Wurfversuch von ÖHB-Spieler Daniel Dicker gegen Deutschland
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Handball-EM

ÖHB-Team unterliegt Deutschland klar

Der Traum vom EM-Sieg über Deutschland ist für Österreichs Nationalteam am Montag geplatzt. Vor 9.000 Fans in der Wiener Stadthalle musste sich die Auswahl des Österreichischen Handballbunds (ÖHB) klar mit 22:34 geschlagen geben. Nach den verlorenen Duellen mit Kroatien und Spanien war es für das EM-Gastgeberteam die dritte Niederlage in der Hauptrunde.

Das hohe Ziel von Platz drei in Gruppe I und dem Einzug ins Spiel um Platz fünf ist damit außer Reichweite. Zum Abschluss der Heim-EM geht es für die Österreicher am Mittwoch (18.15 Uhr, live in ORF1) gegen Weißrussland. Mit einem Sieg oder Unentschieden würde die Mannschaft von Cheftrainer Ales Pajovic den achten Turnierrang belegen. Das wäre immerhin die beste Endrundenplatzierung eines ÖHB-Männer-Teams aller Zeiten.

„Es war das sechste Spiel, wir haben fünf davon überragend gespielt. Dann kommen auch solche Momente, wo nicht alles passt“, sagte Pajovic unmittelbar nach Spielende im ORF-Interview. „Gegen Deutschland zu verlieren ist nicht schlimm, es ist nur wichtig, dass wir weiter zusammenstehen.“

EM-Niederlage gegen Deutschland

Österreichs Handballer haben auch ihr drittes Spiel in der EM-Hauptrunde verloren. Deutschland gewann in der Wiener Stadthalle klar mit 22:34.

Erste Hälfte lange ausgeglichen

Dem reizvollen Nachbarschaftsduell entsprechend herrschte von Beginn an echte EM-Atmosphäre. Auch Tausende deutsche Fans feuerten ihre Mannschaft wieder frenetisch an. Und wer von den rot-weiß-roten Anhängern darauf gehofft hatte, dass die DHB-Auswahl nach der Niederlage gegen Kroatien angezählt wäre, wurde enttäuscht. Die Gastgeber fanden sich sofort in einem leidenschaftlichen Kampfspiel wieder. Ab Nikola Bilyks Treffer zum 1:0 wogte die Partie hin und her.

Österreich bestach zunächst mit variablem Spiel: Bilyk und Janko Bozovic aus dem Rückraum, Fabian Posch vom Kreis, Sebastian Frimmel (links) und Robert Weber von den Außenpositionen trafen in der Anfangsphase allesamt. Im ÖHB-Tor zeigte Thomas Eichberger seine EM-Traumform. Auch die von Abwehrspezialist Lukas Herburger angeführte 6-0-Deckung funktionierte. Trotz des einen oder anderen Fehlers in der Offensive stellte Bilyk in der zehnten Minute auf 5:3.

Timo Kastening (Deutschland) und ÖHB-Tormann Thomas Eichberger
GEPA/David Bitzan
Dank Thomas Eichberger ärgerte das ÖHB-Team die Deutschen zumindest in Hälfte eins

Beflügelt vom begeisterten Publikum und einigen grandiosen Eichberger-Paraden waren die Österreicher bald mit 7:5 in Front. Einige harte Zweiminutenstrafen von den nordmazedonischen Referees gegen das ÖHB-Team nutzte Deutschland, um auf 7:7 stellen. Bis zur 20. Minute agierte die Pajovic-Truppe durchgehend in Unterzahl. Tore von Frimmel und Posch sowie ein erneut herausragender Eichberger ermöglichten dennoch eine 10:9-Führung. Danach erfolgte aber der Einbruch.

Deutsche setzen sich kontinuierlich ab

Der zweite DHB-Keeper Johannes Bitter hielt einen Siebenmeter von Weber. Die offensive 3-2-1-Deckung der Deutschen bereitete den Österreichern in dieser Phase große Probleme. Im Konter war der pfeilschnelle Flügel Timo Kastening mehrmals erfolgreich – außer der bärenstarke Eichberger hielt. Bilyk blieb auf der Bank, für ihn spielte Daniel Dicker. Weber hielt mit einem Doppelschlag zum 12:13 dagegen, doch dann setzten sich die Deutschen doch auf 16:12 ab.

Unmittelbar vor der Pause verkürzte Raul Santos vom linken Flügel noch auf 13:16. Nach Seitenwechsel erwischte man dann aber keinen guten Start, schnell stand es 13:18. Fast jeder Fehler wurde mit deutschen Treffern hart bestraft, und diese mehrten sich in den Reihen der ÖHB-Auswahl. Bitter lief im DHB-Tor außerdem zu Hochform auf, vor ihm werkte die Deckung nun in 6-0-Formation auf Hochtouren.

DHB-Team verwaltet Vorsprung souverän

Im Positionsangriff gab es fast kein Durchkommen mehr. Bilyk, Zeiner und wieder Bilyk verkürzten dennoch auf 18:23 (42.), nachdem Deutschland schon mit sieben Toren Vorsprung davongezogen war. Näher kamen die Österreicher dem hochkarätigen Gegner aber nicht mehr. Sehr ruhig und abgebrüht verwaltete das DHB-Team nun den Vorsprung. Der Stand von 26:18 sprach eine Viertelstunde vor Schluss schon Bände. Der Widerstand der Heimischen schien nun gebrochen.

Pajovic brachte Thomas Bauer im Tor, wechselte im Finish einer entschiedenen Partie auch bei den Feldspielern durch. Zehn Minuten vor dem Ende führten die physisch überlegenen Deutschen schon mit 29:20. Bitter war an diesem Tag ein enorm starker Rückhalt. Der deutsche Keeper hielt insgesamt 15 von 28 Würfen auf sein Tor. Insgesamt verfügte der nach dem Verpassen des Halbfinales in der Kritik stehende DHB-Teamchef Christian Prokop über die höhere Qualität im Kader. Das Endresultat von 22:34 war für Österreich bitter.

Handball-EM 2020, Hauptrundengruppe I

Montag:

Österreich – Deutschland 22:34 (13:16)

Wiener Stadthalle, 9.000 Zuschauer

Tore Österreich: Bilyk 5, Posch 4, Bozovic 3, Frimmel 2, Weber 2, Zivkovic 2, Herburger, Santos, Zeiner

Beste Werfer Deutschland: Kastening 6, Reichmann 5, Kohlbacher 4, Pekeler 4

Gruppe I in Wien

Tabelle:
1. Spanien 5 4 1 0 153:127 9
2. Kroatien 5 4 1 0 127:113 9
3. Deutschland 5 3 0 2 141:125 6
4. Österreich 5 1 1 3 139:156 3
5. Weißrussland 5 1 1 3 138:160 3
6. Tschechien 5 0 0 5 122:139 0
Spielplan:
16.01. Spanien Tschechien 31:25
Kroatien Österreich 27:23
Deutschland Weißrussland 31:23
18.01. Weißrussland Tschechien 28:25
Spanien Österreich 30:26
Kroatien Deutschland 25:24
20.01. Kroatien Tschechien 22:21
Spanien Weißrussland 37:28
Deutschland Österreich 34:22
22.01. Kroatien Spanien 22:22
Österreich Weißrussland 36:36
Deutschland Tschechien 26:22