Die Elf von Trainer Jesse Marsch musste sich in einem harten Fight der Klasse von Liverpool beugen. Der ungeschlagene Tabellenführer der Premier League zeigte über den gesamten Platz seine Ausnahmestellung in puncto Tempo, Präzision, Taktik und Disziplin. Die tapfer kämpfenden Salzburger, die viele Chancen herausspielten, fanden keinen Weg zum Erfolg gegen die Mannschaft von Jürgen Klopp.
Liverpool und Napoli, das im Parallelspiel Genk 4:0 schlug, sind damit als Erster und Zweiter der Gruppe E im Frühjahr noch in der Champions League dabei. Die Salzburger müssen sich zwar in die K.-o.-Phase der Europa League verabschieden. Mit Leistungen auf diesem Level wie gegen Liverpool kann den „Bullen“ aber auch dort einiges zugetraut werden. Am Montag erfolgt in Nyon die Auslosung für das Fußballfrühjahr im Europacup.
ZIB2 mit Champions League
Die Zusammenfassung Salzburg – Liverpool ist ab Minute 24:47 zu sehen.
Erfüllte Erwartungen
Punkt 18.55 Uhr pfiff Schiedsrichter Danny Makkelie aus den Niederlanden an, und nur rund 30 Sekunden später stürmten die Salzburger bereits über Erling Haaland Richtung Liverpooler Tor, begleitet von den fanatischen Anfeuerungsrufen der rund 28.000 Salzburger Fans in der mit 29.520 Zuschauern ausverkauften Arena.
Tagelang hatte sich die Erwartungshaltung aufgeschaukelt, die ganze Region war erfasst von der Vorfreude auf das Kräftemessen mit dem Champions-League-Titelverteidiger und der Möglichkeit, in die K.-o.-Phase der Fußball-Königsklasse einzuziehen. Entsprechend ambitioniert legten die „Bullen“ los und belagerten die Engländer an deren Strafraum. Doch Liverpool brauchte nicht lange, um sich zu fangen.
Offensivaktionen am laufenden Band
Angetrieben von Startrainer Klopp in der Coaching-Zone zeigten die „Reds“ erstmals in der fünften Minute ihre Klasse in der Offensive. Der Ex-Salzburger Mane und Salah wirbelten die Verteidigung des heimischen Meisters durcheinander. Aber auch Salzburg machte Druck vor dem gegnerischen Tor. Bei einem schönen Solo von Hwang Hee Chan konnte Alisson Becker im Liverpool-Tor gerade noch die Hand zur Abwehr ausfahren. Ein gefährlicher Nachschuss von Takumi Minamino verfing sich in der dichten Defensive des englischen Tabellenführers (7.).
Die ersten zehn Minuten waren geprägt von atemlos vorgetragenen Angriffen auf beiden Seiten. Wobei die Präzision und das Tempo, mit dem die Liverpooler ihre Offensivaktionen vortrugen, seinesgleichen suchte. Vor allem Mane war nur mit unfairen Mitteln zu halten. Doch auch seine Teamkollegen zeigten, warum Liverpool derzeit die vielleicht beste Mannschaft Europas ist: individuelle Klasse gepaart mit sprichwörtlich blindem Spielverständnis.
Salzburg zu Kontern gezwungen
Da blieb Salzburg, das sonst seine Gegner gerne dominiert, nur der Weg über die Konter oder das schnelle Umschaltspiel, wie es heutzutage heißt. So scheiterte Haaland nach einem Hochgeschwindigkeitslaufduell über links in der 24. Minute erst mit seinem Abschluss an Becker. In Liverpools Hintermannschaft ragte noch Europas Fußballer des Jahres Virgil van Dijk heraus, der keinen Salzburger an sich vorbeiließ.
