Spaniens Handballer Jorge Maqueda und Österreichs Lukas Herburger
Reuters/Lisi Niesner
Handball-EM

ÖHB-Team trauert verpasstem Coup nach

Eine Mischung aus Enttäuschung und Stolz hat am Samstag in den Reihen des österreichischen Nationalteams geherrscht. Nach der 26:30-Niederlage gegen Spanien im zweiten EM-Vorrundenspiel in Wien lautete der allgemeine Tenor: „Es wäre mehr möglich gewesen.“ Die heimischen Handballer hatten mit ihrer Leistung auf den großen Coup hoffen lassen.

Über weite Strecken einer sehr intensiven Partie befanden sie sich mit dem EM-Titelverteidiger auf Augenhöhe. Doch für die Sensation, einen Sieg über den zweifachen Weltmeister, machten die Männer des Österreichischen Handballbunds (ÖHB) „zu viele Fehler“, wie Teamchef Ales Pajovic sagte. „Aber so gegen den amtierenden Europameister zu spielen, das macht mich sehr stolz“, fügte der Slowene hinzu.

Pajovic und seine Spieler trauerten drei bis vier vergebenen Chancen im Gegenstoß, einigen freien Wurfgelegenheiten aus dem Positionsangriff und zwei verschenkten Bällen nach gelungenen Abwehraktionen nach. „Das ist gegen eine Mannschaft wie Spanien zu viel“, resümierte der ÖHB-Headcoach. Mit der konsequenten Umsetzung seiner taktischen Vorgaben in Angriff wie Deckung war Pajovic allerdings hochzufrieden.

Österreich beeindruckt gegen Spanien

Österreich zeigt gegen Titelverteidiger Spanien eine solide Leistung und unterliegt nur knapp mit 26:30.

„Spanien war in Reichweite“

„Ich finde, die erste Hälfte war gut. Der Nachteil war wie gegen Kroatien, dass wir unsere Chancen teilweise nicht genutzt haben“, meinte Nikola Bilyk. Der Kapitän der Österreicher kam aus dem linken Rückraum diesmal nicht dominant zur Geltung, was auch auf die effektive Offensivdeckung der Spanier gegen ihn zurückzuführen war. „Wir haben uns aber im Angriff leichter getan als gegen die Kroaten“, sagte Bilyk. „Deshalb ist das besonders schade.“

Drei Treffer waren es am Ende für Bilyk – aus sechs Würfen. „Wenn wir mit derselben Intensität in die zweite Hälfte gegangen wären, hätten wir eine Chance auf den Sieg gehabt“, sagte der Kiel-Legionär selbstkritisch. „Spanien war über große Strecken in Reichweite, die sind nicht über uns drübergefahren“, sagte der 23-jährige Bilyk und trauerte einer möglichen Sensation gegen den EM-Titelkandidaten Nummer eins nach.

Österreichs Handballer Nikola Bilyk blockt Spaniens Joan Canellas
APA/AFP/Joe Klamar
Bilyk (l.) und Co. wehrten sich gegen den Titelkandidaten mit allen zur Verfügung stehenden Mittel

„Wir können von den Spaniern viel lernen. Sie blieben die ganze Partie ruhig, wussten um ihre Stärke, und das haben sie uns am Ende der Partie gezeigt“, sagte der ÖHB-Führungsspieler und zollte dem insgesamt abgezockteren Gegner Respekt. „In der zweiten Halbzeit haben wir Fehler gemacht, und Spanien hat sofort die Möglichkeit ergriffen, drei und vier Tore vorzulegen. Es ist nicht einfach, gegen sie zu spielen.“

„Über 60 Minuten ein bisschen zu wenig“

Der 19-jährige Lukas Hutecek, der als offensiver Einser in der 5-1-Abwehr über 20 Minuten Spielzeit bekam, schwankte wie seine Kollegen zwischen Stolz und Ärger: „Das war ein großartiges Gefühl, gegen den amtierenden Champion auf der Platte zu stehen“, sagte der Youngster von den Fivers Margareten. „Wir können wirklich stolz sein. Mit ein wenig mehr Glück hätten wir auch gewinnen können. Nun konzentrieren wir uns auf das nächste Spiel“, so Hutecek.

„Es war wieder ein gutes Spiel von uns, aber über 60 Minuten ein bisschen zu wenig, um die Spanier wirklich zu fordern“, analysierte Sebastian Frimmel das zweite Hauptrundenspiel vor 9.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Stadthalle. „Wir hätten in der Pause führen können. Und wenn du dann so früh einen Rückstand aufreißt, dann ist es immer schwierig, gegen solche Mannschaften zurückzukommen“, sagte der linke Flügel, der viermal traf.

Am Montag (20.30 Uhr, live in ORF1) geht es für die Österreicher bei der Heim-EM mit dem großen Schlager gegen Deutschland weiter. Da wird die Halle wieder voll sein – auch mit deutschen Fans, die am Donnerstagabend eine hauchdünne Niederlage ihrer Mannschaft gegen Kroatien miterlebten und sich von den Halbfinal-Träumen verabschieden mussten. Die ÖHB-Männer wollen es mit Siegen über Deutschland und Weißrussland (Dienstag, 18.15 Uhr, live in ORF1) noch auf Platz drei in der Gruppe schaffen, um ins Spiel um Platz fünf einzuziehen.