Ramona Siebenhofer
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Siebenhofer in der Zwickmühle

Ramona Siebenhofer befindet sich in diesem Winter in der Zwickmühle, wie sie es selbst nennt. Zum einen wolle sie möglichst viele Weltcup-Rennen bestreiten, zum anderen aber auch über die gesamte Saison konstante Leistungen bringen. „Wenn ich so viele Rennen fahre, dass ich im Jänner schon müde bin, habe ich auch nichts davon“, sagte die Steirerin.

Die 28-jährige Speed-Pilotin wird in dieser Saison neben den neun Abfahrten und sieben Super-Gs auch die vier alpinen Kombinationen bestreiten, zudem den einen oder anderen der neun Riesentorläufe. Den Auftakt machte sie in Sölden mit dem überraschenden zehnten Platz im Riesenslalom, ihrem zweitbesten Karriereergebnis in dieser Disziplin. Und das, obwohl es für Siebenhofer der erste Riesentorlauf seit Jänner 2016 war.

Killington ließ sie wegen des Speed-Trainings in Copper Mountain aus. „Dieses Training ist essenziell für die ganze Saison, es bietet eine Basis. Nach den Rennen in Lake Louise werde ich entscheiden, wie es im Riesentorlauf für mich weitergeht. Lienz geht sich sicher gut aus, das ist sozusagen in der Weihnachtspause. Ob ich vorher in Courchevel bin, werden wir sehen. Der Fokus wird zu hundert Prozent auf den Speed-Disziplinen bleiben, den Riesentorlauf nehme ich dazu, wenn es passt“, sagte die 28-Jährige gegenüber der APA.

Ramona Siebenhofer
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Speed-Ass Siebenhofer will in dieser Saison neben den Kombis auch vermehrt Riesentorläufe bestreiten

Siegerin des Abfahrtsdoppels von Cortina

Im vergangenen Jänner gewann Siebenhofer in Cortina d’Ampezzo, dem Gastgeber der WM 2021, beide Abfahrten und damit ihre ersten Rennen. Letztlich wurde sie Dritte im Abfahrtsweltcup, den Fischer-Markenkollegin Nicole Schmidhofer für sich entschied. „Wir profitieren sehr voneinander. Wenn man was findet, das bei uns beiden funktioniert, dann kann man sich sicher sein, dass das auf verschiedenen Bedingungen immer funktionieren wird. Wir haben immer viele Ski am Berg und haben dadurch mehr Möglichkeiten, tauschen auch untereinander aus und können flexibler reagieren.“

Mit Bernhard Arnitz teilen sich Siebenhofer und Schmidhofer auf eigenen Wunsch den Servicemann. „Das funktioniert alles Hand in Hand. Es ist sehr wichtig, dass das Vertrauen da ist, dass wir offen miteinander reden können und gemeinsam einen Weg finden. Man hat letztes Jahr gesehen, dass das super funktioniert. Ich glaube, es hat fast kein Rennen gegeben, wo Bernie nicht zumindest eine Läuferin am Podest hatte“, sagte Siebenhofer. Der Servicemann habe so mehr Möglichkeiten, könne beispielsweise beim offiziellen Trainingslauf zwei verschiedene Wachse testen. „Je öfter ein Speedski am Schnee liegt und gefahren wird, umso schneller wird er“, erklärte die Steirerin.

Schmidhofer vor Abfahrt gut in Form

Nicole Schmidhofer zeigte sich vor dem Start in die alpine Speed-Saison der Damen zufrieden und mit Platz vier im Training in Form.

Markenwechsel als Karrierebooster

2017 war Siebenhofer von Head zu Fischer gewechselt. Damals sei sie an einem Punkt angelangt, wo sie sich gedacht habe, es sei alles mittelmäßig. „Was fehlt mir, dass ich noch ganz vorne mitfahren kann? Ich habe lange gerungen mit mir, mich dann aber entschieden, das Material zu wechseln. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die Ski, das Umfeld, die Techniker, die sich ins Zeug gelegt haben. Das war definitiv der richtige Schritt und hat meiner Karriere einen Schubser gegeben.“

Ihr Ziel ist es, jeden Tag auf den Ski ihr Bestes zu geben und das Potenzial auszuschöpfen. Und es gehe aber immer noch besser, auch nach ihrem Premierensieg im Jänner in Cortina fand sie immer noch fünf Kurven, die nicht optimal gewesen seien. Auch an der Konstanz arbeitet sie.

„Man muss sich die Rennen rausnehmen und schauen, was der Fehler war, was man besser machen kann. Damit man bei allen Rennen in die Top Fünf fahren kann“, erläuterte Siebenhofer. Gerade im Super-G sei sie sehr unkonstant. „Ich hatte sehr gute Rennen, aber auch Ausfälle. Unterm Strich schaut die Saison dann nicht so gut aus.“ Sie habe im Sommer daran gearbeitet und hoffe, dass sich das im Winter bezahlt mache.

Jugendziele unter neuem Licht

Als sie Jugendläuferin war, wurde sie einmal gefragt, was sie erreichen wolle. „Ich habe gesagt Olympiasiegerin, Weltmeisterin, eine Kugel will ich gewinnen und den Gesamtweltcup. Und dann kommt man in den Weltcup und sieht, was das für Arbeit ist. Und dass das alles nicht so einfach ist, wie es im Fernsehen ausschaut. Da bekommt alles eine andere Wertigkeit. Es war schon sehr schwer, dass ich mal ein Rennen gewonnen habe. Es war ein Meilenstein, der mich weiter reifen hat lassen.“

Die Steirerin gehe daher gelassener in den Winter. „Ich weiß, wie es geht. Ich habe es schon gespürt. Das habe ich mir immer in Erinnerung gerufen, als es im Training einmal zäh geworden ist“, so Siebenhofer, die an diesem Wochenende erstmals mit ihren Speed-Kolleginnen im Einsatz ist. Am Freitag und am Samstag (jeweils 20.30 Uhr) gehen in Lake Louise zwei Abfahrten in Szene, am Sonntag (19.00 Uhr) ein Super-G. Alle Rennen sind live in ORF1 und im Livestream zu sehen.