Auf der Gegenseite vergab Salah nach Vorlage von Naby Keita in der 29. Minute zum Glück für Salzburg die Riesenchance zum 1:0. Doch Haalands Chance war die Initialzündung dafür, dass sich Salzburg wieder besser in Liverpools Hälfte zurechtfand. Salzburg musste jedoch mit vollem Tempo agieren, um zu Chancen zu kommen. Deshalb waren oft Schüsse aus der Distanz das erhoffte Mittel zum Erfolg. Einen „Kracher“ von Enock Mwepu aus 25 Meter entschärfte der aufmerksame Becker jedoch (41.).
Schlagabtausch auf höchstem Niveau
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte rettete dann noch Cican Stankovic in letzter Not gegen Keita, und so ging die enorm flotte Partie torlos in die Pause. Zu diesem Zeitpunkt führte Napoli im Parallelspiel der Gruppe E durch einen Hattrick von Arkadiusz Milik bereits komfortabel 3:0 gegen Genk. Bei diesem Zwischenstand blieb für Salzburg nur der dritte Rang.
Das Match ging nach der Pause mit derselben Intensität weiter wie zuvor. Beide Teams erspielten sich Torchancen im Minutentakt. Mit einer Glanztat verhinderte Stankovic in der 50. Minute das mögliche 1:0 für Liverpool. Der ÖFB-Tormann tauchte geschickt ab und nahm dem Ägypter Salah im letzten Moment den Ball vom Fuß. Im Gegenzug jagte Haaland einen Torschuss aus kurzer Distanz ins Außennetz.
Zwei Tiefschläge für Salzburg
Die Koproduktion zweier Ex-Salzburger und ein Kontertor von Salah versetzten den Salzburgern dann aber zwischen der 57. und 58. Minute innerhalb von 99 Sekunden zwei heftige Tiefschläge. Zuerst bediente Mane über den herauseilenden Stankovic ideal Keita, der aus kurzer Distanz unbedrängt zum 1:0 einköpfelte. Dann nutzte Salah seine Schnelligkeit optimal aus, überspielte Stankovic und netzte aus spitzem Winkel zum 2:0 ein.
Die Erleichterung bei den „Reds“ über die Führung und den damit verbundenen Einzug ins CL-Achtelfinale war deutlich zu sehen. Während sich Salah von den 1.500 mitgereisten Liverpool-Fans feiern ließ, atmete die Marsch-Elf durch und versuchte, wie schon mehrmals im Europacup gelungen, das Ergebnis noch umzudrehen. Patson Daka kam anstelle von Zlatko Junuzovic (68.), und Masaya Okugawa ersetzte Haaland (76.). Marsch ging damit für die letzte Viertelstunde volles Risiko.
Zählbares kam dabei aber nicht mehr heraus. Im Gegenteil: Liverpool hatte jetzt mehr Räume, und es war nur einer gewissen Unkonzentriertheit im Abschluss zu verdanken, dass Salzburg nicht noch mehr Gegentreffer kassierte. Die Luft war draußen, und Salzburgs Premiere in der Champions League ging dem Ende zu. Nach tollen Auftritten gegen Genk und Napoli und sechs zumeist torreichen Spielen fanden die „Bullen“ in Liverpool ihren Meister. Die Zuschauer dankten es ihrer Mannschaft dennoch mit lange anhaltendem Applaus. Salzburgs Reise geht im Februar in der Europa League weiter.
Champions League, Gruppe E, sechster Spieltag
Dienstag:
Salzburg – Liverpool 0:2 (0:0)
Red-Bull-Arena, 29.520 Zuschauer, SR Makkelie (NED)
Torfolge:
0:1 Keita (57.)
0:2 Salah (58.)
Salzburg: Stankovic – Kristensen, Onguene, Wöber, Ulmer – Minamino, Mwepu, Junuzovic (68./Daka), Szoboszlai (89./Ashimeru) – Hwang, Haaland (76./Okugawa)
Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, Lovren (53./Gomez), Van Dijk, Robertson – Keita (87./Origi), Henderson, Wijnaldum – Salah, Firmino (75./ Milner), Mane
Gelbe Karte: keine bzw. Mane