Matthias Mayer
GEPA/Mario Kneisl
Ski alpin

Abfahrtsklassiker mit Mayer als Favorit

Die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen wird am Samstag (12.30 Uhr, live in ORF1) zu einem Spektakel – so schnell wie selten zuvor präsentierte sich die Piste in den Tagen davor. Im vergangenen Jahr gewann der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr, diesmal schlüpft der Kärntner Matthias Mayer in die Favoritenrolle. Nach seinem Kombi-Triumph in der Kombi will der Kärntner in der Spezialabfahrt – auf verkürzter Strecke – nachlegen.

Mayer und seine Konkurrenten müssen sich aber nicht mit der klassischen Lauberhorn-Abfahrt „herumschlagen“. Aufgrund von Schneefällen in der Nacht auf Samstag entschieden sich die Organisatoren, auch die Spezialabfahrt vom Kombi-Start zu absolvieren. Damit verkürzt sich die Laufzeit von rund 2:30 auf rund 1:40 Minuten. In der Kombi-Abfahrt war Mayer mit 1:41,40 Min. Schnellster gewesen. Aufgrund der Neuschneemengen hätte eine Präparierung der gesamten Strecke zu viel Zeit in Anspruch genommen und den geplanten Start von 12.30 Uhr nach hinten verschoben.

Noch ist der Kampf um die Abfahrtskugel bei den Herren offen, Österreichs Asse benötigen aber vor Kitzbühel einen erfolgreichen Großangriff, um den Anschluss nicht zu verlieren. Der Südtiroler Dominik Paris führt die Wertung nach seinem Doppelpack in Bormio mit 304 Punkten vor dem Schweizer Beat Feuz (300), der in Beaver Creek zugeschlagen hat, an. Hinter dem Franzosen Johan Clarey (162) und dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde (158) folgen Mayer (150) und Kriechmayr (142).

„Wenn man von der Kugel spricht, wird das jetzt natürlich schwierig. Wir müssen schauen, dass wir mit Paris und Feuz mithalten. Aber sie sind zu schlagen. Ich bin überzeugt, wenn einer von unseren das umsetzt, was er draufhat, sind die hier runter zu schlagen“, sagte ÖSV-Speed-Trainer Sepp Brunner. Obwohl natürlich auch er weiß: „Beat und Dominik kommen mit breiter Brust daher.“

Mayer gewinnt Wengen-Kombi

Matthias Mayer hat die Kombination in Wengen überraschend vor den Franzosen Alexis Pinturault und Victor Muffat-Jeandet gewonnen.

Feuz gewann 2012 und 2018 die Abfahrt in Wengen und war 2015 und 2019 Zweiter. Der Titelverteidiger im Disziplinenweltcup war seit Dezember 2017 in keiner Abfahrt schlechter als Sechster. Paris war hingegen in Wengen noch nie auf dem Podest. „Da muss man Beat fragen, wie man da runter gewinnt, der hat das schon zweimal geschafft, der weiß das genau. Der Schnellste soll gewinnen, aber ein Sieg würde mir sehr viel bedeuten. Wie viel, werde ich wohl erst danach beschreiben können“, sagte Paris.

Hoffen auf weitere Podestplätze

Kriechmayr als Zweiter in Beaver Creek und Mayer als Dritter im ersten Bormio-Rennen haben die bisher einzigen ÖSV-Podestplätze in der Abfahrtssaison eingefahren. „Für die Läufer sind es die Rennen der Saison, Wengen und Kitzbühel. Von dem lebt der Sport, für die Athleten ist das extrem wichtig, wenn man da ganz vorne mit dabei ist oder gewinnen kann“, so Brunner, der nach der Trainingsbestzeit von Mayer sagte: „Er war im Mittelteil hervorragend.“

Zumindest Podest lautet das Ziel von Mayer, der 2018 Dritter wurde und 2019 seine Chancen im Kernen-S begrub. „Ich habe mein Material gefunden und bin recht gut gerüstet“, sagte der Kärntner nach dem zweiten Training. Das bestätigte dann auch am Freitag die überlegene Bestzeit in der Kombi-Abfahrt. „Ich würde schon sagen, dass mir alles aufgegangen ist“, stellte er zufrieden fest. An Selbstvertrauen sollte es Mayer nicht fehlen.

Kriechmayr bereitet sich wie auf jede Abfahrt mit Videostudium vor, natürlich bekommt dabei das Kernen-S viel Augenmerk. Der prognostizierte Schneefall in der Nacht auf Samstag könnte die Strecke etwas langsamer machen. „Da kann man dann ein paar Passagen ein bisserl direkter fahren, das ist dann auch Gefühlssache, das entscheidet man im Rennen.“ Anbieten würde sich hierfür eine höhere Nummer, weil man sich noch ein paar Läufer ansehen könnte. Auch Kriechmayrs Ziel ist das Podest.

Loch hinter Kriechmayr und Mayer

Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher sieht auf der Lauberhorn-Abfahrt jene Läufer im Vorteil, die schon einmal gewonnen oder viel Erfahrung haben. „Mit Kriechmayr und Mayer haben wir zwei, die jederzeit ums Podest fahren und Rennen gewinnen können.“ Puelacher hofft auf faire Bedingungen, denn aufgrund der Länge des Rennens und der Startintervalle könne das Wetter schon einen großen Einfluss auf den Rennausgang nehmen.

Hinter dem Topduo klafft nach dem Ausfall von Hannes Reichelt derzeit ein Loch. „Mannschaftlich hätte ich mir teilweise, vor allem am Anfang, wo wir ja von der Vorbereitung die Vergleiche hatten, mehr erwartet, das heißt, dass wir mehr in die Top 20 reinbringen“, meinte dazu Brunner. Nach den Trainingsleistungen in Wengen und der Kombi-Abfahrt sind aber Ausreißer nach oben möglich.

Motivationsschub für Danklmaier

Daniel Danklmaier nahm aus Bormio ein geschwollenes Knie mit. „Das ist nun wieder top. Der Jänner bringt die geilsten Abfahrten, ich freue mich richtig drauf.“ Die drittschnellste Zeit in der Kombinationsabfahrt gab nochmals einen „Schub für das Selbstvertrauen“. Auch Christian Walder hat seine Knieblessur ausgeheilt, einem guten Jänner stünde nichts im Weg: „Ich glaube, dass am Samstag einiges möglich ist.“

Bei Otmar Striedinger scheint es langsam aufwärtszugehen, er drehte materialmäßig an ein paar Schrauben. „Meinen Rennplan will ich am Samstag so gut wie möglich durchziehen – Linie und Taktik. Da runter kann man viel richtig machen, aber man muss hin und wieder den Kopf einschalten.“ Max Franz versuchte im Abschlusstraining gleich einige Sachen, viel davon wird er im Rennen anders machen müssen. „Das Gute ist, dass nichts wehtut, es haut hin. Da traue ich mich dann wieder“, sagte der Kärntner.