ÖSV-Fahrer Hannes Reichelt wird mit dem Hubschrauber abtransportiert
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Ski Alpin

Saisonende für ÖSV-Routinier Reichelt

Der Sturz in der zweiten Abfahrt von Bormio hat für Hannes Reichelt schwerwiegende Folgen gehabt. Der 39-jährige Salzburger zog sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes am rechten Knie zu. Das gab der Österreichische Skiverband (ÖSV) Sonntagfrüh nach einer MRT-Untersuchung bekannt.

Damit ist die Saison für Reichelt vorzeitig beendet. Auch hinter der weiteren Karriere des Kitzbühel-Siegers von 2014 steht nun ein Fragezeichen. Reichelt, der nächsten Juli 40 Jahre alt wird und im April erstmals Vater eines Sohnes geworden ist, wurde am Sonntag von Chirurg Karl Golser im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck operiert.

Reichelt war auf der Stelvio, auf der er 2012 die Abfahrt gewinnen konnte, nach ungefähr 45 Fahrsekunden in einer Linkskurve relativ harmlos zu Sturz gekommen und in weiterer Folge in den Fangzaun gerutscht. Der Super-G-Weltmeister von 2015 konnte sich zwar danach aufrichten, musste aber schließlich mit dem Helikopter von der Strecke und anschließend nach Innsbruck geflogen werden. Dort erhielt Reichelt dann die Hiobsbotschaft.

Hannes Reichelt verfängt sich nach Sturz im Fangnetz
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Bereits vor dem Aufprall im Fangzaun war das Unheil im Knie von Hannes Reichelt schon geschehen

Betroffenheit im ÖSV-Team

Im ÖSV-Team herrschte Betroffenheit. „Das ist natürlich für ihn und genauso für uns alle ein Schock. Hoffentlich verläuft die Operation gut, dann sehen wir weiter“, erklärte Herren-Chefcoach Andreas Puelacher im ORF-Interview. Spekulationen über die weitere Karriere von Reichelt wollte Puelacher nicht anstellen. „Das ist schwierig zu sagen. Im Endeffekt muss er im Sommer entscheiden, was er macht. Ob er es noch einmal probiert oder es bleiben lässt. Wichtig ist jetzt, dass er die Therapie professionell angeht.“

Die letzte schwere Verletzung von Reichelt liegt einige Jahre zurück. 2014 platzte wenige Stunden nach der Olympianominierung der Traum von den Winterspielen in Russland. Der frischgebackene Gewinner der Abfahrt in Kitzbühel musste sich einer Bandscheibenoperation unterziehen. Im August 2018 zog er sich bei einem Fußballspiel im Trainingslager in Zermatt einen Bruch der großen Zehe zu.

Dopingermittlungen erst im Oktober eingestellt

Damit fand für Reichelt eine durchwachsene Saison, in der er mit Rang vier in der Abfahrt von Beaver Creek sein bestes Resultat erzielte, ein jähes Ende. In der Vorbereitung war der Salzburger im Sommer mit Dopingvorwürfen konfrontiert. Erst Mitte Oktober stellte die Staatsanwaltschaft Innsbruck die Ermittlungen im Rahmen der „Operation Aderlass“ gegen den Skifahrer ein.

Die Vorwürfe eines ehemaligen nordischen Servicemannes, wonach Reichelt über einen österreichischen Ex-Langlauftrainer Dopingmittel bezogen hätte, bestätigten sich nicht. „Das waren mit die zähesten fünf Monate meines Lebens“, hatte Reichelt erklärt. Nun steht dem Salzburger in der Rehabilitation erneut eine schwierige Zeit bevor.