Die österreichischen Eiskunstläufer Miriam Ziegler und Seferin Kiefer
GEPA/Daniel Goetzhaber
Eiskunstlauf-EM

Ziegler/Kiefer träumen von Medaille

Erstmals ist die Steiermark Schauplatz von Eiskunstlauf-Europameisterschaften, von Mittwoch bis Sonntag dient die Steiermarkhalle am Schwarzlsee in Premstätten bei Graz als Schauplatz für das jährlich ausgetragene Event. Mit dabei sind auch Miriam Ziegler und Severin Kiefer, Österreichs seit Jahren unumstrittene Nummer eins im Paarlauf. Bei der Heim-EM lebt auch der Traum von einer Medaille.

Ziegler/Kiefer haben sich in den Ergebnislisten sukzessive nach oben gearbeitet, bei Österreichs erstem WM-Top-Ten-Platz seit 21 Jahren waren sie im März 2019 in Saitama bereits unter Europas Top Fünf. Diese Position gilt es nun zu untermauern, und vielleicht geht ja noch ein bisschen mehr. „Wir sehen uns unter den Top Fünf, Top Sechs in Europa, wenn wir unsere Leistung bringen. Alles, was darüber hinaus gehen würde, wäre super für uns. Aber das liegt dann nicht in unserer Hand“, sagte der 29-jährige Salzburger Kiefer im ORF-Interview für Sport am Sonntag.

Die 25-jährige Burgenländerin Ziegler meinte zu einer möglichen Medaille: „Ich glaube, wir sind in diesem Jahr zum ersten Mal in einer Situation, wo wir sagen können: Es ist nicht komplett unrealistisch. Die Chance ist nicht groß, weil es nicht nur an uns liegt, sondern auch an der Tagesverfassung, an der Tagesleistung anderer, an den Preisrichtern. Es ist für uns schon ein Wahnsinn, sagen zu können, dass überhaupt eine Chance besteht. Bis der Tag X da ist, werden wir diese Frage nicht beantworten können.“

Zurück zum Kurzprogramm von Olympia 2018

19 Paare haben genannt, los geht es am Mittwoch (19.15 Uhr) mit dem Kurzprogramm. Dieser Programmteil lief für die beiden Lokalmatadore in dieser Saison international meist nicht nach Wunsch, weshalb sie in der zweiten November-Hälfte nach Rang vier beim Grand Prix in Moskau zu ihrem Kurzprogramm der Olympischen Spiele 2018 zurückgekehrt sind. „Wir haben zuletzt noch einmal an den Übergängen gearbeitet“, erklärte Kiefer.

Eiskunstläufer Miriam Ziegler und Severin Kiefer im Gespräch

Sie sind Österreichs bestes Eiskunstlaufpaar. Miriam Ziegler war schon dreimal bei den Olympischen Spielen, Severin Kiefer bereits zweimal.

Mit dem neuen „alten“ Programm läuft es jetzt wieder besser. „Wir fühlen uns sehr wohl. Das war ein Programm, das uns sehr gelegen ist und das uns sehr gefallen hat. Im Training läuft es jetzt auch schon besser als das alte. Auch bei der österreichischen Meisterschaft im Dezember haben wir es schon besser hinbekommen als das andere“, meinte Kiefer.

„Diese Saison mag ich die Kür lieber“

Auch wenn das Kurzprogramm wieder besser funktioniert, präferiert Ziegler die Kür. „Diese Saison mag ich die Kür lieber. Die läuft einfach fast von allein. Ich mag die Musik wahnsinnig gern. Und ich finde, die Kür macht auch weniger Stress, weil es mehr Elemente gibt. Und wenn ein Fehler passiert, ist es nicht so schlimm wie im Kurzprogramm. Das ist einfach ein bisschen entspannter für mich.“

Eine Schrecksekunde hatte es vor rund zwei Wochen bei einem Trainingszwischenfall gegeben. „Bei einem Wurf ist Miriam überrotiert und hat sich am Knöchel verletzt“, erzählte der Salzburger über seine 25-jährige Partnerin. Für etwa eine Woche musste im Training daher umdisponiert werden, seit eineinhalb Wochen ist die Belastung wieder gesteigert. Um Verpasstes einzuholen, wurden die daheim nötigen Medientermine möglichst geballt auf vergangenen Freitag gelegt.

Leben und Training in Berlin

Kiefer/Ziegler leben und trainieren in Berlin. „In Europa ist es auf jeden Fall eine der Topadressen. Vor allem für unsere Disziplin, das Paarlaufen“, sagte Kiefer. Vor den beiden habe es in Österreich lange kein Paarlauf-Duo gegeben. „Deswegen gibt es auch die Trainer nicht, die Infrastruktur nicht.“ Dass man in Berlin auch mit anderen Paaren trainieren kann, „gibt eine ganz eigene Trainingsdynamik, die wir hier einfach leider nicht haben“.

