Petra Vlhova (SVK) und Mikaela Shiffrin (USA)
AP/Marto Tacca
Ski alpin

Brisanz im Duell Shiffrin – Vlhova wächst

Seit 1993 werden in Flachau Weltcup-Rennen durchgeführt. 2010 begann in Hermann Maiers Heimat die Serie jener Flutlichtslaloms, die seitdem als höchstdotierte Damen-Bewerbe Furore machen. Am Dienstag (18.00 und 20.45 Uhr, live in ORF1) birgt das nächste Duell zwischen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova besonders viel Brisanz.

Grund sind die aktuellen Beschwerden aus Shiffrins Lager gegen die Coaches der immer stärker werdenden Slowakin. Ihrer Meinung nach lässt Vlhova-Betreuer Livio Magoni die US-Amerikanerin seit Jahren im Training gezielt auskundschaften. Nicht auch deshalb ist der im Slalom lange als unschlagbar geltenden Shiffrin mit Vlhova eine Gegnerin auf Augenhöhe entstanden.

Während Österreichs einst erfolgsverwöhnte Slalom-Damen seit dem letzten Triumph durch Nicole Hosp im November 2014 auf 48 sieglose Rennen und die damit längste Negativserie in einer Disziplin zurückblicken, haben seitdem nur vier verschiedene Läuferinnen gewonnen. 34-mal davon alleine Shiffrin. Nur Vlhova konnte sie zuletzt im Slalom bezwingen, jüngst beendete sie in Zagreb auch die aktuelle Siegesserie der ebenfalls 24-jährigen US-Amerikanerin.

Petra Vlhova (SVK) Mikaela Shiffrin (USA) und Katharina Liensberger
Reuters/Leonhard Foeger
Im Vorjahr kürte sich Petra Vlhova vor Mikaela Shiffrin und Katharina Liensberger zur Snow Space Salzburg Princess

Das nächste Duell der beiden Slalom-Stars bekommt damit zusätzliche Würze. Denn Shiffrin hat vor einem Jahr in Flachau den Kampf um den über 70.000 Euro betragenden Siegerscheck und den Titel der Snow Space Salzburg Princess ebenfalls gegen Vlhova verloren. Seit dem Flachau-Sieg der Schwedin Frida Hansdotter 2017 ist Shiffrin in 24 Weltcup-Rennen nur fünfmal besiegt worden – jedes Mal von Vlhova.

Keine geheime „Spionage“

Auffallend ist, dass Magoni die Vorwürfe weder bestreitet noch ein schlechtes Gewissen zeigt. Von geheimer „Spionage“ kann in der Tat keine Rede sein. „Mika ist die Beste, und für uns ist wichtig, dass wir lernen“, sagte Magoni kürzlich gegenüber NBC. „Ich schaue mir zwar alle guten Damen an, Mikaela aber ganz intensiv“, gab der einstige Erfolgscoach von Tina Maze und Bruder der Ex-Rennläuferin Paoletta Magoni vor dem Flachau-Rennen auch gegenüber der APA offen zu.

Skidamen greifen im Flachau-Nachtslalom an

Die ÖSV-Läuferinnen wollen versuchen, an der Vormachtstellung von Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova zu rütteln.

Er nutzt aus, dass man im Skifahren nicht hinter verschlossenen Türen trainieren kann wie im Fußball oder anderen Sportarten. „So ist das. Auch wir werden beobachtet. Es gibt kein Gesetz, das das verbietet“, meinte Magoni schulterzuckend. Er habe von seinem einst in der italienischen Serie A agierenden Bruder Oscar gelernt. „Das ist, als ob Barcelona, Bayern, Monaco, Juventus und Liverpool gleichzeitig im Stadion wären. Es wäre unklug, da nicht hinzuschauen.“

Es sei eben ein Privileg, dass man beim Skirennsport auch die anderen im Training beobachten könne, so Magoni. „Wir trainieren ja teilweise auf denselben Kursen.“ Wer da gut aufpasst, könne viel lernen, vertraut er auf Videoanalysen, vor allem aber seinen Kennerblick. „Wir schauen uns sogar an, wie sich die Coaches rund um sie organisieren.“ Ihm sei natürlich bewusst, dass das eventuell nicht die ganz feine Art sei. „Aber es ist unser Job.“

Vlhova peilt erste Kristallkugel an

Dass diese Vorgangsweise offenbar funktioniert, belegt Vlhova mit ihrem Vormarsch. Vom vierten Weltcup-Gesamtsieg wird sie die klar führende Shiffrin wohl nicht mehr abhalten können, sie gehört aber gemeinsam mit der Italienerin Federica Brignone zu den ersten Verfolgerinnen und holte 2019 in Aare die ersten Einzel-WM-Medaillen für die Slowakei, wurde dabei auch Riesentorlauf-Weltmeisterin. Schon diesen Winter soll die erste kleine Weltcup-Kristallkugel folgen.

Auch in Flachau hat die 24-Jährige wieder gute Karten, kommt der 1,80 m großen Läuferin der relativ flache Hang in Salzburg doch sehr entgegen. Die Generalprobe ging freilich bei beiden in die Hose. Sowohl Shiffrin als auch Vlhova schieden am Sonntag bei der Kombination im benachbarten Zauchensee schon im Super-G aus, konnten damit den Slalom gar nicht mehr fahren. „Es ist immer schade, wenn dein Tag so abrupt endet“, meinte Shiffrin.

„Der Vorteil war ein bisschen mehr Pause vor Flachau“, meinte die Amerikanerin, die angesichts der hochgekochten Emotionen den Ball besonders flachhalten wollte. Obwohl sie im Herbst doch ziemlich deutlich gemeint hatte, dass sie ihre Trainings als „geistiges Eigentum“ betrachte. „Ich gehe in Flachau mit der gleichen Einstellung wie immer ins Rennen und versuche einfach mein bestes Skifahren zu zeigen.“