Skifliegen

Kraft rettet auf Kulm Stockerlplatz

Stefan Kraft muss auf seinen ersten Heimsieg zwar weiter warten, mit Platz drei im ersten von zwei Skiflugbewerben auf dem Kulm in Tauplitz/Bad Mitterndorf baute der Salzburger aber seine Führung im Weltcup aus. Kraft rettete den Stockerlplatz 0,1 Punkte vor seinem schärfsten Verfolger Karl Geiger aus Deutschland und zog damit in der Gesamtwertung weiter davon. Der Sieg ging überraschend an den polnischen „Oldie“ Piotr Zyla.

Der 33-jährige Zyla, nach dem ersten Durchgang noch hinter Geiger und Kraft Dritter, drehte mit einem Flug auf 219,5 Meter in der Entscheidung das Klassement noch um und feierte seinen erst zweiten Einzel-Sieg im Weltcup. Davor hatte der Pole 2013 auf dem Holmenkollen bei Oslo triumphiert. Zweiter wurde der Slowene Timi Zajc, der sich nur um 0,3 Punkte geschlagen geben musste. Kraft hatte als Dritter nach Flügen auf 224,5 und 214,5 Meter 3,9 Zähler Rückstand auf den Sieger.

„Irgendwo bei den Windpunkten war es ein richtiges Masel“, meinte Kraft, der es zum zehnten Mal in der laufenden Saison unter die besten drei geschafft hat, im ORF-Interview, „aber es sind nach vorne auch nur drei Punkte (Rückstand, Anm.). Das ist auf einer Skiflugschanze wie ein Zehntel auf einer normalen. Es war ein brutal enges Rennen.“ Am Sonntag folgt auf dem Kulm (11.00 Uhr live in ORF1) noch ein Einzel. Dort soll Krafts 18. Sieg im Weltcup, aber sein erster in der Heimat folgen: „Es wäre sicher einer der schönsten Siege. Aber das muss passieren, du brauchst auch Glück und zwei richtige Raketen. Jetzt bin ich glücklich über den dritten Platz“, so der Salzburger im ORF.

Zyla fliegt zum Sieg

Der 33-jährige Routinier nutzt die Gunst der Stunde und fliegt zum zweiten Mal in seiner Karriere auf die oberste Stufe des Podests.

Durch seinen knappen Vorsprung – umgerechnet entschieden 8,3 Zentimeter über Platz drei – gegenüber dem Deutschen baut Kraft seine Führung auf Geiger in der Gesamtwertung auf 78 Punkte aus. Der 26-jährige Salzburger hält nun bei 1.173 Zählern, Geiger hat 1.095 Punkte zu Buche stehen. Dritter ist der Pole Dawid Kubacki (985), der mit Rang fünf am Samstag seinerseits seinen Vorsprung auf Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi aus Japan – im ersten Springen nur Neunter – auf 20 Punkte ausbauen konnte. Philipp Aschenwald ist mit 466 Punkten als zweitbester ÖSV-Springer auf dem 13. Platz zu finden.

„Empfehlungsschreiben“ von Hayböck

Der eine Zehntelpunkt, der Kraft Platz drei sicherte, fehlte Michael Hayböck auf die Top Ten. Der Oberösterreicher klassierte sich mit 0,1 Punkten Rückstand auf den zehnten Platz als zweitbester Österreicher auf Rang elf. Philipp Aschenwald kam als 19. in die Wertung, Daniel Huber belegte den 22. Platz. Gregor Schlierenzauer, Clemens Leitner und Stefan Huber hatten die Entscheidung der besten 30 verpasst.

