen. Ich bin das nicht eingegangen. Trotzdem, so einen Start in die Saison kann man sich nur wünschen.“