Janko Bozovic (AUT) gegen Julen Aguinagalde Aquizu (ESP)
APA/EXPA/Florian Schroetter
Handball-EM

ÖHB-Team muss sich Spanien beugen

Im Duell mit dem zweifachen Weltmeister Spanien haben sich Österreichs Handballer bei der Heim-EM mit 26:30 geschlagen geben müssen. Die von Cheftrainer Ales Pajovic exzellent eingestellte Mannschaft lieferte dem Titelverteidiger einen leidenschaftlichen Kampf. Vor 9.000 Fans in der Wiener Stadthalle setzte sich schließlich das abgebrühtere und effektivere Team durch. Beherzt und phasenweise ebenbürtig war der Auftritt allemal.

Nach dem 23:27 gegen Kroatien war es für Österreich die zweite Niederlage im fünften EM-Spiel. In der Hauptrundengruppe I dürfen sich die Fans noch auf zwei Partien freuen. Der Hit gegen Deutschland steigt am Montag (20.30 Uhr). Zum Schluss geht es am Mittwoch (18.15 Uhr) gegen Weißrussland. Beide Partien sind live in ORF1 zu sehen.

Die Chance der Österreicher auf Rang drei und damit das Match um Platz fünf lebt immer noch. Und Teamchef Pajovic lobte im ORF-Interview sein Team: „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Die Abwehr war gut, leider ein paar Fehler zu viel. Aber so müssten wir immer spielen. Die Jungs haben bis zum Schluss gekämpft. Vielleicht nutzen wir unsere Chancen beim nächsten Mal.“

Österreich beeindruckt gegen Spanien

Die ÖHB-Herren zeigten in der EM-Hauptrunde der gegen Titelverteidiger Spanien eine starke Leistung, unterlagen aber knapp mit 26:30.

Von Beginn an gut im Spiel

Auch beim fünften Auftritt des Gastgeberteams herrschte in der EM-Arena eine fantastische Atmosphäre. Davon beflügelt starteten die Österreicher vielversprechend in das Duell David gegen Goliath. Fabian Posch erzielte vom Kreis den ersten ÖHB-Treffer im Spiel. Wichtig, dass Nikola Bilyk gleich traf. Auch Sebastian Frimmel vom linken Flügel und Janko Bozovic aus dem rechten Rückraum schrieben rasch am Scoreboard an. Nach sechs Minuten stand es 4:4.

Die spanische 5-1-Deckung mit Alex Dujshebaev als offensiver Spitze gegen Bilyk war gut, aber das ÖHB-Team fand Wege hindurch. Als Frimmel einen Konter zum 5:4 einnetzte, brodelte die Halle. Dann ermöglichten einige höchst fragwürdige Pfiffe der dänischen Schiedsrichter und technische Fehler der Österreicher eine 8:5-Führung der abgebrühten Spanier. Diese nutzten jede Gelegenheit eiskalt aus.

Offener Schlagabtausch in Hälfte eins

Doch die von Pajovic wieder exzellent eingestellte ÖHB-Truppe kämpfte sich bis zur zwölften Minute wieder auf 8:8 und dann 9:9 heran. Posch vom Kreis, Keeper Thomas Eichberger mit einigen Glanzparaden, der blendend aufgelegte Bozovic mit „Raketen“ aus dem Rückraum und der unermüdlich „wuselnde“ Spielgestalter Gerald Zeiner waren in dieser Phase treibende Kräfte. Auf den Rängen war der Teufel los.

Viran Morros und Raul Entrerrios (ESP) gegen Gerald Zeiner (AUT)
AP/Ronald Zak
Einen Kampf auf Biegen und Brechen in beiden Abwehrreihen bot das Match zwischen Österreich und Spanien

Spaniens Keeper Rodrigo Corrales war zum Leidwesen der Fans – auch die vielen deutschen und kroatischen Zuschauer standen im Lager der Österreicher – ebenfalls in Topform. Er und Eichberger lieferten einander ein spektakuläres Fernduell. Im dritten Versuch nach zwei Corrales-„Saves“ traf Weber im Gegenstoß zur 10:9-Führung (17.). Neben Eichberger agierte auch die rot-weiß-rote Deckung auf Topniveau. Nur die blitzschnellen Anwürfe und Angriffswellen der Spanier nach österreichischen Treffern bereiteten ihr immer wieder Probleme.

