Robert Weber (AUT) und Nikola Markovski (MKD)
AP/Ronald Zak
Handball-EM

Österreich steigt als Gruppensieger auf

Riesenjubel über einen historischen Erfolg für den heimischen Handball: Österreich ist am Dienstag mit einem souveränen 32:28-Erfolg über Nordmazedonien in beeindruckender Manier in die Hauptrunde der Heim-EM eingezogen. Vor 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Wiener Stadthalle fixierte die groß aufspielende Auswahl von Teamchef Ales Pajovic den ersten Gruppensieg Österreichs bei einer Endrunde.

Nach dem 32:29 über Tschechien und dem 34:30 gegen die Ukraine war es der dritte Sieg im dritten Spiel. Zwei Punkte werden daher in die Hauptrunde mitgenommen. Dort trifft man ab Donnerstag in Wien auf die Handballhochkaräter Kroatien (Donnerstag), Spanien (Samstag) und Deutschland (Montag) – dazu wartet ein Duell mit Weißrussland (22. Jänner). Es ist der dritte ÖHB-Einzug in die Hauptrunde nach der Heim-EM 2010 und der EM 2014 in Dänemark.

Sollte die von den Fans stürmisch gefeierte Equipe des Österreichischen Handballbunds (ÖHB) so auftreten wie in der makellosen Gruppenphase, ist viel möglich. Gegen die chancenlosen Nordmazedonier, die als „Angstgegner“ gegolten hatten, präsentierte sich die Mannschaft um Kapitän Nikola Bilyk erneut als starkes Kollektiv. Phasenweise führte man in der zweiten Hälfte mit zehn, einmal sogar mit elf Toren Unterschied. Erst als im Finish die Konzentration nachließ, durfte der Gegner Ergebniskosmetik betreiben.

Österreich stürmt zu Gruppensieg

Österreichs Handballer haben den dritten Erfolg im dritten Spiel gefeiert und sind als Gruppensieger aufgestiegen.

„Das ist unglaublich. Ich habe aber schon vor dem Spiel gesagt, dass wir gut vorbereitet sind, mit der richtigen Taktik. Wir haben die wichtigen Spieler des Gegners gut gedeckt", sagte Pajovic im ORF-Interview. "Ich hätte nie geglaubt, dass wir im Spiel mit zehn Toren führen. Respekt für meine Jungs. Drei Spiele, drei Siege, immer mit Herz gespielt. Es ist unglaublich. Ich habe keine Worte. Jetzt kommen die Supermannschaften. Wir können das genießen. Wenn wir mit 8.000 Fans im Rücken zu Hause spielen, ist alles möglich.“

Österreicher jubeln
APA/Hans Punz
Nach dem Spiel durften sich die Österreicher vom Publikum feiern lassen

Guter Start mit sensationellem Eichberger im Tor

Im Tor der Österreicher begann gegen die Nordmazedonier erstmals Thomas Eichberger. Der HSG-Graz-Keeper war in den ersten zwei Partien jeweils für Thomas Bauer gekommen und hatte stark gehalten. Auch diesmal präsentierte sich Eichberger in hervorragender Verfassung, glänzte in den ersten zehn Minuten mit vier Paraden. In weiterer Folge sollte er mit einer Weltklasseleistung zu einem der Matchwinner werden. Gerald Zeiner, Fabian Posch, Bilyk und Janko Bozovic warfen unter dem Jubel der Fans die 4:1-Führung heraus.

Hunderte mazedonische Fans trugen wesentlich dazu bei, dass die Stadthalle ein Hexenkessel war. Und ihre Mannschaft zeigte ebenfalls gleich ihre Stärken. Die Achse zwischen Topstar Kiril Lazarov und dem 110-kg-Kreismann Stojanche Stoilov funktionierte, Letzterer traf bis zum 4:4 (7. Minute) dreimal. Österreichs Topstar Bilyk, gegen Tschechien und Ukraine jeweils bester Werfer, wurde von Beginn an offensiv gedeckt. Dennoch kam der Kiel-Legionär zu erfolgreichen Abschlüssen.

Goalie Thomas Eichberger (AUT) mit einer Abwehr gegen Filip Kuzmanovski (MKD)
APA/Hans Punz
Goalie Thomas Eichberger bot gegen Nordmazedonien eine Weltklasseleistung

Starker Auftritt bringt klare Pausenführung

Das ÖHB-Team variierte viel. Pajovic brachte im Angriff das eine oder andere Mal einen siebenten Feldspieler statt Eichberger, der erneut eine sensationelle Leistung bot. Vor dem bärenstarken ÖHB-Schlussmann agierten die Österreicher mit einer offensiven 5-1-Abwehrvariante und Sebastian Frimmel als offensive Mitte. Mittelmann Zeiner nutzte vorne seine Räume, auch Posch kam am Kreis gut ins Match. Besonders treffsicher war wie gegen die Ukraine Robert Weber, der die Tore zum 10:6 (18.), 12:8 (21.) und 14:10 (25.) beisteuerte.

Österreich setzt sich ab

Mit fünf Toren in Folge sorgen die ÖHB-Herren für klare Verhältnisse in Halbzeit eins.

Eichberger lief nun im Tor zu absoluter Hochform auf, brachte den Gegner mit mehreren spektakulären Großtaten zur Verzweiflung. Nicht zuletzt dank des entfesselten Keepers zogen die Österreicher zwischenzeitlich auf 18:10 davon. Erst eine Vier-gegen-sechs-Unterzahl des Gastgeberteams brachte Nordmazedonien wieder ins Match. Dennoch gingen die ÖHB-Männer mit einer 18:12-Führung in die Pause.

Schnelle Vorentscheidung nach Seitenwechsel

Die zweite Hälfte begann gleich wieder mit grandiosen „Saves“ von Eichberger, bis zur 34. Minute waren es schon insgesamt elf. Vorne sorgten Bilyk, Weber, Bozovic und Posch für die bereits vorentscheidende 22:13-Führung (35.). Denn der Widerstand der Nordmazedonier war nun gebrochen. Pajovic wechselte nun viel, verschaffte der zweiten Garnitur Spielzeit. Die fiel kaum ab, auch weil Eichberger weiterhin brillierte und im Angriff fast jeder Versuch saß.

Bei 29:19 (48.) hatte sich die altehrwürdige Stadthalle längst in eine Partyzone verwandelt. Alle österreichischen Feldspieler kamen zum Einsatz, fast alle trugen sich in die Torschützenliste ein. Obwohl sich in der allgemeinen Euphorie die eine oder andere Schlampigkeit einschlich, hielt man einen beruhigenden Polster. Vor allem hielt Eichberger bis zum Schluss alles, was zu halten war. Dass der Vorsprung doch noch schmolz, war Zurückschalten geschuldet. Mit der Schlusssirene begann schließlich die große Aufstiegsfeier.

Handball-EM 2020, Gruppe B

Dienstag:

Österreich – Nordmazedonien 32:28 (18:12)

Wiener Stadthalle, 8.000 Zuschauer

ÖHB-Tore: Weber 7, Bilyk 6, Posch 5, Bozovic 5, Frimmel 3, Zeiner 2, Hutecek 2, Dicker, Wagner

Bester Werfer Nordmazedonien: Stoilov 5

Gruppe B in Wien

Tabelle:
1. Österreich 3 3 0 0 98:87 6
2. Tschechien 3 2 0 1 79:76 4
3. Nordmazedonien 3 1 0 2 79:84 2
4. Ukraine 3 0 0 3 74:83 0