Roland Leitinger beim RTL
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

Riesentorlauf bleibt Riesenbaustelle

Die Nordamerika-Tournee ist für die Herren am Sonntag mit dem Riesentorlauf in Beaver Creek zu Ende gegangen. Während die Österreicher in den Speed-Rennen an der Spitze mitfuhren, hechelten sie auch im zweiten RTL der Saison der Konkurrenz hinterher. Cheftrainer Andreas Puelacher hielt mit seiner Enttäuschung nicht hinter dem Berg, forderte die Kritiker aber dennoch zu Geduld auf.

Wie schon vor der Saison befürchtet, hinterließ Marcel Hirscher mit seinem Rücktritt speziell im Riesentorlauf eine große Lücke, die sich auf absehbare Zeit kaum schließen wird. Dazu kommt noch der verletzungsbedingte Ausfall von Manuel Feller. Der Tiroler liegt nach einem in Nordamerika erlittenen Bandscheibenvorfall und einer folgenden Operation vorerst auf Eis.

In Beaver Creek landete Speed-Spezialist Matthias Mayer als bester Österreicher auf Rang 19. Roland Leitinger als 21. und Marco Schwarz im ersten Riesentorlauf nach seiner schweren Knieverletzung auf Platz 25 rissen beim Heimsieg des US-Amerikaners Tommy Ford auch keine Bäume aus. Mit Stefan Brennsteiner war ein weiterer Hoffnungsträger schon im ersten Durchgang von der Strecke gerutscht.

Licht und Schatten für ÖSV-Herren in Nordamerika

Die ÖSV-Herren nehmen einen Sieg und vier Podestplätze mit aus Nordamerika. Die große Problemzone bleibt aber nach wie vor der Riesentorlauf.

So schlecht wie diesmal schnitten Österreichs Riesentorläufer auf der „Birds of Prey“ noch nie ab. Bisher waren die achten Plätze von Hermann Maier und Rainer Schönfelder 2005 bzw. 2006 die schlechtesten Platzierungen eines ÖSV-Läufers in einem RTL in Beaver Creek gewesen. Seit 2007 lachte immer ein Österreicher vom Foto der besten Drei – meistens war es Hirscher, der dreimal auch als Sieger in der Mitte stand.

Geduld und harte Arbeit

„Auf alle Fälle haben wir uns mehr erwartet“, sagte Puelacher im ORF-Interview. Dem Cheftrainer fehlte bei dem durch Schneefall und Nebel beeinträchtigten Rennen in Colorado „die Präsenz“ auf dem Hang. Einzig für Mayer gab es Lob. „Matthias hat gezeigt, dass er eigentlich sehr gut in Form ist“, so der Tiroler über den Kärntner, der wenige Tage vor dem Rennen im RTL-Training schwer stürzte und sich dabei eine Muskelverletzung am Übergang von der Hüfte zum Oberschenkel zuzog.

Andreas Puelacher (OESV) und Christian Walder
GEPA/Wolfgang Grebien
Puelacher (l.) hat mit seinen Trainern in Sachen Riesentorlauf heuer viel Arbeit

Puelacher redete jedoch nicht lange um den heißen Brei. „Wir sind zu weit weg, das muss man ganz klar sagen“, sagte der 55-Jährige, „wir haben noch einiges zu tun.“ Trotzdem nahm Puelacher seine Athleten auch in Schutz. „Ich glaube schon, dass unsere Burschen gut fahren.“ Es ist laut Puelacher nicht alles so schwarz, wie es derzeit gemalt werde. Es fehle Konstanz und Sicherheit. Leitinger etwa habe „sich jetzt in die 30 reingefahren“, sagte der Tiroler. Und auch Dominik Raschner, der als 28. in Beaver Creek seine ersten Weltcup-Punkte holte, stimmte den Cheftrainer zuversichtlich.

„Wir arbeiten hart weiter“, sagte Puelacher und verwies noch einmal auf seine vor der Saison getätigte Aussage, dass es noch dauern werde, bis die Baustelle Riesentorlauf halbwegs behoben sei. „Wir brauchen sicher bis Mitte dieser Saison im Riesenslalom, dass wir konkurrenzfähig sind“, so der Trainer, der bis dahin auch auf ein Comeback von Feller hofft. Mit dem Tiroler hätte es in Beaver Creek einen Spitzenplatz gegeben, so Puelacher: „Er wäre sicher da dabei – da bin ich überzeugt.“

Speed-Bilanz passt

Der RTL in Beaver Creek trübte die ansonsten positive Nordamerika-Bilanz des Cheftrainers. Denn in den Abfahrten und Super-G in Lake Louise und Beaver Creek fuhren seine Athleten vorne mit. Mayer holte in Lake Louise auch den ersten Sieg für Österreich. Dazu kamen aus rot-weiß-roter Sicht ein zweiter und zwei dritte Plätze. Wir sind sehr gut dabei, wir haben Siege und Podiums eingefahren. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, die Mannschaft ist kompakt", so Puelacher.

Matthias Mayer jubelt mit Trophäe
AP/The Canadian Press/Jeff McIntosh
Mayer sorgte mit seinem Sieg in Lake Louise für das Highlight aus ÖSV-Herren-Sicht

Sein Wunsch wäre nur, dass die jüngeren Athleten „ein bisschen mehr nach vorne stechen“, sprich Plätze zwischen 15 und 20 herausfahren, so der Cheftrainer: „Aber es ist nicht so einfach, es ist eine große Dichte da.“ Dafür freute sich der 55-Jährige über die ansteigende Form von Hannes Reichelt, der in der Abfahrt von Beaver Creek am Samstag das Podest als Vierter nur knapp verpasste. „Mich freut es selbst sehr, dass Hannes in die Spur zurückgefunden hat. Den alten Mann darf man nicht abschreiben.“

Reichelt hat so wie die meisten Speed-Spezialisten nach der Nordamerika-Tournee nun zwei Wochen Pause, ehe die Bewerbe auf der Grödener Saslong auf dem Bewerb stehen. Die Riesentorläufer haben hingegen bereits in sechs Tagen die Chance, sich für Beaver Creek zu rehabilitieren. Am kommenden Samstag steht in Val d’Isere (9.30 Uhr bzw.13.00 Uhr, live in ORF 1) der nächste Bewerb in ihrer Disziplin auf dem Programm.