Matthias Mayer
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Ski alpin

Österreicher gehen in Wengen leer aus

Lokalmatador Beat Feuz hat am Samstag den Abfahrtsklassiker in Wengen abermals für sich entschieden. Der Schweizer setzte sich auf verkürzter Strecke vor Dominik Paris (ITA/+0,29) sowie Thomas Dreßen (GER/0,31) durch und gewann das Rennen nach 2012 und 2018 bereits zum dritten Mal. Bester Österreicher wurde Kombinationssieger Matthias Mayer, der als Vierter das Podest nur um sieben Hundertstelsekunden verpasste.

Österreich muss damit bereits seit über einem Jahr auf einen Sieg in einer Herren-Abfahrt warten, Vincent Kriechmayr hatte zuletzt vor einem Jahr in Wengen für den letzten Erfolg in Rot-Weiß-Rot gesorgt. Der Vorjahressieger belegte dieses Mal den achten Rang. Daniel Danklmaier holte als drittbester Österreicher den zwölften Platz.

Feuz hingegen legte einmal mehr eine Traumfahrt hin und feierte seinen insgesamt 13. Weltcup-Sieg, den zehnten in der Abfahrt und den zweiten in dieser Saison nach Beaver Creek. Damit hat der 32-Jährige auch in der Spezialwertung wieder die Führung von Paris übernommen. Feuz prolongiert auch seine Serie, seit über zwei Jahren war er in einer Abfahrt nie schlechter als auf Rang sechs klassiert.

1. Beat Feuz (SUI)
2. Dominik Paris (ITA)
3. Thomas Dreßen (GER)

Mayer-Missgeschick im Tunnel

Nichts vorwerfen konnte sich Mayer, der eine an sich saubere Fahrt hinlegte, aber sukzessive an Zeit verlor. Im ORF-Interview erklärte der 29-Jährige auch, warum: „Mir ist ein kleines Missgeschick passiert. Unmittelbar nach dem Tunnel hat es mich bei einer Welle aus der Hocke gerissen, auch die Ski hat es mir leicht verschnitten. Vor einem ewigen Gleitabschnitt kannst du dann zuschauen, wie die Zehntel verloren gehen.“

Mayer, der im Abschlusstraining und in der Kombination in der Abfahrt ganz vorne gelegen war, zeigte sich sonst mit seinem Lauf zufrieden: „Das Ziel-S war sehr gut, beim Start wäre vielleicht noch mehr drinnen gewesen.“ Für den Kärntner war es bereits der dritte Top-Fünf-Platz in dieser Saison, im Abfahrtsweltcup liegt Mayer damit auf Rang vier, gesamt auf fünf.

Es sei eine super Woche gewesen, er sei immer gut gefahren, sagte Mayer. „Gestern war natürlich gewaltig. Und heute wäre auf jeden Fall mehr drinnen gewesen.“ Der Kombi-Tag sei lange gewesen, aber kräftemäßig sei er auch am Samstag voll da gewesen. „Ich habe aber nicht gleich einschlafen können, ich habe bis Mitternacht gebraucht, bis ich ein Auge zugetan habe.“ Das verpasste Podest sei „schade“.

Feuz gewinnt Lauberhorn-Abfahrt

Beat Feuz gewann bereits zum dritten Mal die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen. Der Schweizer siegte vor Dominik Paris und Thomas Dreßen.

Fans tragen Feuz zum Sieg

Feuz, von vielen Fans entlang der Strecke bei strahlendem Sonnenschein angefeuert, ließ sich auch nicht von einer Schiene bremsen, die er nach einer gebrochenen Mittelhand weiterhin trägt. Nach einem bestens erwischten Ziel-S ließ sich Feuz von seinen Fans im Zielraum feiern. Einmal mehr hatte der Schweizer Abfahrtsstar geliefert und zog auch mit Franz Klammer an Wengen-Siegen (drei) gleich.