Auch Ziegler hob die Vorteile vom Training in Deutschland hervor: „Wir haben Eis-Zeiten, wo nur Paare rauf dürfen. Wir trainieren in einem alten DDR-Sportkomplex, wo wir einfach Krafträume noch und noch zur Verfügung haben, wenn wir sie brauchen. Es gibt drei Eishallen, und es sind auch Physiotherapeuten vor Ort. Wir können ein ganzes Jahr immer am Eis trainieren. Das ist schon ein großer Vorteil gegenüber Österreich“, meinte die Burgenländerin.

Heim-EM etwas „Besonderes und Einzigartiges“

Die Heim-EM hat für Ziegler einen besonderen Stellenwert. „Ich war bei drei Olympischen Spielen. Ich hatte noch nie die Möglichkeit, in Österreich vor so vielen Zuschauern zu laufen. Deswegen ist das für mich etwas ganz, ganz Besonderes und Einzigartiges“, meinte die 25-Jährige, die seit 2013 gemeinsam mit Kiefer läuft und mit ihm bei zwei Olympischen Spielen war. „Wir versuchen, alles, was positiv ist, aus dieser EM mitzunehmen, weil es sowas Einzigartiges ist. Und uns da nicht unter Druck zu setzen.“

Die österreichischen Eiskunstläufer Miriam Ziegler und Seferin Kiefer
GEPA/Hans Oberlaender
Ziegler/Kiefer beim Training in Premstätten bei Graz

Der Titel ist durch die Absenz der 2019-Sieger Vanessa James/Morgan Cipres (FRA) vakant. Erste Medaillenkandidaten sind die Russen Jewgenia Tarasowa/Wladimir Morosow und Aleksandra Boikowa/Dmitri Koslowskij. „Die sind ganz weit oben, beim dritten russischen Paar (Darja Pawljutschenko/Denis Chodikin, Anm.) kann es nach oben und unten gehen“, so Kiefer. Dann folgen neben Ziegler/Kiefer Nicole Della Monica/Matteo Guarise (ITA) und Minerva-Fabienne Hase/Nola Seegert (GER).

Zwei EM-Debüts für Österreich

Maurizio Zandron und Olga Mikutina gaben bzw. geben in Graz-Premstätten ihr EM-Debüt für Österreich. Zandron war allerdings 2017 schon einmal auf einer EM-Bühne, für Italien reichte es da zu Platz 19. Diesmal verpasste der 27-Jährige die Kür der Top 24. Im Kurzprogramm am Mittwoch belegte Zandron den 28. Platz. Die erst 16-jährige gebürtige Ukrainerin Mikutina ist mit ihrem ersten Programmteil erst am Freitag (10.30 Uhr) an der Reihe.

TV-Tipp

Dokumentation: Eiskunstlaufen 2020, 23. Jänner, 17.15 Uhr, ORF Sport +

Zandron wie Mikutina haben sich den EM-Startplatz in einer verbandsinternen Ausscheidung gesichert, wobei von der Konkurrenz der 17-jährige Wiener Luc Maierhofer im Dezember bei den letztentscheidenden Staatsmeisterschaften wegen einer Verletzung passen musste. Bei den Damen zog die 16-jährige Oberösterreicherin Stefanie Pesendorfer den Kürzeren. Im Eistanz hat Rot-Weiß-Rot kein für internationale Titelkämpfe selektierbares Duo.

Nur im Eistanz Titelverteidiger am Start

Aus internationaler Sicht interessiert vor allem, wer Javier Fernandez nachfolgt. Der Spanier gewann die jüngsten sieben EM-Bewerbe, erklärte aber danach seinen Rücktritt. Die in Minsk 2019 nächstplatzierten Alexander Samarin (RUS) und Matteo Rizzo (ITA) sind erste Nachfolgekandidaten, dazu kommen Kevin Aymoz (FRA) und Dmitri Alijew (RUS). 35 Aktive haben für den Herren-Bewerb genannt.

Bei den Damen hat es Titelverteidigerin Sofia Samodurowa nicht ins starke russische Team geschafft. Ihre mit Vierfachsprüngen glänzenden Landsfrauen Alena Kostornaja (16 Jahre), Anna Tscherbakowa und Alexandra Trusowa (jeweils 15) sind damit erste Podestkandidatinnen. Alle geben sie ihr EM-Debüt. Einzige Titelverteidiger am Start sind die Eistänzer Gabriella Papadakis/Guillaume Cizeron (FRA).

Programm der Eiskunstlauf-EM 2020

Samstag, 25. Jänner:
Eistanz-Kür 13.25 Uhr *
Kür der Damen 18.30 Uhr *
Sonntag, 26. Jänner:
Schaulaufen 14.30 Uhr

* live in der ORF-TVthek

ORF Sport + sendet zeitversetzt und zeigt Highlights