Rote Karte gegen Herburger

Die Heimischen hielten weiter großartig mit, weil Frimmel mit zwei herrlichen Treffern und Daniel Dicker (nach Videokontrolle der Referees) eine 13:12-Führung herstellten. Bitter, dass Abwehrspezialist Lukas Herburger in der 26. Minute – ebenfalls nach Videokontrolle – die Rote Karte sah. Er hatte Jorge Maqueda unabsichtlich, aber deutlich mit dem Arm am Hals erwischt. Der Ausschluss war jedenfalls hart und diskutabel. Auch davon ließ sich die ÖHB-Auswahl nicht unterkriegen.

Weber per Siebenmeter und der starke Zeiner sorgten dafür, dass es mit einem knappen 16:17-Rückstand in die Pause ging. Nach Seitenwechsel machte das Heimteam dort weiter, wo es davor aufgehört hatte. Bilyk, Bozovic und Weber verwerteten klug herausgespielte Angriffe. Hinten war Eichberger einmal mehr sensationell. Der HSG-Graz-Goalie zauberte unglaubliche Reaktionen aus dem Ärmel. Auch die Abwehr blieb stark.

Spanier nutzen Bruch im ÖHB-Spiel

Der haushohe Favorit konnte sich dann dennoch auf 23:19 (40.) absetzen, weil sich leichte Unkonzentriertheiten ins Spiel der Österreicher eingeschlichen hatten. Die körperliche Intensität und mentale Belastung im Duell mit einer Weltklassemannschaft forderten ihren Tribut. Bilyk hielt mit einem traumhaften Aufbauwurf dagegen, doch insgesamt war in dieser Phase etwas die Luft draußen.

Zweimal in Serie schenkte man den Spaniern in der Deckung eroberte Bälle umgehend zurück. Das wurde beinhart bestraft. Im vor der Pause noch effektiven Positionsangriff der ÖHB-Equipe fehlte die Durchschlagskraft. Bilyk und Bozovic blieben zu oft hängen. Außen brachte Pajovic nun Raul Santos (links) und Richard Wöss. Am Kreis spielte Tobias Wagner – Pajovic wechselte auch immer wieder Dicker vorne und Lukas Hutecek hinten ein.

EM-Titelanwärter bringt Vorsprung über die Zeit

Bei 26:21 (48.) begann das Publikum langsam, sich mit einer Niederlage abzufinden. Mit Thomas Bauer statt Eichberger im Tor versuchte Pajovic noch einen Akzent zu setzen. Doch die Spanier ließen sich nicht mehr aus der Ruhe bringen, hatten bei dem einen oder anderen Abschluss der Österreicher auch Stangenglück. Bauer hielt zwei Bälle, vorne traf Wöss. Zehn Minuten vor Schluss stand es 22:26.

Der auf der Mitte-Position eingewechselte Jakob Jochmann verkürzte noch einmal auf 23:27. Doch näher sollte man den Iberern im Finish nicht mehr kommen. Als die Niederlage mit 26:30 besiegelt war, wurde das ÖHB-Team vom Publikum zu Recht mit Standing Ovations verabschiedet. Spanien musste hart für die zwei Punkte kämpfen.

Handball-EM 2020, Hauptgruppe I

Samstag:

Spanien – Österreich 30:26 (17:16)

Wiener Stadthalle, 8.500 Zuschauer

Tore Österreich: Bozovic 5, Frimmel 4, Bilyk, Weber je 3, Dicker, Zeiner, Wagner, Posch je 2, Jochmann 1, Hutecek 1, Wöss 1.

Beste Werfer Spanien: Maqueda Pena 6, Entrerrios Rodriguez, Figueras Trejo, Arino Bengoechea je 4

Gruppe I in Wien

Tabelle:
1. Spanien 5 4 1 0 153:127 9
2. Kroatien 5 4 1 0 127:113 9
3. Deutschland 5 3 0 2 141:125 6
4. Österreich 5 1 1 3 139:156 3
5. Weißrussland 5 1 1 3 138:160 3
6. Tschechien 5 0 0 5 122:139 0
Spielplan:
16.01. Spanien Tschechien 31:25
Kroatien Österreich 27:23
Deutschland Weißrussland 31:23
18.01. Weißrussland Tschechien 28:25
Spanien Österreich 30:26
Kroatien Deutschland 25:24
20.01. Kroatien Tschechien 22:21
Spanien Weißrussland 37:28
Deutschland Österreich 34:22
22.01. Kroatien Spanien 22:22
Österreich Weißrussland 36:36
Deutschland Tschechien 26:22