Jubel von Erling Haaland (Dortmund)
APA/AFP/Thomas Kienzle
Fußball

Haaland erobert Dortmund im Sturm

Erling Haaland hat sogar die eigenen Erwartungen übertroffen. Der Ex-Salzburger erzielte am Samstag bei seinem Debüt für Borussia Dortmund in Augsburg (5:3) einen Dreierpack. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht von drei Toren geträumt, sondern von zwei – und das war schön“, sagte der 19-Jährige, den die Dortmunder im Winter mit Hilfe einer 20-Millionen-Euro-Klausel aus Salzburg losgeeist hatten.

Haaland imponierte seinen neuen Chefs nicht nur mit seinen Toren, sondern auch mit seiner coolen, unbekümmerten Art. Der Rummel um seine Person schien dem Norweger nichts anzuhaben. „Ich habe kurz mit ihm gesprochen, und er hat gesagt: Das ist der Grund, warum ihr mich gekauft habt“, berichtete BVB-Sportdirektor Michael Zorc mit einem lauten Lachen. „Und das stimmt.“

1:3 lagen die Dortmunder bei Augsburg zurück – dann kam Haaland ab der 56. Minute ins Spiel. Drei Tore (59., 72., 79.), seine Präsenz und seine beeindruckende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss verhinderten den Rückschlag zum Rückrundenstart. Die Vorstellung beförderte den Norweger auch umgehend mit der Höchstnote in die „Elf des Tages“ des deutschen Fachmagazins „kicker“. „Ein fantastischer Einstand. Er ist ein superbelebendes Element“, stellte Dortmunds Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zufrieden fest.

Jubel von Erling Haaland (Dortmund)
AP/dpa/Stefan Puchner
Erling Haaland brauchte gerade einmal 20 Minuten, um sich in die Herzen der Dortmund-Fans zu schießen

Haaland ist der siebente Spieler, der bereits in seinem ersten Spiel in der deutschen Bundesliga drei Tore erzielte. Zuletzt war dies Pierre-Emerick Aubameyang 2013 ebenfalls für Dortmund gelungen – bei einem 4:0 gegen Augsburg. Dabei wurde Haaland erst in der 56. Minute eingewechselt. „Ich wollte so viel positive Energie wie möglich reinbringen und das Spiel drehen“, erklärte das Ausnahmetalent.

„Habe ich fit gewirkt?“

BVB-Coach Lucien Favre ließ seinen neuen Wunderknaben vorerst auf der Ersatzbank, setzte anstelle des abgangswilligen Spaniers Paco Alcacer im Sturmzentrum auf Kapitän Marco Reus. „Er ist noch nicht bereit für die 90 Minuten“, begründete Favre mit Hinweis auf die Knieprobleme, die Haaland in der Vorbereitung beeinträchtigt hatten.

Der Norweger selbst wischte Fragen über seine Fitness, die ihn schon in Salzburg begleitet hatten, beiseite. „Habe ich fit gewirkt?“, lautete seine rhetorische Frage. Favre lobte ihn für seine Präsenz, aber auch für seine Läufe in die Tiefe. „Er will lernen, er ist aufnahmefähig, hat eine Topmentalität und mit 19 viel Potenzial“, meinte der Schweizer.

Dieses will Haaland trotz anderer Angebote in Dortmund ausschöpfen. Sportdirektor Zorc ließ aber durchblicken, dass der „Rohdiamant“, wie er ihn bezeichnete, in seinem bis Sommer 2024 datierten Vertrag erneut eine Ausstiegsklausel verankert haben könnte. „Wenn man weiß, wer alles noch im Boot war, diktiert man nicht die Bedingungen“, erklärte Zorc vielsagend.

Gegenentwurf zu Landsmann Ödegaard

Haaland hätte sich etwa Manchester United oder Juventus Turin anschließen können, entschied sich gemeinsam mit seinem Vater Alf-Inge aber für Dortmund als den nächsten Karriereschritt. Der Weg ist ein Gegenentwurf etwa zu jenem von Norwegens Wunderkind Martin Ödegaard. Haalands Landsmann wechselte 2015 mit 16 Jahren zu Real Madrid, wartet fünf Jahre später bei Real Sociedad aber immer noch auf den ganz großen Durchbruch.

