Brignone, nach dem ersten Durchgang 24 Hundertstelsekunden vor der slowakischen Weltmeisterin in Führung, durfte sich als erste Läuferin in dieser Saison in einem Riesentorlauf über den zweiten Sieg freuen. Im Dezember hatte die 29-Jährige bereits in Courchevel triumphiert. Vlhova feierte nach den Slalom-Erfolgen von Zagreb und Flachau ihren bereits dritten Erfolg im dritten Rennen en suite. Shiffrin verbesserte sich mit Laufbestzeit zwar von Rang vier noch auf das Podest, am Ende fehlte der 24-Jährigen aber eine Hundertstelsekunde auf ihren 65. Weltcup-Sieg.
Die Österreicherinnen konnten im Kampf um die Spitzenplätze, anders als beim davor letzten Rennen in Lienz, kein Wörtchen mitreden. Katharina Liensberger, vor dem Jahreswechsel als Dritte auf dem Podest, musste sich in Sestriere als beste Österreicherin mit Platz 17 begnügen. Katharina Truppe als 27. und Anna Veith auf Platz 28 schafften es ebenfalls in die besten 30. Es war somit das schlechteste ÖSV-Abschneiden in einem Damen-Riesentorlauf seit fast drei Jahren. Im März 2017 war Michaela Kirchgasser in Aspen als ÖSV-Beste auf den 20. Platz gefahren.
Zwei Siegerinnen im Sestriere-RTL
Beim RTL in Sestriere gab es einen Ex-aequo-Sieg von Federica Brignone und Petra Vlhova.
Liensberger riskiert zu spät
Liensberger hatte laut eigener Aussage im ersten Lauf zu wenig Risiko genommen und damit eine bessere Platzierung vergeben. Im zweiten Durchgang ging es die Vorarlbergerin aggressiver an und fiel im Gegensatz zu ihren Teamkolleginnen immerhin nicht zurück. „Es war auf jeden Fall von Anfang an mehr Kampfgeist da“, so die 22-Jährige im ORF-Interview. Nach einem Fehler oben habe sie unten aber die optimale Linie gefunden, so Liensberger.
Truppe kam anders als im Slalom im Riesentorlauf erneut nicht auf Touren. „Zurzeit ist es Kampf und Krampf. Alles, was ich probiere, geht nach hinten los. Ich weiß nicht, woran es im Moment liegt“, sagte die Kärntnerin. Auch Veith suchte nach Erklärungen. „Es war sehr durchwachsen. Es war vom Untergrund her schwer für mich, alles richtig zu spüren und Gas zu geben. Ich hätte das Gefühl gehabt, einen Schritt geschafft zu haben, aber das Ergebnis sagt das natürlich nicht“, sagte die enttäuschte Salzburgerin.
Keine Weltcup-Punkte gab es nach einem starken ersten Durchgang für Julia Scheib. Die 21-jährige Steirerin hatte mit der hohen Nummer 35 als 20. den Sprung in die Entscheidung geschafft, dort rutschte die Junioren-Weltmeisterin von 2018 im Riesentorlauf allerdings schon nach wenigen Fahrsekunden vom Kurs. Aus österreichischer Sicht waren im ersten Durchgang u. a. bereits Franziska Gritsch und Eva-Maria Brem auf der Strecke geblieben.
1. Federica Brignone (ITA)
1. Petra Vlhova (SVK)
3. Mikaela Shiffrin (USA)
„Ein unglaublich harter Kampf“
An der Spitze gab es hingegen zwei strahlende Gesichter. Brignone und Vlhova sicherten sich ihren jeweils 13. Sieg in einem Weltcup-Rennen. Für die Italienerin war es der siebente, für die Slowakin der vierte Erfolg in einem Riesentorlauf. „Es ist so knapp, drei Läuferinnen innerhalb einer Hundertstel, das ist unglaublich“, sagte Brignone, die dem Druck des Heimpublikum standhalten konnte: „Ich habe versucht, dem Wirbel zu entkommen und die Gedanken an den Sieg wegzuhalten. Ich habe mich auf meinen Lauf und meinen Körper konzentriert. Das ist mir gelungen.“
Vlhova stieß ins gleiche Horn. „Es war ein unglaublich harter Kampf. Die Mädels vor mir waren sehr schnell“, so die regierende Weltmeisterin, „daher musste ich voll angreifen. Aber ich bin sehr zufrieden. Heuer (im Riesentorlauf, Anm.) erstmals auf dem Podest und dann gleich als Erste ist unglaublich.“ Shiffrin nahm die knappe Niederlage sportlich: „Ich habe gehofft, dass ich es auf das Podest schaffe. Bei einer Hundertstel denkt man sich zwar: Mann! Aber so ist Skifahren nun einmal. Ich war auch schon auf der guten Seite dieser Hundertstelsekunde. Das passiert.“
Liensberger beste Österreicherin
Nach verhaltenem erstem Durchgang schaffte es die Vorarlbergerin immerhin, in der Entscheidung ihren Platz zu halten.
Knapper war bei den Frauen bisher erst ein Riesentorlauf ausgegangen: 2002 waren die Österreicherin Nicole Hosp, die Slowenin Tina Maze und Andrine Flemmen aus Norwegen in Sölden zu dritt ganz oben auf dem Treppchen gestanden. 2006 teilten sich Michaela Dorfmeister, US-Star Lindsey Vonn – damals noch unter ihrem Mädchennamen Kildow – und die Schweizerin Nadia Styger im Super-G von Hafjell in Norwegen den Sieg.