Jubel von Erling Haaland und Teamkollegen (RBS)
ORF.at/Dominique Hammer
Jahresrückblick

Fingerzeig des österreichischen Fußballs

Österreichs Clubfußball hat im Jahr 2019 auf internationaler Bühne aufhorchen lassen. Serienmeister Salzburg wusste in der Champions League zu überzeugen, Vizemeister LASK gewann bei der Europa-League-Premiere seine Gruppe, und der Wolfsberger AC sorgte mit einem 4:0 bei Borussia Mönchengladbach für eine ganz besondere Sternstunde.

Noch im Frühjahr waren die Salzburger in der Europa League im Einsatz und schafften es zum zweiten Mal bis ins Achtelfinale. Nach einer 1:2-Niederlage bei Club Brügge stieg man per 4:0 im Rückspiel zunächst in die Runde der letzten 16 auf, ehe die SSC Napoli sich nach einem 3:0-Heimsieg und trotz einer 2:3-Niederlage durchsetzte.

Salzburgs Erfolge auf internationaler Ebene in den vergangenen Jahren waren letztlich hauptverantwortlich dafür, dass Österreich Platz elf in der UEFA-Fünfjahreswertung ergatterte und sich erstmals einen Fixplatz in der Champions League sicherte. Elfmal war Salzburg in der Qualifikation gescheitert, die Vorfreude entsprechend enorm. Diese trieb Salzburg zu Höchstleistungen in der Königsklasse an.

Das Fußballjahr 2019

Österreichs Clubs sorgten in Europa für Aufsehen.

Doch nicht nur Salzburg reüssierte, auch der LASK und der Wolfsberger AC. Die Kärntner sorgten per 4:0 beim wochenlangen Tabellenführer der deutschen Bundesliga, Mönchengladbach, für eine Sternstunde. Der frühere Salzburg-Trainer und heutige Gladbach-Coach Marco Rose hielt die Entwicklung im österreichischen Fußball pointiert fest: „Da ist in den letzten Jahren etwas entstanden. Man fährt nicht nur wo hin und schaut sich die Stadien an. Man will wirklich etwas erreichen.“

Salzburg zeigt in Königsklasse auf

Bei der Premiere in der Champions League explodierte Salzburg gegen den belgischen Meister KRC Genk förmlich und schoss seinen ersten Gegner mit 6:2 vom Platz. Erling Haaland erzielte seinen ersten Treffer nach etwas mehr als 100 Sekunden, es sollten noch zwei weitere am selben Abend folgen und überhaupt insgesamt acht werden. Haaland avancierte zum europäischen Shootingstar, der 19-jährige Norweger traf auch beim 3:4-Spektakel an der Anfield Road. Salzburg lag bereits mit 0:3 zurück, in der Pause hielt Trainer Jesse Marsch eine nunmehr legendäre Ansprache („Das ist nicht ein fucking Freundschaftsspiel“). Haaland erzielte den Ausgleich, Mohammed Salah aber das Siegestor.

Jubel von Erling Haaland und Teamkollegen (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Haaland kam, sah und traf an der Anfield Road – der Norweger netzte als „Joker“ zum zwischenzeitlichen 3:3

Salzburg musste sich schließlich den Favoriten in der Gruppe E beugen, SSC Napoli feierte als erste Mannschaft seit rund drei Jahren einen Sieg in Salzburg (3:2) und spielte im Retourmatch 1:1. Nachdem Salzburg in Genk mit 4:1 gewann, sicherten sich die „Bullen“ einen Showdown um den Aufstieg gegen Liverpool, der nach einem hochklassigen Duell mit 2:0 an die Mannschaft von Startrainer Jürgen Klopp ging.

„Wir haben Salzburg auf die Champions-League-Landkarte gebracht. Wir haben Fußball gespielt, den jeder gerne sieht. Auf das können wir wirklich stolz sein“, sagte Verteidiger Rasmus Kristensen stellvertretend. Das wurde auch durch Liverpools Verpflichtung von Takumi Minamino unterstrichen. Für Salzburg geht es nach dem dritten CL-Platz in der Europa League im Sechzehntelfinale gegen Eintracht Frankfurt weiter.

