Salzburg Trainer Jesse Marsch und Sportdirektor Christoph Freund
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Bundesliga

Salzburg startet mit „extrem gutem Gefühl“

Auch nach dem Verlust zweier herausragender Spieler geht Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg als großer Favorit ins Frühjahr der tipico-Bundesliga. Der LASK, der im Auftaktschlager am Freitagabend (19.00 Uhr) in Wals-Siezenheim gastiert, lauert aber nur zwei Punkte dahinter. Die Meisterschaft scheint damit spannend wie schon lange nicht, dennoch blicken die Salzburger Verantwortlichen optimistisch auf das Frühjahr.

Sportdirektor Christoph Freund ist von seiner Truppe vollauf überzeugt, verweist diesbezüglich auch auf den vergangenen Sommer. Damals hatten Erfolgscoach Marco Rose und gleich fünf Stammspieler den Club verlassen. „Im Sommer haben viele erwartet, dass wir den Umbruch nicht verkraften. Und das war ein großer Umbruch“, sagte Freund. „Ich habe im Sommer gesagt, dass ich ein extrem gutes Gefühl habe. Genau so eines habe ich jetzt auch.“

Im Winter waren es Erling Haaland und Takumi Minamino, die Salzburg Richtung Borussia Dortmund bzw. Liverpool verließen und Österreichs Ligakrösus weiteres Geld und Prestige bescherten. „Das war etwas ganz Spezielles, das vielleicht ganz selten vorkommen wird. Das war pures Entertainment“, sagte Freund über Haaland, der in einer Halbsaison den heimischen Fußball auf den Kopf stellte und am Ende sogar als Österreichs Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde.

Bundesliga-Frühjahr startet mit Spitzenspiel

Zum Auftakt des Bundesliga-Frühjahrs empfängt Tabellenführer Salzburg mit dem LASK den ersten Verfolger. Die Linzer wollen den Meister dabei fordern.

„Können Abgänge sehr gut kompensieren“

„Besonders freut mich aber der Transfer von Minamino. Das war eine tolle langfristige Entwicklung bei uns“, erinnerte Freund an das fulminante Ende des fünfjährigen Engagements des Japaners in Salzburg. „Ich bin sicher, dass wir die Abgänge von Haaland und Minamino als Mannschaft sehr gut kompensieren können“, sagte Freund. „Es ist ein richtig guter Spirit in der Mannschaft. Extrem viel Speed und Leidenschaft. Aber wir müssen uns alles erarbeiten.“

Christoph Freund (RBS)
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Salzburgs Sportchef Christoph Freund blickt einmal mehr positiv auf eine anstehende Halbsaison

Dass man sich um die Offensivkraft kaum sorgen muss, unterstrichen die Testspiele, die mit 6:0 (Al Arabi), 6:3 (Zenit St. Petersburg), 3:0 (Gornik Zabrze) und 6:0 (Blau-Weiß Linz) endeten. Dreimal traf dabei Hwang Hee Chan, der ebenfalls mit einem Wintertransfer in Verbindung gebracht worden war – für Freund kein Thema. „Hee Chan ist ein extrem wichtiger Spieler und super drauf. Wir haben im Herbst den besten Hwang aller Zeiten gesehen. Das ist durch Haaland für mich ein bisschen untergegangen“, erklärte der 42-Jährige.

Zwei junge Hoffnungen

Ähnliche Leistungen erhoffen sich die Vereinsverantwortlichen in Zukunft von den Offensivkräften Karim Adeyemi (18 Jahre) und Noah Okafor (19). Ersterer kam vom Kooperationsclub FC Liefering und präsentierte sich in der Wintervorbereitung „richtig gut“, Letzterer sprengte mit einer kolportierten Summe von 11,2 Millionen Euro den bisherigen Rekord für einen Transfer in die heimische Liga.

Dabei hatte es vor vier Jahren im ersten Anlauf nicht geklappt. „Damals hat es nicht gepasst, auch wegen Familie und Schule. Und wenn die Situation nicht so gewesen wäre wie jetzt, dass er im Herbst beim FC Basel nicht so wenig gespielt hätte, dann hätten wir eh keine Chance gehabt“, berichtete Freund. „Es waren viele große Vereine an ihm dran, aber er hat sich bewusst für Salzburg entschieden, und darüber sind wir sehr glücklich.“

Karim Adeyemi (RBS)
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Karim Adeyemi wird bereits als nächster „Erling Haaland“ tituliert

Beiden würden nun ihre Zeit bekommen, um sich zu akklimatisieren und nach und nach auf Einsatzminuten kommen. „Sie werden mit ihrem Speed, ihrer Leidenschaft, ihrer Energie uns guttun“, sagte Freund am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Hunger auf Titel ungebrochen

Einer, der weiter auf seine große Chance warten muss, ist Smail Prevljak. Der 24-jährige bosnische Stürmer, der sich nach den Abgängen von Munas Dabbur und Fredrik Gulbrandsen im Sommer einiges ausgerechnet hatte, war zu Saisonbeginn verletzt und kam dann kaum zum Zug. Nun folgte die Leihe zum belgischen Erstligisten Eupen. „Wir haben ihm einfach nicht die Garantie auf viel Spielzeit geben können“, begründete Freund.

„Wir brauchen einfach auch Spieler, die sich mit ihrer Situation identifizieren können. Da haben wir als einen, der von der Bank kommt, lieber einen jungen, hungrigen Spieler.“ Hungrig ist der Club einmal mehr im Europacup. Nach dem CL-Aus im Dezember hatte Trainer Jesse Marsch immerhin betont, dass man die Europa League durchaus gewinnen könne. Für Freund ist der EL-Titel nicht das erklärte Ziel. „Natürlich ist die Zielsetzung, dass wir weiterkommen. Aber wir wissen schon, welche Teams da im Rennen sind“, meinte er. „Unser wichtigstes Ziel ist es, den Meistertitel wieder nach Salzburg zu holen.“

Lobende Worte für den LASK

Der schärfste Konkurrent gastiert bereits am Freitag in Salzburg. Über den LASK verlor Freund wenige Tage vor dem Duell nur lobende Worte. „Die Mannschaft ist schon lange in dieser Konstellation zusammen. Es wurde ein Spielstil kreiert und die Spieler sind in diesem System gewachsen“, so Freund. „Der LASK macht einen guten Job, und das unaufgeregt. Sie haben auch auf ihrem Level sehr gute Transfers getätigt, sind stabil und haben mit Jürgen Werner jemanden, der weiß, was es braucht. Sie haben ihre Richtung nie verändert und fühlen sich in ihrem System wohl“, so der Sportchef weiters.

Das erste von insgesamt vier Frühjahrsduellen – im Uniqa-ÖFB-Cup kommt es im Halbfinale ebenfalls zum Schlager – bewertet Freund als „Gradmesser und wichtiges Spiel, aber es werden danach die Punkte noch halbiert, und dann geht es noch zweimal gegeneinander.“

„Man sollte immer demütig sein“

Sollte Salzburg am Ende wieder ganz oben stehen, wäre es der siebente Titel in Folge und letztlich auch keine Überraschung. Die Fans dürfen als erfolgsverwöhnt bezeichnet werden. Freund will in den jüngsten nationalen und internationalen Highlights aber keine Normalität erkennen. „Für mich ist es noch immer außergewöhnlich, was passiert ist“, betonte er. „Es wird vielleicht nicht immer so gut laufen. Angst davor haben wir aber keine. Weil wir konzentriert arbeiten und in den unteren Bereichen gut scouten. Man sollte immer demütig sein und sich nicht von der Euphorie leiten lassen.“