Real Sociedads Martin Ödegaard und Atletico Madrids Marcos Llorente
Reuters/Vincent West
Martin Ödegaard (l.) entschied sich für Real Madrid und landete danach bei Heerenveen, Arnheim und nun bei Sociedad

„Wahnsinnig viel Geld“ hätte Haaland bei ManUnited unter Ole Gunnar Solskjaer, seinem Ex-Coach bei Molde FK, oder bei Juventus an der Seite von Cristiano Ronaldo verdienen können, erklärte Haaland-Kenner Jan-Aage Fjörtoft. „Manchester United ist in Norwegen wie Allah, Gott und Buddha gemeinsam, trotzdem denken die nach, wo er sich besser entwickeln kann“, lobte der frühere Rapid-Stürmer in Augsburg die Besonnenheit seiner Landsleute.

Lobeshymnen in den Medien

Mit acht Toren in sechs Champions-League-Spielen für Salzburg hatte Haaland seine Durchschlagskraft auf großer Bühne bereits im Herbst unter Beweis gestellt. In Deutschland soll er den BVB vom vierten Tabellenplatz noch nach vorne schießen. „Mit ihm hat Dortmund ein anderes Instrument im Orchester“, schwärmte Fjörtoft. „Irgendwie haben sie eine neue Waffe.“ Von der „Bild“-Zeitung wurde der Neuzugang bereits als „Heiland Haaland“ gefeiert.

„Haalands Debüt war historisch“, schrieb die norwegische Zeitung „Aftonposten“. Den Jubel der Medien in seiner Heimat ist der 1,94-Meter-Mann bereits gewohnt. Mit den neuen Wegen muss er sich dagegen noch anfreunden. In Augsburg verlief sich Haaland beim Weg aus dem Stadion. Den Matchball hatte er unter dem Arm. Das hatte er schon nach seinem Dreierpack beim Champions-League-Debüt für Salzburg im September gegen KRC Genk (6:2) so gemacht.

Deutsche Bundesliga, 18. Runde

Sonntag:

Hertha – Bayern 0:4 (0:0)

Tor: Müller (60.), Lewandowski (73./Elfmeter), Thiago (75.), Perisic (84.)

Alaba (Bayern) spielte durch

Paderborn – Leverkusen 1:4 (0:3)

Tore: Srbeny (51.) bzw. Volland (11., 14.), Baumgartlinger (36.), Havertz (75.)

Baumgartlinger spielte durch, Dragovic und Özcan auf der Bank (alle Leverkusen)

Samstag:

Augsburg – Dortmund 3:5 (2:0)

Tore: Niederlechner (34., 55.), Richter (46.) bzw. Brandt (49.), Haaland (59., 71., 79.), Sancho (61.)

Teigl (Augsburg) auf der Bank

Leipzig – Union Berlin 3:1 (0:1)

Tore: Werner (51., 83.), Sabitzer (57.) bzw. Bülter (10.)

Sabitzer und Laimer spielten durch, Ilsanker ab der 86. Minute, Wolf auf der Bank (alle Leipzig); Flecker (Berlin) auf der Bank

Hoffenheim – Frankfurt 1:2 (0:1)

Tore: Stafylidis (48.) bzw. Dost (18.), Chandler (62.)

Grilitsch und Baumgartner spielten durch, Posch bis zur 82. Minute (alle Hoffenheim); Hinteregger (Frankfurt) spielte durch

Köln – Wolfsburg 3:1 (2:0)

Tore: Cordoba (22., 45.+2), Hector (62.) bzw. Steffen (66.)

Kainz (Köln) auf der Bank; Schlager spielte durch, Pervan auf der Bank (beide Wolfsburg)

Düsseldorf – Bremen 0:1 (0:0)

Tor: Moisander (67.)

Gelb-Rote Karte: Moisander (96./Bremen)

Suttner spielte durch, Stöger ab der 71. Minute (beide Düsseldorf); Friedl (Bremen) spielte durch

Mainz – Freiburg 1:2 (0:2)

Tore: Mateta (82.) bzw. Kwon (28.), Petersen (41.)

Onisiwo ab der 46. Minute im Einsatz, Mwene auf der Bank (beide Mainz); Lienhart (Freiburg) ab der 92. Minute

Freitag:

Schalke – Mönchengladbach 2:0 (0:0)

Tore: Serdar (48.), Gregoritsch (58.)

Schöpf spielte durch, Gregoritsch bis zur 90. Minute, Burgstaller ab der 90. Minute (alle Schalke); Lainer (Gladbach) spielte durch

Tabelle: