Szene aus dem Handball-Testspiel Österreich – Deutschland
APA/Herbert Pfarrhofer
Handball-EM

Historische Chance für ÖHB-Team

Das reizvolle Duell mit Deutschland bietet Österreichs Handballteam am Montag (20.30 Uhr, live in ORF1) eine historische Chance. In der Wiener Stadthalle will der EM-Gastgeber den ersten Sieg über die Deutschen in einem Bewerbsspiel schaffen. Ein Erfolg im dritten Hauptrundenmatch der Euro 2020 würde aber auch noch weitere Möglichkeiten eröffnen.

Nach den erwartet, aber nicht unvermeidbar gewesenen Niederlagen gegen Kroatien und Spanien lebt die Chance auf Gruppenplatz drei. Dieser würde Österreich zum Finalwochenende nach Stockholm bringen, wo es gegen Portugal oder Ungarn um EM-Rang fünf ginge.

Dann dürfte man sogar noch mit der Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio spekulieren – sprich der Teilnahme an einem Qualifikationsturnier. Und die Ausgangsposition für die nächste WM-Qualifikation würden sich die ÖHB-Männer damit ebenfalls wesentlich verbessern.

Spannung vor Duell mit Deutschland

Trotz der Niederlage gegen Spanien bleiben Österreichs Handballer positiv. Gegen Deutschland will man wieder nach der Sensation streben.

Es geht noch um sehr viel

Schon EM-Platz acht – also Rang vier in der Hauptrundengruppe I – wäre das beste Endrundenergebnis für den Österreichischen Handballbund (ÖHB) im Männerbereich. Dieses steht mit Platz neun bei der Heim-EM 2010. Aber Teamchef Ales Pajovic und seine Spieler wollen mehr. Und die Deutschen sind nach der bitteren 24:25-Niederlage gegen Kroatien angeschlagen. Ob sie das noch gefährlicher macht, bleibt abzuwarten.

Die mit erfahrenen Weltklassespielern gespickte Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) vergab am Samstag die Chance auf das Halbfinale. An der Favoritenstellung gegen Österreich ändert das aber nichts. „Das ist eine sehr komplette Mannschaft, gegen die wir nur gewinnen können, wenn wir die entscheidenden Kleinigkeiten richtig machen“, betonte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser.

Der österreichische Rekordinternationale war als Aktiver viele Jahre in der deutschen Bundesliga tätig. Fölser ist zuversichtlich, dass man dem Nachbarn wie schon bei der 28:32-Niederlage im EM-Test vor zwei Wochen Paroli bieten kann. „Wir werden wieder gut vorbereitet sein. Die Mannschaft wird physisch wieder alles reinhauen“, kündigte der frühere ÖHB-Kreisläufer an. „Wir wollen noch zweimal gewinnen.“

Pajovic kennt Schlüssel zum Erfolg

Man spiele keinen „Angsthasenhandball“, und das werde so bleiben, versprach Fölser. Dafür zeichnet Teamchef Pajovic verantwortlich. Für den Slowenen liegt der Schlüssel zum Erfolg gegen Deutschland in einem dynamischen, beweglichen und beherzten Angriff: „Sie spielen eine starke 6-0-Abwehr mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler in der Mitte. Wir müssen diese großen Leute im Mittelblock bewegen.“

Trainer Ales Pajovic und Sportdirektor Patrick Fölser
GEPA/Christian Ort
Cheftrainer Ales Pajovic (l.) und Sportdirektor Patrick Fölser wollen mit Österreich zum EM-Finalwochenende

Pajovic beobachtete die Deutschen im bisherigen EM-Verlauf natürlich zur Genüge. „Nur Eins-gegen-eins-Situationen und Würfe über den Mittelblock werden nicht reichen. Sie kommen dann auch oft aggressiv raus, da ist dann Platz auf sechs Metern“, analysierte er. „Wir müssen Geduld haben und die Würfe nicht zu früh nehmen.“

Gegen Kroatien lag Deutschland über weite Strecken komfortabel in Führung, ging im Finish aber noch k. o. „Sie waren sicher angepisst. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das durchtragen und sagen ‚Okay, das Turnier ist gelaufen‘“, sagte ÖHB-Kreisläufer Fabian Posch. Der Krems-Spieler war beim Test am 6. Jänner mit acht Toren bester Werfer.

Deutsche geben sich kämpferisch

Sein Konterpart, DHB-Kreisläufer Jannik Kohlbacher, bestätigte die Einschätzung: „Wir sind unseren Fans einiges schuldig. Wir wollen für uns und sie ein glimpfliches Ende der EM.“ Der angezählte Teamchef Christian Prokop, nach Platz neun bei der EM 2018 vor der nächsten Enttäuschung, gab sich kämpferisch: „Das ist für Österreich das Spiel des Jahres gegen Deutschland. Aber das wollen wir uns nicht einfach gefallen lassen, da wollen wir uns auch zeigen.“

Österreichs Flügelroutinier Robert Weber, der seit 2008 in der deutschen Bundesliga zu den besten Außenspielern gehört, ist überzeugt: „Deutschland wird den Dämpfer gegen Kroatien nicht auf sich sitzen lassen.“ ÖHB-Linksaußen Sebastian Frimmel ergänzte mit Blick auf die ausgelassenen Chancen gegen Spanien: „Diesmal müssen wir die Kleinigkeiten im Abschluss besser machen. Aber die Energie wird uns nicht ausgehen, das kann ich versprechen.“