Rang elf für Hayböck

Als zweitbester Österreicher schrammt Hayböck als Elfter hauchdünn an den Top Ten vorbei

Hayböck freute sich über „ein Empfehlungsschreiben“ für die Skiflug-WM im März im slowenischen Planica. „Es hat heute sehr viel Spaß gemacht. Es waren vom ersten Sprung weg coole Flüge, wo ich immer in den Top Ten war. Jetzt halt im Endergebnis nicht, das ist ein bisschen schade, weil ich eigentlich gute Verhältnisse hatte, aber den Schanzentisch verpasst habe“, sagte Hayböck. Cheftrainer Andreas Felder hatte unabhängig vom Abschneiden seiner Adler allen Grund zur Freude: Der Tiroler wurde am Valentinstag zum dritten Mal Vater.

Zyla mit „perfektem Gefühl“

Grund zum Strahlen hatte auch der Sieger des Tages aus Polen. Fast sieben Jahre nach seinem bisher einzigen Sieg durfte sich Zyla wieder über einen Erfolg im Weltcup freuen. „Es ist das perfekte Gefühl, es ist großartig, hier zu gewinnen“, sagte der 33-Jährige, der als größten Erfolg bisher WM-Gold in der Mannschaft 2017 und Einzel-Bronze im gleichen Jahr zu Buche stehen hatte, im ORF-Interview. „Es hat unglaublichen Spaß gemacht – und dann auch noch zu gewinnen ist natürlich sehr speziell.“

Dass sein zweiter Sieg nur mit drei Zehntelpunkten abgesichert war, kümmerte Zyla in der Stunde des Triumphs nicht. „Darüber denke ich nicht nach“, sagte der bis über beide Ohren grinsende Pole, „ich habe mich nur auf die grüne Linie konzentriert, weil ich gewusst habe, dass ich bis dorthin kommen muss, um auf das Podest zu springen. Wenn dir das gelingt, dann ist alles möglich.“

Skifliegen in Tauplitz/Bad Mitterndorf

Endstand:
1. Piotr Zyla POL 225,5 / 219,5 418,5
2. Timi Zajc SLO 222,5 / 225,0 418,2
3. Stefan Kraft AUT 224,5 / 214,5 414,6
4. Karl Geiger GER 230,0 / 213,0 414,5
5. Dawid Kubacki POL 226,0 / 217,0 410,4
6. Antti Aalto FIN 214,5 / 225,5 405,1
7. Kamil Stoch POL 217,5 / 231,5 400,9
8. Robert Johansson NOR 206,5 / 226,5 398,0
9. Ryoyu Kobayashi JPN 224,0 / 207,5 397,7
10. Marius Lindvik NOR 209,0 / 231,5 395,7
11. Michael Hayböck AUT 215,5 / 224,0 395,6
12. Robin Pedersen NOR 205,0 / 225,0 393,1
13. Constantin Schmid GER 212,5 / 211,0 391,3
14. Daniel-Andre Tande NOR 207,0 / 227,5 389,2
15. Stephan Leyhe GER 208,0 / 226,5 385,9
16. Johann Andre Forfang NOR 206,0 / 220,0 383,3
17. Anze Lanisek SLO 207,0 / 214,0 379,7
18. Pius Paschke GER 204,0 / 215,5 377,3
19. Philipp Aschenwald AUT 208,5 / 214,0 376,0
20. Jurij Tepes SLO 200,0 / 211,5 368,4
21. Junshiro Kobayashi JPN 201,5 / 209,0 368,1
22. Daniel Huber AUT 195,5 / 205,0 363,8
23. Ziga Jelar SLO 185,0 / 205,5 361,2
24. Jakub Wolny POL 211,0 / 201,0 360,3
25. Domen Prevc SLO 198,5 / 205,0 357,1
26. Artti Aigro EST 197,0 / 204,0 357,0
27. Yukiya Sato JPN 205,0 / 197,0 353,2
28. Markus Eisenbichler GER 201,0 / 200,0 342,0
29. Anders Haare NOR 193,0 / 191,0 337,7
30. Aleksander Zniszczol POL 197,0 / 188,0 332,4
Im ersten Durchgang u.a. out:
40. Gregor Schlierenzauer AUT 182,5 146,9
44. Clemens Leitner AUT 169,0 135,8
49. Stefan Huber AUT 148,0 115,7