Juberl von ÖSV-Fahrer Marco Schwarz
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

Geduld von Schwarz macht sich bezahlt

Die 80. Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel haben am Sonntag aus österreichischer Sicht ihren würdigen Abschluss gefunden. Marco Schwarz sorgte mit Platz zwei und also dem vierten Podestplatz für Österreich im dritten Rennen für Jubel unter den Tausenden Fans – beim Sieg des Schweizers Daniel Yule im Slalom auf dem Ganslern. Für Schwarz ging mit dem ersten Kitz-Podest ein Herzenswunsch in Erfüllung. Seine Geduld machte sich bezahlt.

Im Schatten des Kärntners, der seinen Kreuzbandriss der vergangenen Saison endgültig hinter sich lassen konnte, setzten auch seine Teamkollegen Glanzlichter. Michael Matt gelang als Halbzeitdrittem mit Platz sechs beim prestigeträchtigen Heimrennen ein Befreiungsschlag nach den enttäuschenden Leistungen davor, der 23-jährige Adrian Pertl glänzte bei seinem erst fünften Weltcup-Einsatz als Achter und machte damit ebenso Lust auf mehr beim Nachtslalom am Dienstag (17.45 bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) in Schladming.

In Kitzbühel gehörten die Schlagzeilen noch Schwarz, der sich rund elf Monate nach seiner Verletzung nachhaltig in der Weltspitze zurückmeldete, nachdem er in Adelboden erstmals in der Comeback-Saison als Dritter aufs Podest gefahren war. Dem Druck beim Heimklassiker in Kitzbühel standgehalten zu haben, machte den Erfolg für den 24-jährigen Kärntner noch wertvoller, zumal er nach Lauf eins nur Vierter war. Im Finale hatte er vor beeindruckender Kulisse starke Nerven unter Beweis gestellt.

ÖSV-Fahrer Marco Schwarz auf der Strecke
GEPA/Patrick Steiner
Für den Angriff im Finale wurde Schwarz noch mit Platz zwei belohnt

„Brutal. Beim Heimrennen vor diesen Fans Zweiter zu werden ist großartig und unglaublich“, sagte Schwarz, nachdem er bei der Siegerehrung seine erste Silberne Gams entgegengenommen hatte. Sein Skifahren werde mit jedem Tag besser. In Madonna (15.) war es schon in die Richtung gegangen. Spätestens in Adelboden sei er seiner alten Verfassung vor der Verletzung nahe gekommen, jetzt habe er sie fast erreicht. „Das Gefühl ist wieder zurück, dass ich den Schwung schnell machen kann“, sagte der Slalom-WM-Dritte von Aare. Die Formkurve zeigt steil bergauf.

1. Daniel Yule (SUI)
2. Marco Schwarz (AUT)
3. Clement Noel (FRA)

Lohn intensiver Vorbereitung

Die intensive Arbeit im Vorfeld zeigte nun Wirkung. Schon im Sommer waren die Slalom-Herren in Kitzbühel den Ganslern hinaufgegangen, sogar die Streif bis zum Abfahrtsstart. „Das hat sicher dabei geholfen, dass es heute so gepasst hat, auch mannschaftlich“, erklärte der Kärntner.

„Wir haben den Hang visualisiert und uns die Übergänge gut eingeprägt“, was bei ihm „Gutes bewirkte“ und den Angriff im zweiten Lauf erleichterte. „Ich wollte attackieren und im Ziel grün sehen, das ist ganz gut gelungen“, so Schwarz, an dem letztlich nur Yule vorbeikam, der nach Madonna und Adelboden seinen dritten Slalom-Erfolg in diesem Jänner feierte und den vierten seiner Karriere.

Der Jubel der rund 18.000 Fans entlang der Strecke trieb Schwarz an. „Das kriegt man voll mit. Das war ein gutes Zeichen. Da wusste ich, dass ich schnell bin, und wollte es ins Ziel bringen. Der Lärm pusht.“ Der Goldenen Gams für den Sieg weinte er nach Platz vier im Vorjahr nicht nach. „Jetzt bin ich einmal happy mit dem Podium. Yule ist wieder total gut gefahren, von daher hat er verdient gewonnen“, so Schwarz. „Man muss geduldig bleiben, das zahlt sich irgendwann aus. Vielleicht gibt es in Schladming die Revanche.“

Yule siegt bei Slalom in Kitzbühel

Zum Abschluss des Hahnenkamm-Wochenendes in Kitzbühel hat sich Daniel Yule den Slalom-Sieg am Ganslernhang gesichert.

Auch Teamkollegen zeigen auf

Beim Nightrace wird auch Matt wieder angreifen. Platz sechs in Kitz war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Sehr positiv. In Schladming fahre ich auch die letzten zehn Tore schnell, dann passt es“, sagte der Tiroler, der bis zur letzten Zwischenzeit ganz vorne dabei gewesen war. Nach den Problemen in den vergangenen Rennen tankte er wieder Selbstvertrauen. „Ich war bei den absolut Schnellsten dabei, das zählt“, so Matt, der mangels Erfolgserlebnissen in den jüngsten Rennen das Tempo im Finish dosierte und wusste: „Mit mehr Risiko am Schluss wäre ich aufs Podest gefahren.“

ÖSV-Fahrer Michael Matt auf der Strecke
GEPA/Patrick Steiner
Matt durfte sich nach langer Zeit wieder über ein Spitzenergebnis freuen

Davon darf sein Kärntner Teamkollege Pertl in Zukunft träumen. Mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang hatte er sich bei seinem Debüt in Kitzbühel von Platz 24 auf acht katapultiert. Dass er so lange in Führung gelegen war, überraschte ihn selbst. Mit Startnummer 73 war er schon völlig überraschend erstmals in ein Finale der Top 30 gekommen. „Da war ich bereits zufrieden, weil ich meine ersten Weltcup-Punkte sicher hatte. Aber dann drückte ich noch einmal voll an.“ Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. „Jetzt war ich auch einmal richtig im Fernsehen“, sagte Pertl. Ein Wiedersehen gibt es in Schladming.