Red Bull’s Fahrer Max Verstappen
APA/AFP/Nelson Almeida
Formel 1

Red Bull vor Tests sehr zuversichtlich

Mit den sechstägigen Testfahrten in Montmelo bei Barcelona beginnt am Mittwoch die letzte Vorbereitungsphase auf die neue Formel-1-Saison. In dieser wird wegen des gleich gebliebenen Reglements erneut ein Dreikampf an der Spitze erwartet. Red Bull sieht sich dabei als erster Jäger von Titelverteidiger Mercedes.

Denn man habe bei den „Bullen“ die Schwachstellen vergangener Jahre erkannt und ausgemerzt, so Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko. Das Auto kam so früh wie schon lange nicht auf den Prüfstand, der Rollout erfolgte pünktlich. „Bisher sind wir immer erst zur Saisonhälfte so richtig in Fahrt gekommen. Diesmal aber passt das Timing“, erklärte Marko.

„Wir waren in der Hybrid-Ära noch nie so gut vorbereitet wie jetzt, und Honda hat einen weiteren Schritt zugelegt. Deshalb sehe ich uns als ersten Herausforderer. Und das ist eine angenehmere Situation als jene des Titelverteidigers.“

„Wir haben zu spät reagiert“

Die Zutaten, um Max Verstappen doch noch zum Nachfolger von Sebastian Vettel als jüngster Formel-1-Weltmeister zu machen, sind beim letztmöglichen Versuch also offenbar vorhanden. Auch wenn Marko betont: „Mercedes ist wieder Favorit. Sie haben die letzten sechs Weltmeisterschaften gewonnen, und Lewis Hamilton ist in einem absoluten Hoch.“

Helmut Marko (Red Bull)
GEPA/Christian Walgram
Für Marko hat Red Bull heuer besonders gute WM-Karten

Ferrari hat zwar das Vorjahr vor Red Bull Racing als WM-Zweiter beendet, hatte dies aber hauptsächlich einem zunächst eher rätselhaften PS-Vorsprung in der ersten Saisonhälfte zu verdanken. „Da gab es Überholmanöver, da ist einem alles vergangen“, erinnerte sich Marko. „Wir haben zu spät reagiert“, sagte der Steirer und kündigte an, dass man künftig mit Gegenmaßnahmen nicht so lange warten will. Man werde stattdessen „gleich reagieren, notfalls mit Protesten“.

„Hamilton war zuletzt ohne Konkurrenz“

Ein Dreikampf könnte auch unter den Piloten stattfinden. Hamilton will im letzten Jahr, bevor durch den kompletten Technik-Umbruch eventuell einem anderen Team der große Wurf gelingt, mit seinem siebenten Titel zu Rekordchampion Michael Schumacher aufschließen. Verstappen und der ebenfalls 22-jährige Ferrari-Jungstar Charles Leclerc können letztmalig jeweils jüngster Weltmeister der Geschichte werden.

„Lewis ist ein Naturtalent, sauschnell und hat mittlerweile Routine en masse. Aber er ist, auch wenn das dumm klingt, zuletzt mehr oder minder ohne Konkurrenz gefahren“, sagte Marko. Auch Leclerc habe unglaublichen Speed gezeigt. „Sowohl er als auch Ferrari waren aber fehleranfällig. Ich glaube nicht, dass man das innerhalb einer Saison ablegen kann.“

Red Bull will passendes Paket liefern

Selbst hofft man bei den Testfahrten Bestätigung dafür zu bekommen, dass die Chance auf den ersten WM-Titel seit 2013 lebt. Marko ist auch wegen Verstappens fahrerischem Talent davon überzeugt. „Er ist auf der einzelnen Runde vielleicht der Schnellste der drei und hat inzwischen auch die nötige Routine und Reife. Mit dem Paket, das wir ihm hoffentlich bieten, kann er ein ernstzunehmender Gegner werden.“

Verstappen hat sich bereits bis 2023 und damit zwei Jahre länger als Honda an Red Bull gebunden und hofft das auch. „Wir wissen, dass wir von Beginn weg bereit sein müssen, damit wir um den Titel kämpfen können“, betonte der Niederländer. „Es wird nicht leicht. Aber wir versuchen alles, was möglich ist.“

Ein neuer Fan des Hybridmotors

Zum „Paket“ zählt Marko klarerweise den Honda-Motor, mit dem Red Bull zuletzt immer besser gefahren ist. Deshalb hat beim Österreicher auch ein bemerkenswerter Meinungsumschwung zum Thema Hybridantrieb stattgefunden. Der jahrelange Kritiker ist mittlerweile zum Fan geworden. „Erstens haben wir jetzt selbst einen wettbewerbsfähigen Hybridmotor, das ändert viel“, gab Marko unumwunden zu. „Zum andern haben sich die Zeiten geändert – Stichwort ‚Fridays for Future‘ oder Dieselgate.“

Man könne daher als Topmotorsportart Ansätze für Nachhaltigkeit zwar nicht als oberste Priorität setzen, aber doch in gewissen Punkten erfüllen. „Es war ein großer Fehler der gesamten Formel 1, dass die Effizienz und die technische Brillanz dieser Motoren in keiner Weise der Öffentlichkeit erklärt oder dargestellt wurden“, ist Marko mittlerweile überzeugt. „Es gibt nichts Besseres als das, was wir hier verwenden.“