Debütant LASK holt Gruppensieg

Auch der LASK darf im Frühjahr weiter europäisch mitmischen. Mit Neotrainer Valerien Ismael überraschte der Vizemeister bereits in der CL-Qualifikation gegen Basel (Gesamtscore: 5:2, Anm.), musste sich danach im Play-off Club Brügge nach zwei knappen Niederlagen (0:1, 1:2, Anm.) geschlagen geben und spielte in der Europa League weiter. Beim Debüt gewannen die Linzer gar die Gruppe D mit namhaften Clubs wie Sporting Lissabon, PSV Eindoven und Rosenborg Trondheim.

Jubelnde LASK-Spieler
AP/Kerstin Joensson
Der LASK gewann auf der Linzer Gugl alle drei Heimspiele in der Europa League

Das 4:1 gegen PSV auf der ausverkauften Linzer Gugl gilt als nunmehr größtes internationales Highlight der Oberösterreicher, für Ismael war allerdings das 1:2 bei Sporting Lissabon das entscheidende Spiel, als man trotz drückender Überlegenheit und Führung dennoch verlor. „Die Spieler haben an Selbstbewusstsein gewonnen. Man spielt Sporting im ersten Duell an die Wand, man spielt PSV zu Hause an die Wand. Dann hast du keine Angst mehr, weil wir Prinzipien und eine Identität haben“, erklärte Ismael die Entwicklung seiner Mannschaft, die im Februar auf den niederländischen Club AZ Alkmaar trifft.

Sternstunde des WAC in Mönchengladbach

Der Wolfsberger AC schied in der Gruppenphase der Europa League zwar als Letzter des Pools J aus, verkaufte sich aber speziell zu Beginn teuer. Alles begann mit einer Sensation, von deren Ausmaß keiner nur im Ansatz zu träumen gewagt hatte – ein 4:0 bei Borussia Mönchengladbach. „Wir haben gesagt: Es ist ein cooles Stadion, ein cooler Gegner, wir müssen selbst noch cooler sein – das haben wir gezeigt“, kommentierte Regisseur Michael Liendl, und auch das „Deutschebundesligaspitzenreiterbesieger“-T-Shirt wurde zum Renner.

Tor von Mario Leitgeb (WAC) gegen Mönchengladbach
AP/Martin Meissner
Da staunten alle: Der WAC siegte auswärts gegen Borussia Mönchengladbach mit 4:0

Die Kärntner, die aufgrund der Ausstellung „For Forest“ in Klagenfurt ihre Heimspiele in Graz austragen mussten, legten mit einem 1:1 vor eigenem Publikum gegen AS Roma nach, doch dann setzte es gegen Istanbul Basaksehir zwei Niederlagen (0:1, 0:3, Anm.), ehe Gladbach mit einem knappen 1:0-Sieg in Graz den WAC aus dem Europacup bugsierte. Der versöhnliche Abschluss erfolgte mit einem 2:2 in Rom. Insgesamt war wegen mangelnder Chancenverwertung mehr drin, doch auch der WAC machte international von sich reden. Der Beweis: Englands Zweitligist Barnsley verpflichtete Trainer Gerhard Struber.

Kampf um Platz elf in Fünfjahreswertung

Österreich ist aufgrund der Erfolge dem wichtigen Platz elf in der UEFA-Fünfjahreswertung einmal näher gekommen. Aktuell fehlen der zwölftplatzierten heimischen Liga nur noch 0,675 Punkte auf den Elften Türkei. Selbst der Zehnte Ukraine liegt lediglich 1,375 Zähler entfernt. Sollten Salzburg und der LASK in der K.-o.-Phase der Europa League 2020 zwei Siege mehr als der letzte verbliebene türkische Vertreter Istanbul Basaksehir holen, würde Österreich auf Platz elf vorrücken.

In diesem Fall wäre Österreichs Meister im Herbst 2021 in der Champions-League-Gruppenphase, sofern sich der Sieger der vorangegangenen Auflage der „Königsklasse“ über die nationale Meisterschaft für die Champions League qualifiziert. In den vergangenen Jahren war das fast immer der Fall. Die Ergebnisse sollten auch den Wiener Clubs Austria und Rapid sowie Sturm Graz Antrieb geben, die „Veilchen“ und die Grazer schieden in der EL-Quali im Sommer sang- und klanglos aus. Salzburg, LASK und WAC machten das aber im Herbst fast vergessen.