Der österreichische Skifahrer Marco Schwarz.
APA/Erwin Scheriau
Ski alpin

Österreicher bitten zur „Revanche“

Nach den starken Leistungen beim Slalom in Kitzbühel will Österreichs wiedererstarkte Techniker-Truppe in Schladming ganz oben auf das Podest. Angeführt wird das ÖSV-Team von Marco Schwarz, der als Zweiter auf dem Ganslernhang hinter dem Schweizer Daniel Yule am Dienstag (17.45 Uhr bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) zu einem Rückkampf auf die Planai bittet.

Dritter in Adelboden, Zweiter in Kitzbühel – der Sieg in Schladming wäre die logische Konsequenz für Schwarz, der elf Monate nach seinem Kreuzbandriss wieder an seine alte Form anknüpfen konnte. „Warum nicht. Vielleicht gibt es eine Revanche“, sagte der 24-jährige Kärntner. „Wir haben sehr gut trainiert und uns super vorbereitet. Das Skifahren passt. Mein Gefühl ist zurück, mein schneller Schwung wieder da.“

Das mannschaftlich starke Ergebnis von Kitz mit den Plätzen sechs für Michael Matt, acht mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang für Adrian Pertl, 13 für Manuel Feller und 16 für Fabio Gstrein dürfte für Schladming noch einmal Reserven freigemacht haben. „Das Ergebnis pushte uns, wir haben einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht“, sagte Schwarz. Bald werde man wieder „eine brutale Technik-Mannschaft“, sagte auch Gruppentrainer Marko Pfeifer, er sei davon überzeugt.

Mit Unterstützung der Fans

Mit Hilfe der 45.000 fanatischen Fans im Hexenkessel auf der Planai soll der nächste Schritt gesetzt werden, wenngleich die Fußstapfen von Vorjahressieger Marcel Hirscher wohl noch zu groß sind und der Druck sowie die Erwartungen nach den starken Leistungen vor zwei Tagen in Kitzbühel gestiegen sind. Dass Schwarz und Co. ihr Potenzial wie Hirscher in diesen extremen Momenten abrufen zu können, müssen sie erst unter Beweis stellen. Ob das Selbstvertrauen nach einer bis Kitz großteils vermurksten Saison schon groß genug ist?

Von der Stimmung her sei Schladming über alle anderen Rennen zu stellen, einzigartig. „In Schladming ist es eigentlich der ganze Steilhang, wo dich die Fans runterbegleiten und anfeuern“, sagte Schwarz. Der Kärntner wird das Rennen mit Nummer eins eröffnen. Sein bisher bestes Nightrace-Ergebnis holte er im Vorjahr als Fünfter, Matt als 13., Feller vor drei Jahren als Sechster. Beim dritten Sieg Hirschers 2019 schied Schwarz aus.

Fans beim Nachtslalom von Schladming.
GEPA/Mario Buehner
Rund 45.00 Fans sollen die Österreicher beim Heimspiel wieder zu Höchstleistungen anspornen

Wie turbulent es im Slalom-Weltcup derzeit zugeht, hatte sich in Kitzbühel wieder gezeigt. Der Sieg ging zwar zum dritten Mal in diesem Jänner nach Madonna und Adelboden an Yule („Wenn es um etwas geht, kann ich den Knopf noch einmal aufdrehen“), die Zahl der Podestaspiranten hat sich aber noch einmal vergrößert. Dazu zählt Matt, der als Sechster seine Durststrecke beendete und wieder Lust auf mehr bekam. Nach Lauf eins war er sogar Dritter gewesen. „In Schladming werden wir die letzten zehn Tore auch noch gescheit fahren. Dann passt das“, sagte der Tiroler.

Feller probiert es wieder

Sein engerer Landsmann Feller will sich und allen beweisen, dass er mehr draufhat, als er zuletzt in Kitzbühel zeigte, wo er als Halbzeit-18. im zweiten Lauf „110 Prozent“ gab und im Ziel „trotzdem nur als Dritter“ abschwang. Letztlich wurde er 13. Glücklich war er damit nicht, obwohl es sein zweitbestes Ergebnis nach dem Bandscheibenvorfall und Platz zwölf in Zagreb war. „Wenn ich damit zufrieden wäre, könnte ich gleich mit dem Skifahren aufhören“, sagte der 27-Jährige.

Der österreichische Skifahrer Manuel Feller in Kitzbühel 2019.
GEPA/Andreas Pranter
Nach der Enttäuschung trotz vollen Risikos in Kitzbühel wird Feller in Schladming wieder Gas geben

Matt äußerste sich ähnlich. „Ich habe alles gegeben, keinen großen Fehler gemacht. Statt so einem Ergebnis wäre ich lieber auf der Goschen gelegen. Das fühlt sich für mich an, als hätte mir Klitschko eine reingehaut. Aber wie es ausschaut, bin ich momentan einfach nicht schneller. Dabei wäre ich so gut vorbereitet gewesen.“ Er musste sich für Schladming neu motivieren. Zum Glück sei er keiner, der lange darüber nachdenke. „Ich habe schon oft Rennen in den Sand gesetzt und bin beim nächsten wieder gut dagestanden.“

Höchstleistung im Hexenkessel

Obwohl Feller an seine gewohnten Leistungen, wie er sagte, vermutlich erst in der nächsten Saison werde anknüpfen können: Jetzt liegt sein Fokus voll und ganz auf Schladming. „Ich freue mich darauf. Schon allein wegen der Stimmung, auch wenn Kitzbühel extrem wehgetan hat. Vielleicht schaut es hier ganz anders aus. Ich werde wieder 100 Prozent geben. Vor dem Publikum kann man sowieso nicht zurückstecken.“

Die außergewöhnliche Atmosphäre in Schladming, wo Hirscher vor sieben Jahren unter Höchstdruck seinen ersten Slalom-WM-Titel erobert hatte, soll diesmal alle acht Österreicher zu Höchstleistungen anspornen. Für Trainer Pfeifer gab es daran keinen Zweifel. „Wir werden um den Sieg mitfahren“, sagte der Kärntner. Neben Schwarz, Matt und Feller wollen das Fabio Gstrein, Adrian Pertl, Johannes Strolz, Marc Digruber und Mathias Graf.