Beat Feuz
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Beat Feuz schwang zum dritten Mal in Wengen als Sieger der Abfahrt ab

„Vor zehn Jahren habe ich hier meine Premiere gegeben und dachte mir eigentlich, die Strecke werde ich nie mögen. Sie ist lang, sie ist flach, alles, was ich nicht mag. Drei Jahre später hat alles gepasst, und seither ist es eine Liebesbeziehung“, sagte Feuz. Die Schweizer Fans – insgesamt versammelten sich 32.000 an der gesamten Strecke – kamen mit vier Fahrern unter den ersten zehn ganz auf ihre Rechnung.

Feuz-Triumph auf dem Lauberhorn

Der Schweizer legte in Wengen die schnellste Fahrt hin.

Paris, der Double-Sieger von Bormio, musste seinem großen Rivalen in dieser Saison zum zweiten Mal nach Beaver Creek gratulieren. Der Italiener fuhr aber immerhin erstmals in Wengen auf das Podest.

„Heute habe ich das nicht schlecht gemacht, ich habe einfach versucht, alles herauszuholen“, erklärte der Zweite im Abfahrtsweltcup. Über das Dauerduell mit Feuz sagte Paris: „Wir pushen uns gegenseitig.“ Der Dritte Dreßen meinte, nachdem er Minschkante und Canadian Corner nicht perfekt erwischt hatte: „Da habe ich zu früh umgelegt, und dann habe ich nicht die Eier gehabt, dass ich da voll durchziehe. Ansonsten könnte ich nicht sagen, was ich besser fahren hätte können.“

Kriechmayr enttäuscht

Nicht rund lief die Wengen-Woche für Vorjahressieger Kriechmayr. „Ich weiß nicht, was da los ist, aber es funktioniert gerade nicht so. Ich muss mal analysieren und mir das Rennen in Ruhe anschauen“, sagte der Oberösterreicher, der 0,93 Hundertstelsekunden Rückstand hatte. Aus der Kombi-Abfahrt habe er noch Schlüsse gezogen, es sei ihm aber nicht gelungen, das umzusetzen. „Bis zum Brüggli-S habe ich viel zu viel Zeit verloren.“ Der Anspruch sollte sein, vorne mitzufahren, das habe er nicht geschafft.

Zufrieden sein durfte Danklmaier, der mit Platz zwölf (+1,10) das zweitbeste Karriereergebnis nach Rang fünf vor zwei Jahren in Kitzbühel einfuhr. „Ich bin echt zufrieden, es war eine gute Leistung, ich bin sehr happy mit meiner Fahrt“, sagte der Steirer.

Als einziger weiterer Österreicher punktete noch Otmar Striedinger als 15. (1,54.). „Ich kann nicht zufrieden sein, ich hatte nicht so das Gefühl wie im Training. Ich habe mir ein bisschen schwergetan. Und bei so einem knappen Rennen bist du dann gleich einmal hinten“, meinte Striedinger. Einmal mehr eine verpatzte Abfahrt legte Max Franz mit der Startnummer zwei hin – er wurde nach einer fehlerhaften Fahrt nur 50.

Verkürzte Strecke

Wie seit Tagen befürchtet, setzte nach der Kombination am Freitag in der Nacht auf Samstag der Schneefall im Berner Oberland ein und sorgte für circa 30 bis 35 Zentimeter Neuschnee. Zwar hatte der Schnellfall Samstagfrüh wieder aufgehört, doch letztlich sorgten die schweren Pistengeräte dafür, dass nicht von ganz oben, sondern wie in der Kombination kurz vor dem Hundschopf gestartet werden musste.

Der Renndirektor des Internationalen Skiverbands (FIS), Markus Waldner, betonte vor dem Rennen im ORF-Interview, dass entgegen anderer Meinungen die Verkürzung alternativlos war: „Es war oben zu viel Schnee, daher mussten wir mit den Geräten reinfahren. Das können wir nicht schaufeln. Es wurde im Dunkeln leider zu schnell gefahren, daher mussten wir runtergehen.“ Bereits ab 4.00 Uhr Früh wurde an der Strecke gearbeitet.